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Fachkräftemangel - Gründe und Auswege


geloescht_nibor

Empfohlene Beiträge

vor 18 Stunden schrieb ITegration_DE:

Zumal man auch im Buero die Zeit mit Kaffeeplausch herumbekommt. Erfahrungsgemaess kann man im Homeoffice deutlich konzentrierter arbeiten und ob er seine Arbeit nun in 7h statt in 8h schafft kann doch am Ende des Tages auch egal sein.

Man hat im Home Office zwar nicht die "Ablenkung" durch die anderen Mitarbeiter, aber macht man Home Office und hat z.B. kleine Kinder, dann ist das sicherlich nicht so entspannt, wie auf der Arbeit (außer es herrscht dort ein unterirdisches Klima). Pauschalisieren kann man das also auch nicht so wirklich. Zudem hat man @work im Normalfall die schnellere Anbindung an die Server, eventuell mehr Monitore, kann jederzeit mal eben einen Kollegen fragen, ob er sich mal eben was anschauen kommt, oder nach Rat fragen, man kann sich anders abstimmen, ...
Ein paar Tage die Woche Home Office ist OK, aber komplett ist halt auch doof, da man nichts mehr mitbekommt, was in der Firma abläuft, da man ja nicht über alles informiert wird, sondern nur über das relevante (maximal). In einer kleinen Firma geht das noch - in einer großen kann das manchmal schon zum Problem werden und der kurze Dienstweg ist so eventuell auch nicht wirklich möglich, wenn derjenige nicht bereits Connections hat.

vor 18 Stunden schrieb PVoss:

[...] Ich kann es zu 100% verstehen, dass man den Arbeitnehmer erst einmal kennen möchte bevor man ihn von zuhause aus arbeiten lässt.

Kann ich ebenfalls zu 100% nachvollziehen. Vor allem - wer soll ihn denn im Home Office sinnvoll einarbeiten und wie? Komplette Einarbeitung per Webex finde ich dann doch ein wenig dämlich - ganz davon abgesehen, dass man einen neuen Mitarbeiter auch erst einmal in das Team integrieren muss und das geht nun einmal bei Anwesenheit dann doch deutlich einfacher.

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Also ich bin auch zwei Tage die Woche im HomeOffice und es ist einer der Gründe, warum ich den Arbeitgeber nicht wechsel. Als Pendler kann ich mir ganz gut ausrechnen wie viel Zeit und Geld mir das spart. Ich habe aber zu Hause auch ein eigenes Büro und die Hunde stören mich nicht. Meine Frau macht an anderen Tagen HomeOffice, in ihrem Büro.

Ich könnte aber bei mir in der Firma ohne das HomeOffice auch nicht mehr richtig arbeiten. Sei es die eine oder andere Entwicklung oder ein Konzept, dafür brauche ich einfach Ruhe. Wir haben zwar kein Großraumbüro, aber ein recht offenes Konzept, noch dazu bin ich Ansprechpartner für viele Projekte und Vorgesetzter von drei Entwicklern, da vergeht bei Anwesenheit keine Stunde ohne eine Störung. Und wenn man mal aus dem "Tunnel" ist, kostet es einfach Zeit, auch wenn man die Leute einfach nur wieder weg schickt.

Dazu kommt, dass ich die HO Tage brauche um meine Stunden wieder auszugleichen, das schaffe ich bei Anwesenheit auch deutlich schlechter.

Ich habe aber auch nicht die angesprochenen Probleme, ich habe zu Hause mehr Monitore und meine Anbindung an die externen Systeme ist auch eher besser, da ich im Download die dickere Leitung habe und im Upload zwar nur 1/5, dafür aber komplett für mich. (400Mbit/20Mbit). Kurze Dienstwege gibt es bei uns auch kaum, selbst für Rechte auf einem System für den neuen Kollegen vergehen gerne mal 3-4 Tage, egal ob ich da stehe oder nicht ;)

Allerdings bin ich eben nur 2, manchmal auch 3, Tage die Woche im HO. Ich mag keine Scrumplanungen, Retros etc. von zu Hause aus machen, das ist mir schon wichtig, dass ich mit den Leuten zusammensitze (und Anschisse direkt verteilen kann :P). Für eventuelle Reviews oder sonstiges Dinge gibt es Slack mit Konferenz und Screensharing Option.

