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Praktische Prüfung fair???


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@ WYSIFISI:

versuch dich mal von einer bundesweiten Lösung zu lösen. Jede IHK ist für ihren lokalen Bereich zuständig. Dort schafft sie einem Rahmen, damit der Prüfungsausschuss sinnvoll arbeiten kann. Der Prüfungsausschuss besteht aus drei Leuten: eine Lehrervertreter, einem Vertreter der Betriebe und einem Vertreter der Arbeitnehmerschaft (es kann eine vierte Person dabei sein, falls ein Mitglied ausfällt wegen dienstlicher Termine, Krankheit, usw). Die musst du überzeugen, dass sie dich (ich nehme mal an, dass du Azubi bist) als Ausgelernter auf die Straße lassen können.

*satire on*

In der Prüfung sind die drei ganz einfach auseinander zu halten:

- der Lehrervertreter: er schluchzt oder weint ununterbrochen, denn er weiss, dass seine Kollegen im Unterricht mehrfach die möglichen Fragen (in leichten Abwandlungen) durchdiskutiert haben und du als Prüfling daher eigentlich eine vernünftige Antwort geben können solltest

- der Arbeitgebervertreter, meist ein kleiner Unternehmer oder kleiner Chef in größerem Unternehmen: wenn du gut bist, dann stellt er dir Fragen, die du nicht beantworten kann -> er hat kein Interesse, dass du durchkommst und bei der Konkurrenz anfängst. Wenn du schlecht bist, dann stellt er dir leichte Fragen -> dann will er, dass du bei der Konkurrenz anfängst

- der Arbeitnehmervertreter: steckt dir unauffällig ein Papier zu ... sofort ausfüllen, unterschreiben und zurückgeben ... Gewerkschaften tun nur etwas für ihre Mitglieder!

Also folgende Strategie: erstmal erkläre, dass du die Berufsschule so gerne besucht hättest (vorher alle Berufsschul-Seiten aus'm Berichtsheft entfernen!), aber *gute Ausrede hier einfügen* ... wenn du 'ne Frage nicht beantworten kannst, dann fühlt sich der Berufsschullehrer als Vertreter seiner Gattung nicht betroffen -> der ist damit neutralisiert. Dann erzähle nebenbei, dass du nach der Prüfung erstmal dein Abi nachmachst und dann Informatik studierst -> damit neutralisierst du den Vertreter der Arbeitgeberbank (weil du nicht mehr bei der Konkurrenz anfangen wirst). Dann trage am Jacket noch so einen kleinen blauen Peace-Button mit weißer Taube -> damit begeisterst du den Gewerkschaftler, der sich an seine Jugend in der Friedensbewegung erinnert -> der sorgt für die gute Note.

*satire off

Ich find's immer wieder faszinierend, wie wenig Wissen die (Ex-)Azubis über die Prüfungen weitergeben ... nach Ende der Prüfung reicht ihr Gedächnis gerade noch sehr selektiv, um sich hier zu beschweren, aber mehr läuft nicht. Bei Bestanden gibt's eigentlich nur Jubel-Rufe.

Als ich vor vielen Jahren als Prüfer am ersten Prüfungstag dabei war (in München), da wurde in jeder Prüfung eine Frage gestellt und die Prüfer grinsten dabei. Am Tagesende hab ich dann gefragt, was denn so besonderes an der Frage ist. Die Antwort: das ist die Münchner Standardfrage, die muss spätestens in jeder zweiten Prüfung gestellt werden ... alte Tradition. Und im Übrigen gibt's da einen c't-Artikel. Ich hab' dann die Ausgabe (war sie 2 Jahre alt damals? - keine Ahnung mehr) ausgebuddelt, ein sehr interessanter Artikel über die ersten Prüfungen der Fachinformatiker gefunden und auch die Frage entdeckt, schon benannt als die "Münchner Standardfrage". Nun bin ich 5 oder 6 Jahre Prüfer (Kinder, wie die Zeit vergeht ...) und die Frage wird immer noch in spätestens jeder zweiten Prüfung gestellt und die Azubis können sie immer noch nicht wie aus der Pistole geschossen beantworten, sondern druchsen um die Antwort herum bzw können sie nicht beantworten. Hm ...

