Meine Umschulung zum Fachinformatiker/AE ist bereits einige Jahre her (Abschluss 2001) - seit einiger Zeit verfolge ich die Forenbeiträge hier wieder, da ein Bekannter derzeit auch diese Umschulung macht und dieses Jahr seine Abschlussprüfung hat.
Ich absolvierte damals meine Umschulung an einer Privaten Fachschule (finanziert vom Arbeitsamt). Diese ging über 2 Jahre, wovon ich ein Jahr durchgehend Schule hatte und ein Jahr Praktikum (an einem bekannten Forschungsinstitut).
Voraussetzung für die Finanzierung durch das Arbeitsamt war u.a, dass die Ausbildung eine Vollzeitausbildung seine sollte.
Tatsächlich war der Unterricht an der Schule täglich um 13.00 Uhr zu Ende und als FIAE hatte ich überwiegend kaufmännische Inhalt (Fächer u.a.: Materialwirtschaft, Buchhaltung, Kostenrechnung, Recht, Organisation). Die Informatikinhalte beschränkten sich überwiegend auf Excel, Word und Access. Schätzungsweise waren es etwa 95% kaufmännische Inhalte und 5% "Hausfrauen"-Informatik.
Kollektive Beschwerden derjenigen die einschätzen konnten, was später von einem Fachinformatiker im tatsächlichen späteren Berufsleben erwartet wird, richteten sich mit einer Beschwerde an das Arbeitsamt und an die IHK - ich erinnere mich an den Termin bei der IHK - wir wurden als "Querulanten" niedergemacht. Selbst von Berufsschulkollegen - die meinten, dass man eh nichts ändern könne (die haben dann später auch entsprechend schlecht bei der Prüfung abgeschnitten). Wir gingen dann an die örtliche Presse - diese wurde jedoch von der IHK/Schule mundtod gemacht.
Einige nahmen dann daraufhin Ihre Ausbildung selbst in die Hand. Das Praktikum sah bei mir z.B. so aus: Ich war ein paar Tage in dieser Forschungs-"Anstalt" und habe dann das restliche Jahr zuhause verbracht, weil die mich nicht ausbilden wollten oder konnten (wegen geheimer Forschungsprojekte - ich hätte ja Geheimnisse nach außen tragen können).
Ich habe dann eine Unmenge von Büchern gekauft (sowohl zu EDV als auch kaufm. Themen) und gelesen, mir verschiedene Programmiersprachen, Konzepte, Wissen über Tools etc. angeeignet und quasi "meine eigenen Projekte gemacht." Was glaubt Ihr wer am Schluss die besseren Noten/besseren Prüfungsabschluss hatte? Viele derjenigen, die sich auf Schule/Praktikumsfirma verlassen haben, haben nur gerade so bestanden.
Wenn ich nun sehe, dass mein Bekannter 8 Stunden am Tag für sein Ausbildungsbetrieb arbeitet (weitgehend ausbildungsfremde Themen) und der Ausbildungsbetrieb sogar das Geld von der LVA bekommt, dann kriege ich echt die Wut. Mein Bekannter lernt für die Prüfung nach diesen 8 Stunden/während seines Urlaubs und macht auch in dieser Zeit seine Projektarbeit. Er versucht nun innerhalb weniger Wochen das Versäumte in Eigenregie nachzuholen (er richtet sich u.a. dabei nach den alten Prüfungen) .
Die Ausbildungsfirma hat meinen Bekannten schon angekündigt ihn nicht zu übernehmen. Begründung: Es kommt ein neuer Azubi (klar, der kann nun die HIWI Jobs machen). Auf der anderen Seite sucht diese Firma über Monster aber u.a. Java-Entwickler, Web-Entwickler etc. Ich frage mich, warum solche Firmen ihren eigenen Fachkräftebedarf nicht selbst stillen, indem sie ihre Azubis entsprechend ausbilden.
Mein Tipp: Nehmt Eure Ausbildung frühzeitig selbst in die Hand - verlasst euch nicht alleine auf Schule/Betrieb. Nehmt nicht schweigend hin, wenn Ihr als HIWI Kräfte benutzt werdet - wechselt notfalls den Betrieb. Es geht schließlich um >Eure< Zukunft.