Als der neue Kollege kam, hab ich mein Homeoffice für zwei Wochen eingeschränkt, jetzt kann er Aufgaben alleine bearbeiten bzw. mit den anderen Kollegen arbeiten, da kann ich wieder zu Hause bleiben. 

Bei einem anderen Arbeitgeber, könnte es von der Situation schon anders sein, aber vom Pendeln her leider nicht. Hier in der näheren Umgebung gibt es keine Jobs für mich, die ein bis zwei Buden die es gibt, haben leider eine andere Vorstellung von guter Bezahlung, also bleibt mir mindestens 1 Stunde einfache Pendelzeit zu rechnen. Das müsste ein potenzieller Arbeitgeber schon finanziell ausgleichen, aber es scheitert meistens schon alleine überhaupt an der Möglichkeit dauerhaft 2 Tage die Woche im HomeOffice zu sein. Und natürlich würde ich die ersten 1-3 Monate darauf verzichten, wenn es sein müsste.

 

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Ich finde die Bedenken bzgl. Home Office, man wisse nocht ob der Arbeitnehmer überhaupt etwas tut, ist irgendwie noch so eine "Ur-Angst" welche von den alten Organisationsformen klassischer Industrie Unternehmen herrühren. Autoritärer Führungsstil und ständige Kontrolle.

Dabei zeigen Studien ganz klar, dass autoritär emanzipierte Mitarbeiter dazu neigen, salopp gesagt, Däumchen zu drehen wenn der Vorgesetzte nicht dabei ist, während kooperativ emanzipierte Mitarbeiter auch bei Abwesenheit weiter arbeiten. Mit letzteren Typ Mitarbeiter hat man aber zu rechnen, wenn Leute explizit nach HomeOffice verlangen.

Es ist doch relativ einfach, Teams (egal ob Softwareentwickler oder die klassische Sysadministration) nach Scrum zu organisieren und mit JIRA oder TFS den Mitarbeitern ein Tool an die Hand zu geben, was auf der einen Seite zur Selbstorganisation dient, zum anderen aber den Fortschritt auch für den Vorgesetzten Transparent macht. Dann ist der Neuaufbau eines Systems eben eine User-Story und wenn das im gesplanten Sprint nicht fertig wird, dann wird ja darüber gesprochen. "Nichts-tun" fällt also auf.

Wir haben flexible Arbeitszeiten (5:00 - 23 Uhr) und jeder kann HomeOffice machen. Es gibt festgelegte Termine für Videokonferenzen und 1x im Monat treffen wir uns in der Zentrale. Wir hatten hier bislang noch nie Probleme mit Mitarbeitern. Man kann heute einfach nicht mehr davon ausgehen, dass die klugen Köpfe alle in einem Umkreis von 10 km am Firmensitz wohnen. Und gerade in NRW, wo 75% pendeln, haben nur wenige Lust sich jeden morgen und Abend in den Stau zu stellen oder gar umzuziehen. Dann muss man halt als Firma überlegen, was einem wichtiger ist ...

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Meiner Meinung nach ist eins der Hauptprobleme, daß die Arbeitgeber oft einfach total verwöhnt sind, was die Anzahl und Qualität der Bewerbungen angeht. Als es wirtschaftlich nicht so toll lief Anfanger der 2000er ,nach dem Platzen der DotCom-Blase, gab es natürlich sehr viele qualifizierte Leute, die sich um eine Stelle quasi geprügelt haben.  Inzwischen ist es besser geworden, die Arbeitnehmer haben mehr Auswahl, schon geht das Gejammer los. 