Aber stattdessen gibt's einen sehr interessanten Thread, was Leute bei der Prüfung für Kleidung trugen. Ganz nett. Wobei ich nur die These "der Prüfungsausschuss hat sich über meine Kleidung nicht beschwert" = der Prüfungsausschuss hatte nix gegen die Art der Kleidung für sehr gewagt. Ein Prüfungsausschuss beschwert sich beim Azubi in der Regel auch nicht, wenn er den Vortrag unsäglich schlecht findet ... er gibt einfach schlechte Noten. Wobei ich anders herum aber nicht gesagt haben will, dass Klamotten größere Auswirkungen auf die Prüfung haben!

Fazit: in einem versagt die Ausbildung zum Fachinformatiker ganz eindeutig: den Azubis beizubringen, wie sie wesentliches von unwesentlichem unterscheiden. Zumindestens, wenn's um die Abschlussprüfung geht.

Gute Nacht! :) :schlaf:

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Fazit: in einem versagt die Ausbildung zum Fachinformatiker ganz eindeutig: den Azubis beizubringen, wie sie wesentliches von unwesentlichem unterscheiden. Zumindestens, wenn's um die Abschlussprüfung geht.

Nein! Da versagen mindestens 8 oder 9 Jahre Zubringerschulbildung, da reißen selbst 3 Jahre vernünftiges Formen nichts mehr heraus teilweise.

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Geht mir nur um die Aussage und wenn Deine Schulbildung vorher schon ordentlich war, dann solltest Du in der Lage sein einen Vortrag zu halten, Dich vor 3 Menschen bei Fragen nicht komplett zu blamieren und eben filtern können was relevant ist und was nicht.

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@ WYSIFISI:

versuch dich mal von einer bundesweiten Lösung zu lösen. Jede IHK ist für ihren lokalen Bereich zuständig. Dort schafft sie einem Rahmen, damit der Prüfungsausschuss sinnvoll arbeiten kann. Der Prüfungsausschuss besteht aus drei Leuten: eine Lehrervertreter, einem Vertreter der Betriebe und einem Vertreter der Arbeitnehmerschaft (es kann eine vierte Person dabei sein, falls ein Mitglied ausfällt wegen dienstlicher Termine, Krankheit, usw). Die musst du überzeugen, dass sie dich (ich nehme mal an, dass du Azubi bist) als Ausgelernter auf die Straße lassen können.

...

Erst einmal ein herzliches Dankeschön für die ausführliche und erheiternde Darstellung.

Azubi bin ich allerdings nicht, da habe ich einen ganz anderen Hintergrund.

Der Grund, warum ich mich so auf die bundesweite "Gleichheit" bei den Prüfungen und den Prüfungssituationen versteife, liegt auf der Hand, denn die IHK erlaubt es sich ja auch zentral die Prüfungsfragen zu erstellen, bis auf wenige, ich meine nur eine Ausnahme, BaWü.

Der Anspruch der Organisation IHK, eine gleichbleibende Qualitität bei der Ausbildung zu gewährleisten, manifestiert sich in Form von Rahmenlehrplänen und weiteren Vorgaben. Daher fällt es mir ja so schwer, zu verstehen, warum in den Prüfungen teilweise hanebüchene Fehler auftreten, die für sich schon alleine die Kompetenz der IHK, Prüfungen abnehmen zu können, in Frage stellen.

Warum man dann aber das Bestreben hier (meint in den schriftlichen Prüfungen) gleichmachend zu wirken, nicht auch auf den möglichen Teil bei den mündlichen Prüfungen ausdehnt, bleibt mir schleierhaft, aber vll. ist das ja auch nur ein Politikum.

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Die mündlichen Prüfungen sind doch auch gleichermaßen einheitlich... Jeder muss präsentieren und Fragen beantworten, es liegt in der Natur der Sache, dass nicht jeder die gleichen Fragen erhält, wenn zig tausend unterschiedliche(!) Projekte durchgeführt werden, mit Menschen die in den 3 Jahren teilweise KOMPLETT unterschiedliche Dinge sogar gelernt haben, der eine wurde in der Ausbildung auf Netzwerktechnik spezialisiert, der andere hat 3 Jahre im Bereich Storage gearbeitet, etc...