Ich finde leider die Quelle gerade nicht, aber wenn sich schon Personalvermittler über die extrem hohe Ansprüche ihrer Auftraggeber beschweren, kann doch etwas nicht stimmen. Aus dem Gedächtnis: Hoch qualifizierte Stelle war zu besetzen, die Personalvermittlerin hatte 8 für die Stelle geeignete und qualifizierte Bewerber (was auch der Auftraggeber so sah)  aufgetan und vorgestellt,  was war die Reaktion des Auftraggebers? Er wolle mehr Auswahl, 8 Leute reichen einfach nicht. Irgendwo hört es doch auf.

Bei praktisch jeder Diskussion, z.B. bei heise oder golem, die ich mit Leuten führe, die sich beschweren, daß es keine (bzw. nicht genug) Bewerber gibt, kommt wirklich jedes Mal raus, daß sie entweder schlecht zahlen oder zu hohe Ansprüche für das gebotene Gehalt haben.

Da ist das Unternehmen in München, das laut eigener Aussage Berufseinsteigern (studierten Informatikern) ein durchschnittliches Gehalt von etwa 40-45.000€ zahlt (45K aber nur bei Topleuten, lt. deren Aussage). Das mag ja bundesweit ein durchschnittliches Einstiegsgehalt sein, aber in München eben nicht sehr gut. Trotzdem haben sie, wie sich nach längerer Diskussion dann doch herausstellte, durchaus Bewerbungen. Die Leute waren ihnen nur nicht gut genug, man wollte "richtig gute Leute" haben. Nur daß sie dann auch richtig gut bezahlen müssen, das war nicht zu vermitteln. Fachkräftemangel, klar. 

Das ist das Unternehmen aus Stuttgart, das laut eigener Aussage mit Porsche (!) um Informatiker konkurriert. Und einfach nicht die Leute bekommt, die es gerne hätte. Ist aber auch kein Wunder, wenn man auf die Frage, ob man denn zumindest halbwegs wie Porsche bezahlt, ein klares "Nein" bekommt. Sorry, dann konkurriert man eben nicht  wirklich mit Porsche, dann kann man eben nur das einstellen, was Porsche übrig läßt. Auch hier hat das mit Fachkräftemangel nichts zu tun. 

Ich würde mir auch gerne einen Porsche Boxster S in die nicht vorhandene Garage stellen, kann ich mir aber nicht leisten. Deshalb fahre ich einen Polo. Das spricht aber nicht für einen Porschemangel. 

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vor 2 Stunden schrieb Arvi:

Ich finde die Bedenken bzgl. Home Office, man wisse nocht ob der Arbeitnehmer überhaupt etwas tut, ist irgendwie noch so eine "Ur-Angst" welche von den alten Organisationsformen klassischer Industrie Unternehmen herrühren. Autoritärer Führungsstil und ständige Kontrolle.

Klar, zum einen ist es die Angst vor neuem. Zum anderen aber auch einfach Unverständnis ob der neuen Arbeitswelt. Und wenn dein Chef damit nicht klarkommt oder klarkommen will, dann klappt Homeoffice auch nicht. Ich merke das ja bei uns in der Firma, wo nur einige wenige ab und zu mal Homeoffice machen. Das wird in der Firma so behandelt, als sei derjenige quasi nicht zu erreichen. Weil's halt auch keine passenden Tools gibt wie Slack o.ä. und auch keine Kommunikationskultur vorhanden ist, die mit sowas zurecht käme.

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Ich möchte es auch nicht mehr missen. Aber ich bin guter Dinge, dass sich das immer und immer mehr verbreitet. Wir sind eine mittelgrosse Softwarebude (450 MA) und Marktführer in einer eher konservativen Branche. Unter potentiellen Mitarbeitern kennt uns keiner. Daher muss sich das Unternehmen über andere Wege attraktiv machen. Nur gut zahlen reicht heute nicht. Die Alternative ist halt nach Fachkräftemangel schreien und im Wettbewerb unter gehen.

Bearbeitet von Arvi
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Für mich ist der Fachkräftemangel bei vielen Unternehmen "hausgemacht". Sehe ich an meinem letzten Arbeitgeber.

Standort des Unternehmens: München. Gearbeitet wird mit Technologien, die locker 20 Jahre und älter sind. Senior Entwickler, welche schon länger im Unternehmen sind, verdienen zwischen 30.000 und 35.000 €. Neueinstellungen als Senior Entwickler erhalten 50.000 - 55.000 €. Da diese Lohnspanne zu Spannungen zwischen den Kollegen geführt hat, hat man mir die Kündigung ausgesprochen.

Bearbeitet von Alex_winf01
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Zum Punkt Homeoffice muss man natürlich auch sagen, dass es dabei auch durchaus noch andere Einschränkungen gibt. Jemand, der direkten Zugriff auf die Hardware braucht, kann natürlich kein Homeoffice machen (z.B. Techniker, der Probleme beheben soll).
Sobald man jedoch keinen physikalischen Zugriff auf irgendetwas benötigt, ist es rein theoretisch möglich. Showstopper sind hier halt noch Sachen wie keine VPN-Einwahl möglich (keine Infrastruktur dafür vorhanden) oder aber dass man per Remote nicht auf alle benötigten Systeme Zugriff hat (oftmals auch so gewollt aus sicherheitstechnischen Bedenken!), Aufbewahrung und Zugriff auf sicherheitskritische Daten im Homeoffice, ...

Einen Fachkräftemangel gibt es mittlerweile so langsam ja wirklich in bestimmten Bereichen, wenn man es so sieht. Die Anzahl der verfügbaren qualifizierten potentiellen Mitarbeiter ist niedriger als die Anzahl der zu besetzenden Stellen. Nur die Bereitschaft, auch angemessen zu bezahlen ist halt oftmals bei den Firmen (noch) nicht vorhanden. Die Alternative, die Mitarbeiter selber zu qualifizieren (und eventuell auch auszubilden) lehnen viele Firmen konsequent ab. Da braucht man sich dann auch nicht wundern, wenn diese Firmen keine qualifizierten Mitarbeiter finden (siehe die beiden Beispiele oben von count71). Das ist halt das Gesetz der freien Marktwirtschaft. Wer qualifizierte Mitarbeiter haben will, muss ihnen auch etwas bieten, sonst gehen sie zu einem anderen Arbeitgeber. Die andere Frage ist aber halt auch immer, ob die Leute wirklich die geforderte Qualifikation benötigen, um ihre Arbeit sinnvoll erfüllen zu können, oder inwiefern die Anforderungen einfach überzogen sind. Wenn man das raus rechnet, gibt es nämlich meiner Meinung nach auch heute noch keinen Fachkräftemangel, sondern höchstens einen Mangel an eierlegenden Wollmilchsäuen, denen ihr Gehalt egal ist.

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  • 4 Wochen später...
Am 11.1.2018 um 12:08 schrieb Rienne:

Wohl eher das.

Also ich hatte auch im Grundkurs Lineare Algebra. In NRW. Ich weiß, mein NRW-Abi ist nur ein schlechter Bayrischer Hauptschulabschluß, aber ihr müßt verstehen, daß ich mich aus meiner Perspektive auch für einen Abiturienten halte. Im Gegensatz zu den Leuten, die nur den Unterricht in BaWü oder Bayern kennengelernt haben und damit eine vollumfängliche Aussage über das Bildungsniveau in NRW machen können, hatte ich halt nur die NRW-Seite. Daher kann ich BaWü und Bayern nicht einschätzen ;)

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Der Fachkräftemangel resultiert ua daraus, das immer weniger Fachkräfte Lust haben, in Firmen zu arbeiten, in denen zuviele Lackaffen rumlaufen.

Aktuell ist es auch so, das man sogar in München versucht, die Preise stark zu drücken - und die Posten bleiben unbesetzt. 

ich weiß ned wie ihr das seht, aber bevor ich für 35 k als Entwickler arbeite, suche ich mir lieber nen gänzlich anderen Beruf.  