Nehmen wir den ganzen Spaß mal ein bisschen mehr auseinander:

Wichtung ist in fast allen Bundesländern 50% schriftlich und 50% mündlich, die 50% schriftlich sind dann schonmal quasi bundeseinheitlich. Ansonsten herrschen für den mündlichen Teil zumindest einheitliche Rahmenbedingungen, aber bei der Diversität der eingereichten Projekte und Vorträge ist es unmöglich einen simplen Punktekatalog festzulegen, der bei jedem Prüfer das gleiche Ergebnis erzeugen wird. Das Problem hast Du in anderen Bereichen aber auch, z.B. mündliche Abiturprüfungen.

Nichts destotrotz gibt es dennoch gewisse Bewertungsmaßstäbe, u.a. auch auf Form und Vortragstechnik, die sich doch recht einheitlich bewerten lassen. Der individuelle Entscheidungsspielraum ist also gemessen an der großen Vielfalt sogar eher recht gering zu werten. Und damit dem Azubi der Ermessensspielraum nicht zum Nachteil gerät, gibt es ja auch immer mehrere Prüfer, die einen Konsens finden müssen. Das System ist also schon sehr durchdacht, um für dem Prüfling das objektiv möglichste Ergebnis liefern zu können.

edit: Du könntest natürlich entweder Prüfer oder Prüflinge quer durch die Republik schicken, um lokale Eigenheiten der IHKen ausmerzen zu wollen, ob dieser Aufwand das erhoffte Ergebnis allerdings wert ist, wage ich zu bezweifeln.

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Wenn wir uns die akademische variante uns anschauen, dann gibt es die gleichen Strukturen. Bachelor wird auch Korrektoren gegeben, und am Ende muss man seinen Bachelor verteidigen.

Deswegen ist ja auch die reputation der Uni aussagekräftig . Genauso wie bei uns der ausbildungsbetrieb aussagekräftig sein kann.

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@ WYSIFISI

Hm ... die Grundlage dieses Problems ist, dass es mal eine Entscheidung gab', dass die Projektarbeit im Betrieb unter ausschließlicher Aufsicht des Betriebes als Projekt stattfindet. Dies war und ist die Grundlage der Prüfung.

Damit hast du auf Azubi-Seite eine Individualität, die du nicht mehr zentral managen kannst.

In der IT gibt es dazu praktisch keine festen Normen, Qualität ist auch viel Ansichtssache. Definiere doch mal, was du als Qualität bei 'ner Installation von Win7 ansetzen würdest ...

Du hast auf der einen Seite die kleine IT-Bude draußen auf'm Land, 1 Chef, 1 Mitarbeiter, 1 Azubi. Der Chef und sein Mitarbeiter haben sich ihr Wissen überwiegend selbst erarbeitet haben, waren selten auf Schulungen über VHS-Niveau. Der Azubi ist der Sohn eines Bekannten

.

Auf der anderen Seite hast du die große IT-Bude, bei der der Azubi mitten zwischen 'nem halben Duzend Informatikern, ein Drittel davon mit Dr-Titel, lernt. Schulungen, die der Azubi für die Arbeit braucht, werden "outgesourced", der Azubi wird halt für Datenbankgrundlagen mal schnell zu Oracle geschickt. Natürlich auf den englischsprachigen Kurs. Insgesamt wird für den einzelnen Azubi mehr Geld für Weiterbildung ausgegeben als die kleine IT-Bude in den nächsten 10 Jahren dafür investiert. Der Azubi durchlief vor der Einstellung ein eintägiges AC, alle seine Mitstreiter hatten Abitur, ein Teil des Tages wurde nur englisch gesprochen.

Ich hatte mal in 'ner Prüfung eine Azubi einer relativ kleinen IT-Bude, spezialisiert auf Security-Lösungen im Unix-Umfeld in RZs, die ausschließlich Solaris-Rechner hatten. Das Mädel hatte selbst zu Hause 'ne Sun ... das Mädel hatte, mal von Berufsschulwissen abgesehen, keinerlei Kenntnisse der Windowswelt ... aber zum Thema Unix und insbesondere Security hatte sie 'ne Ahnung, da klapperte mir mit 20 Jahren Unixerfahrung der Unterkiefer. Ein Microsoft-Betriebssystem hatte sie während ihrer gesamten Ausbildung 2x installiert. Penetrationstests hat sie selbständig entworfen und umgesetzt. Die Dokumentation dazu schreibt sie selbstverständlich in englisch, deutsche Fachbegriffe kennt sie nur theoretisch.