Und wenn  Freiberuflern Projekte für 30 € / Std angeboten werden, dann ist das nicht mehr lustig.

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https://www.heise.de/newsticker/meldung/Fachkraeftemangel-Kreuzfahrt-oder-Geld-sollen-neue-Mitarbeiter-anlocken-3981962.html

Bei dem Satz: Deshalb will er neuen Mitarbeitern jetzt eine Wechselprämie von 1000 Euro zahlen, wie er auf der Firmenhomepage und auf Facebook verkündet hat. Drei Bewerber haben sich darauf gemeldet, einen davon konnte Wührmann einstellen. dachte ich mir 2 Dinge....
1.) Ich möchte gerne eine genaue Definition von "Fachkräftemangel/Fachkräften" haben... denn aktuell kenne ich 2 Unterschiedliche Definitionen:
1.1) Fachkraft im Sinne von: Fertig ausgebildet, ab ins Berufsleben
1.2.) Fachkfraft im Sinne von: Spezialist, Freude am Beruf, arbeitet sich schnell ein, immer up to date....

2.) Wäre die Definition 2 korrekt würde ich nicht wegen einer einmaligen Zahlung von 1000 Eur wechseln (ist ja schon fast Ruf schädigend wenn das rauskommt das man so billig zum "überlaufen" überzeugt werden kann)...das gleiche gilt auch (in manchen Berufsgruppen wie der IT z.B.) für die Definition 1.
Für Berufsgruppen die natürlich am Mindestlohn kratzen sieht das wieder anders aus.
 

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Immerhin befasst sich der Artikel mit Berufen, wo wirklich Mangel an brauchbaren jungen Leuten herrscht: Dem Handwerk.
Und das nur verständlich, wenn man mich fragt. Welcher junge Mensch, der etwas im Köpfchen hat, möchte schon eine Lehre zum Elektriker, Klempner oder Friseur machen? Ein beruflicher Werdegang, wo er

  • während der Ausbildung von den Gesellen behandelt wird wie der letzte Depp ("Lehrjahre sind keine Herrenjahre!")
  • anschließend bestenfalls 30k Jahresbrutto verdient (und das auf lange, lange Zeit)
  • kaum Aufstiegsmöglichkeiten hat
  • ständig von Saison- und Leiharbeit bedroht ist
  • zu hoher Wahrscheinlichkeit mit 50+ kaputt ist
  • und, resultierend aus all dem, auf dem Partnermarkt eingeschränktere Chancen hat.

Da sind ein Lehrberuf im Büro, in der Industrie oder ein Studium schon ansprechender. Im Regelfall erhält man dort eine niedrigere Arbeitslosigkeit, ein besseres Gehalt, den freundlicheren Umgang, weniger körperliche Gebrechen und nebenbei auch bessere Chancen auf dem Partnermarkt.

Hätte ich Zuhause einen Jugendlichen im betroffenen Alter, würde ich ebenfalls vieles dafür geben, dass dieser nicht ins Handwerk geht. Und das sage ich, als jemand, der aus einer Handwerker-Familie kommt. Aber, damals waren es noch andere Zeiten. Da hatte Handwerk noch so etwas wie den sprichwörtlichen, goldenen Boden. Man konnte den Meister machen, sich selbstständig usw. Das ist lange vorbei. Die Märkte sind gesättigt, die Preise im Keller, DIY boomt, die Zahlungsmoral im Ar*** (Gerade die der öffentlichen Hand!) und der Konkurrenzdruck durch große Buden ist gigantisch geworden.

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Also dass die Märkte gesättigt sind im Handwerk, das kann ich so nicht bestätigten. Kommt wohl ganz auf die Region an. Als Handwerker ist man im Münchner Raum z.B. ziemlich gesucht. Zumindest diverse Handwerksberufe.
Und auch im Handwerk kann man durchaus gut verdienen. Schau dir z.B. mal an, was Ofenbauer so verdienen, oder aber Schornsteinfeger... Gas-Wasser-Installateure sind hier momentan z.B. afaik auch absolut gesucht.

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"Gesucht" sind sie, richtig. Nur nützt es den Betroffenen wenig, wenn sich an den genannten Problemen wenig ändert. Und den Handwerker, dem man z.B. 50k inkl. Firmenwagen(*) bezahlt, möchte ich sehen.

Auch selbstständig machen ist heute nicht mehr so einfach, wie es noch vor einigen Jahrzehnten war. Das fängt ganz vorne bereits an, denn es ist deutlich schwerer geworden, das nötige Eigenkapital als Arbeitnehmer zu verdienen und die Banken vergeben Kredite nicht mehr so leicht. Die Gründungsphase als solches ist also bereits schwer. Dazu ist die Zahlungsmoral im Keller und gleichzeitig kannst Du als 1- oder 2-Mann-Betrieb viele Aufträge gar nicht erst bedienen, welche gefragt sind.

Von daher ist es für die etablierten Handwerker, mit Netzwerk, Personal und Co. eine super Situation. Aber, Angestellte und angehende Selbstständige haben weit weniger von dem aktuellen Boom.

 

* Und selbst 50k inkl. Firmenwagen sind anno 2018 weit entfernt von großen Reichtümern, mit denen man Familie, Eigenheim und Co. im Alleingang finanzieren kann. Aber, das nur am Rande.

Bearbeitet von Errraddicator
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Der "Fachkräftemangel" ist meistens wohl eher der Mangel an gut ausgebildetem Personal, das für einen Hungerlohn arbeitet. Mir hilft auch ne Wechselprämie von 1000 EUR nicht, wenn ich danach mit unter 2000 brutto im Monat nachhause gehe.
 

Apropos unter 2000 brutto im Monat:

21 minutes ago, Errraddicator said:

Immerhin befasst sich der Artikel mit Berufen, wo wirklich Mangel an brauchbaren jungen Leuten herrscht: Dem Handwerk.
Und das nur verständlich, wenn man mich fragt. Welcher junge Mensch, der etwas im Köpfchen hat, möchte schon eine Lehre zum Elektriker, Klempner oder Friseur machen? Ein beruflicher Werdegang, wo er

  • während der Ausbildung von den Gesellen behandelt wird wie der letzte Depp ("Lehrjahre sind keine Herrenjahre!")
  • anschließend bestenfalls 30k Jahresbrutto verdient (und das auf lange, lange Zeit)
  • kaum Aufstiegsmöglichkeiten hat
  • ständig von Saison- und Leiharbeit bedroht ist
  • zu hoher Wahrscheinlichkeit mit 50+ kaputt ist
  • und, resultierend aus all dem, auf dem Partnermarkt eingeschränktere Chancen hat.

Das ist genau, wo ich meine erste Ausbildung gemacht habe, vor 15 Jahren. Im Handwerk, als Elektriker ("Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik").
Zu den einzelnen Punkten:

1. Kommt auf die Firma an. Den Spruch hab ich auch x mal gehört, wurde aber immer gleichwertig mit anderen Gesellen behandelt (nach meinem empfinden).
2. 30k ist, zumindest als Elektriker, noch recht viel. Realistisch sind eher 20-25, wenn du nicht gerade Meister bist. In "meiner" Firma hatten die Gesellen im Schnitt 1700 EUR monatlich - brutto.
3. Meisterbrief. Das war's dann, ausser Selbstständigkeit wagen.
4. Volltreffer. Nach meiner Ausbildung hab ich fast 6 Monate lang gesucht. Als letzter Ausblick blieb Leiharbeit. Dort habe ich dann direkt Baustellen übernehmen müssen, da der Chef es seinen eigenen Leuten nicht zugetraut hat. Aber mich aus der Leiharbeit übernehmen? Fehlanzeige.
5. De facto kenne ich aus meiner Zeit im Handwerk niemanden, der mit 45+ noch in dem Job arbeiten konnte - Meister im Büro ausgenommen.
6. Ansichtssache. Das einzige was wegfällt sind imho die "Golddigger". Aber da haben wir mit unseren Gehältern hier auch keine allzu großen Chancen.