Noch hatte ich keinen Mainframe-Azubi in 'ner Prüfung ... aber ich hab' hausintern schon ein paar Azubis kennengelernt, die den Großteil ihrer Ausbildung am Großrechner verbracht haben.

Und dann gibt's auch noch die kleine IT-Bude, die IT-Hardware verkauft und gelegentlich mal 'n Rechner zusammenschraubt. Der Azubi erkennt die 10 besten Grafikkarten am Geruch, hat aber noch nie soetwas wie ein RZ von innen gesehen. Hochverfügbar ist für ihn, dass sein Rechner auf der LAN-Party durchhält.

Diese Azubis sollen in einem Zeitrahmen von so ca. 3 Wochen ein einwöchiges Projekt durchführen, natürlich mit einem einmonatigen Vorlauf (damit die IHK noch genug Zeit hat, den Antrag zu prüfen). Das Projekt soll nach den Qualitätskriterien des Betriebes laufen, andere haben wir ja nicht. Die Einhaltung der Qualitätskriterien bestätigt der Betrieb per Unterschrift.

Was würdest du für Kriterien für das Abschlussprojekt ansetzen? Und was willst du machen, dass der Azubi der Mini-Bude auch 'ne Chance hat, über 'ne 4 zu kommen?

Die Auswahl der Prüfer bestimmt nicht die IHK. Lehrer werden von den Berufschulen und den weiteren Bildungsträgern geschickt, die Arbeitgebervertreter kommen von den Arbeitgebern und die Arbeitnehmervertreter über die Arbeitnehmervertretungen. Prüfer haben ihre Sonderwünsche (kann nur zu bestimmten Zeiten, mag Prüfungsthema X nicht, der Prüfer kann traditionell nicht mit dem Prüfer, ...), dies alles muss die IHK so zusammenwürfeln, dass hinterher funktionierende Prüfungsausschüsse zusammenkommen. Die inhaltiche Arbeit machen aber ausschließlich die Prüfungsausschüsse bzw die Prüfer.

Und natürlich, wo Menschen arbeiten, da passieren Fehler! Aber ... eine Medaille hat immer zwei Seiten. Die zweite Seite wird hier selten erwähnt. Es gibt sowohl von Prüfer- als auch von IHK-Seite eine Schweigepflicht.

Ist schon etwas her, da bekam ich 'n Anruf von der IHK ... da gibt's 'n Thread bei fachinformatiker, da soll ich mal die Finger von lassen. Hab' dann nachgesehen, da beschwerte sich 'n Azubi über die Benotung seiner Doku ... der Prüfer hätte ja überhaupt keine Ahnung, die Note sei total falsch, er hätte mindestens 'ne gute 2 verdient. Ich hatte ihm 'ne schlechte 4 gegeben. Er würde jetzt zum Rechtsanwalt gehen usw usw.

Witzigerweise hat der Azubi dann seine Doku hochgeladen und ein paar Prüfer kommentierten sie ... Tenor war eher 5 mit Neigung Richtung 6.

Glaub' daher nicht alles, was hier von enttäuschten Azubis erzählt wird. Es wird hier kaum einer bewußt lügen, aber das Problem ist, dass oft wesentliche Tatsachen vergessen werden.

Erzähl mal von deinem Hintergrund ... warum interessierst du dich so für die Prüfungen?

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Vielen Dank für die Mühe, die Ihr Euch hier macht.

Kurz erläutert, bin ich im Weiterbilsungs-/Fortbildungsbereich tätig und dort bekommt man naturgemäß immer nur die eine Seite zu sehen und das Ergebis der anderen Seite, wenn z.b. die Prüfungen geschrieben respektive die Präsentationen gehalten wurden. Gerade bei letzterem stelle ich fest, dass die Bewertung und Beurteilung sehr stark variiert, obwohl die Vorbereitungen genau auf der Grundlage der IHK Maßstäbe erfolgt ist.