Bearbeitet von RubberDog
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In Firmen mit eigener IT kommt noch ein anderer Faktor hinzu, der für einen "Fachkräftemangel" in dem jeweiligen Unternehmen verantwortlich sein kann:

Zitat

... Firmen geben ein Heidengeld aus, um Mitarbeiter an sich zu binden, damit die nicht nach der Ausbildung woanders hin gehen. Aber bei Software tolerieren die Kreativität- und Lebensfreude-vernichtende Krückenlösungen. Schlechte Stühle, schlechte Tische, Großraumbüros, das hatte ich ja schon in meinem Antipatterns-Vortrag. Aber erweitert das mal auf Software und bürokratische Prozesse. Stellt euch mal vor, in einer Firma funktionieren die Prozesse von alleine, völlig stressfrei. Du brauchst irgendwas? Die Dokumentation ist verfügbar und auffindbar, das Formular fragt dich nicht nach Dingen, die die Firma eh schon über dich weiß, du musst nicht Internet Explorer 8 benutzen, damit die Seite funktioniert, sowas.  ... Wenn man das als Maßnahme zur Mitarbeiterbindung sieht. Denn wer einmal in einer Firma war, wo so Lebensqualitätsvernichtungsscheiß nicht mehr vorkommt, der geht doch nie wieder woanders hin! Was meint ihr?

Quelle: fefe

Ich behaupte mal, das sich solche "Missstände" relativ schnell herumsprechen, was dazu führt, das es die betreffenden Firmen schwer haben, neues Personal zu finden und dann irgendwann "Fachkräftemangel" schreien.

Bearbeitet von Systemlord
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vor 1 Stunde schrieb Crash2001:

Also dass die Märkte gesättigt sind im Handwerk, das kann ich so nicht bestätigten. Kommt wohl ganz auf die Region an. Als Handwerker ist man im Münchner Raum z.B. ziemlich gesucht. Zumindest diverse Handwerksberufe.
Und auch im Handwerk kann man durchaus gut verdienen. Schau dir z.B. mal an, was Ofenbauer so verdienen, oder aber Schornsteinfeger... Gas-Wasser-Installateure sind hier momentan z.B. afaik auch absolut gesucht.

Ja, im Moment. Z.Zt. werden Handwerker wirklich gesucht, das liegt aber auch daran, daß die letzten 20 Jahre immer nur abgebaut wurde bzw. wegen der schlechten Konjunktur und der Billig-Konkurrenz aus dem Osten reihenweise Betriebe dichtmachen mußten. Dementsprechend waren die Löhne und die Arbeitsbedingungen halt unter aller Sau. Und da haben natürlich viele dem Handwerk den Rücken gekehrt, wenn sie konnten. Das spricht sich natürlich rum, und aus der Erfahrung heraus wollen viele keine Ausbildung im Handwerk machen. Wer will denn bitte für 1700 oder 1800€ brutto arbeiten gehen? Für solche Löhne braucht man keine Ausbildung, das verdiene ich auch bei McDonalds als Aushilfe. Und was ist, wenn der derzeitige Boom vorbei ist? Dann darf man sich, wenn man überhaupt mehr Geld als früher bekommen hat, wahrscheinlich noch mit Änderungsverträgen und Lohnkürzungen herumschlagen.

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  • 1 Monat später...

http://www.der-postillon.com/2018/04/mysterioeser-lehrlingsschwund.html

Zitat

Schuld an der Misere dürfte einmal mehr der sogenannte "Fachkräftemangel" sein. Dieser wurde erst kürzlich mit folgender Definition in den Duden aufgenommen: "Zustand, bei dem sich Arbeitgeber darüber beklagen, ohne faire Arbeitsbedingungen kein Personal mehr zu finden."

:lol:

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