Sicher gibt es die eine oder andere Abweichung durch die Tagesform, aber dennoch ist der Maßstab in den Resultaten nicht erkennbar.

Die Schilderungen lassen dann auch mehr die Vermutungen zu, daß hier noch andere individuelle Präferenzen beteiligt sind.

Aus diesem Grund bin ich natürlich für eine größtmögliche Gleichbehandlung, wobei mir natürlich auch klar ist, dass aufgrund der hier ja auch geschilderten unterschiedlichen Voraussetzungen bestimmte Defizite und Überschüsse entstehen. Dennoch gibt es diese anscheinend nicht so stark bei den schriftlichen Prüfungen.

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Hm ... werde Prüfer und du wirst verstehen ... frag' einfach mal bei deiner nächsten IHK an.

Prüfer sein macht Spaß! Das klingt zwar pervers, ist aber nicht so. Nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der Prüflinge liefert wirklich schlechtes ab, dafür gibt's immer wieder gute Vorträge zu sehr interessanten Themen.

Die 20. Installation eines Schulungsraumen oder die 25. Installation eines WSUS oder die 30. Virtualisierung eines Active Directory Servers ... das überlebt man auch.

Und ... eines wird, vielleicht liegen da auch die Missverständnisse, fast immer falsch gesehen: der Erfolg eines Projektes ist mir als Prüfer egal. Ich will den Azubi kämpfen sehen. Je mehr Probleme ein Azubi in seinem Projekt hat, je mehr Entscheidungen er treffen muss, die er, wie auch immer, zur Not mit Hilfe einer anderen Fachkraft, bewältigt, desto besser. Dann kann ich nämlich sagen: hey, das ist 'n echter Fachinformatiker, der kann Probleme bewältigen.

Natürlich ist ein Azubi bestrebt, sein Projekt glatt durchzuziehen und so zu tun, als wäre alles problemlos durchgelaufen. Aber in seiner Projektdoku (und seinem Vortrag) soll er sein Projekt, also seine Tätigkeiten, dokumentieren. Und wenn da nix inhaltliches steht, er mir also damit ziemlich direkt sagt, dass sein Abschlussprojekt eigentlich das Niveau einer Arbeit für einen Azubi in der ersten Hälfte des ersten Lehrjahres hat ... wie soll ich ihn da benoten?

Pampig (und das ist dann auch in den Noten spürbar) werde ich, wenn ich ********t werden soll. Beispiel (nicht ganz so abgelaufen, aber verdammt nah' an der Realität): Umzug eines RZ, Azubi-Aufgabe ist Neuaufbau des active directory. Was macht Azubi? Er zieht ein Image des alten Servers, auf dem das AD lief, besorgt sich im neuen RZ eine virtuelle Maschine, kopiert da das Image hinein und läßt es in der virtuellen Maschine laufen. Projektende. Der Neuaufbau bezieht sich darauf, dass ja der Server, auf dem das neue AD läuft, neu aufgebaut wurde, natürlich von einem Kollegen.

In der Doku ist klar erkennbar, dass die Rechtschreibprüfung gerade Ferien an der Toskana machte. Dazu noch Sätze über 5 Zeilen, natürlich ohne ein einziges Komma. Die Einträge in der Agenda ist aus Wikipedia kopiert (wesentliches weggelassen, unwichtiges dagelassen).

Dann stelle ich als Prüfer ein paar Fragen zum AD und merke: keine Ahnung. Er hat ja damit nicht gearbeitet. Dann stelle ich ein paar Fragen zur Virtualisierung und merke: keine Ahnung. Er hat ja nur ein Image kopiert und dann gestartet. Dann frage ich ihn, wie das ist mit den Lizenzen ist und merke: keine Ahnung, da hat sich sein Chef drum gekümmert. Dann frage ich ihn, welche Alternativen es zu seiner Projektdurchführung gegeben hätte und höre: sein Chef hat das so vorgegeben und er hat sich da keine weiteren Gedanken gemacht.

Im Projektfazit hieß es noch, dass der Azubi viel gelernt hat, dass die Einarbeitung in die neuen Themen ihm viel Spaß gemacht hat, er gerne anspruchsvolle Projekte durchführt und dass der Kunde begeistert ist.

Was hat der Azubi gemacht? 3 Programme aufgerufen, eine DVD mit Daten gebrannt und die Daten wieder ausgelesen.

Leider auch Realität. Und die Chance ist nicht schlecht, dass der Azubi hinterher ein ziemliches Feuerwerk an Beschwerden losläßt, weil der Prüfungsausschuss ihm 'ne 5 gegeben hat.

Bei 'nem anderen Prüfungsausschuss kann er damit durchkommen ... da wird dann angerechnet, dass er in dem Betrieb eigentlich keine Chance hatte, vernünftig zu lernen, aber sie gewisse Chancen sehen, dass er in einer anderen Umgebung doch noch ein guter Fachinformatiker wird, die Ansätze sind da ... dann gibt's ein (kleineres) Feuerwerk an Beschwerden, weil der Prüfungsausschuss sich an so Nebensächlichkeiten wie Rechtschreibung aufhängt, viel wichtiger sei doch die fachliche Qualität der Doku ... die leider aber auch nicht da ist.

Prüfer, du hast keine Chance .)

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Ich merke schon, Prüfer zu sein, ist schwere Kost.

Das mal zu machen, habe ich auch schon mehrfach beabsichtigt, bin aber da immer wieder von abgekommen.

Hilfreich um mal eine andere Perspektive zu erhalten, wäre es sicherlich.

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Gerade bei letzterem stelle ich fest, dass die Bewertung und Beurteilung sehr stark variiert, obwohl die Vorbereitungen genau auf der Grundlage der IHK Maßstäbe erfolgt ist.

Du kannst die Leute noch so gut auf die IHK Maßstäbe vorbereiten, wenn sie dennoch einfach im Vortragen versagen, weil Sie nur noch Gestotter herausbringen, einen Blackout haben bei eigentlich simplen Fragen oder sich einfach aufgrund der Drucksituation nicht mehr an das geübte halten, hast Du auch mit aller Vorbereitung keine Chance, denn in der entscheidenden Situation stehst nicht Du da, sondern der Prüfling ;) Und gerade bei denen gehen doch Selbst- und Fremdwahrnehmung maßlos auseinander...

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Es gibt zwei Situationen, wo ich bisher Männer weinen sah: neulich als Italien verloren hat (eine Bekannte ist mit 'nem Italiener verheiratet) und wenn Berufsschullehrer ihre eigenen Schüler in der Abschlussprüfung prüfen (wobei die Azubis natürlich die Möglichkeit haben, den Lehrer wegen Befangenheit aus'm PA zu kicken, die Azubis sind aber eher froh, weil sie dann wenigstens ein bekanntes Gesicht vor sich haben). Okay, etwas übertrieben ... aber vom Kern her richtig.

Nach einigen Gesprächen bin ich der Überzeugung, dass es eine unsichtbare akkustische Wand zwischen Lehrern und Schülern gibt, wenn Prüfungsthemen im Unterricht besprochen werden. Sonst würden nicht immer wieder derart fatale Fehler passieren.

Zum Thema Umschüler schweige ich besser ...

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Das mal zu machen, habe ich auch schon mehrfach beabsichtigt, bin aber da immer wieder von abgekommen.

Hilfreich um mal eine andere Perspektive zu erhalten, wäre es sicherlich.

es gibt auch die Möglichkeit als Gast bei einer Prüfung dabei zu sein. Gerade die Leute, die sich noch nicht so richtig entscheiden wollen, bekommen hier mal einen guten Eindruck.

Ich muss Euro beipflichten. Mir macht das prüfen auch sehr viel Spass. Man sieht wie andere an Probleme herangehen, bzw. vielleicht auch andere Lösungswege. Manches davon kann man auch als "Alter Haudegen" in seine Arbeit einflechten. Viele Wege führen nach Rom, oder frage einfach 3 ITler und du bekommst 5 Antworten ;)

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In der Regel kann man bei so jeder Prüfung als Gast anwesend sein. Ob Sie zugelassen werden hängt von jeweiligen PA und vom Prüfling ab.

Bei der Anmeldung zum Kolloquium musste ich z. B. angeben ob ich Gasthörer während der Prüfung erlaube oder nicht.

Also einfach bei der IHK anrufen und fragen ob es möglich ist.

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