So, da ich mir das schon seit langer Zeit vorgenommen habe, werde ich mich nun mal begnügen, ein paar mehr Zeilen über meine nun abgeschlossene Ausbildung zum FiSi schreiben:
Ich schreibe dass hier unter einem anderen Nick als sonst, da ich einfach keinen Bock habe mir noch irgendwelchen Stress einzuhandeln. Also bitte das mehr in Form von „Selbstschutz“ verstehen, als „feige“ um hier anonym noch mal nachträglich die Keule zu schwingen....
Also ich habe mit 1 bestanden. Darüber freue ich mich sehr und hätte besonders nach der schriftlichen Prüfung nie gedacht, dass ich das noch schaffe.
Mein Projekt hat es gerissen bzw. meine Präsentation, für die ich mir schon viel Mühe gegeben habe….sag ich jetzt einfach mal so.
Aber ich fange mal von vorn an:
Vor der Ausbildung
Ich hatte mich vor der Ausbildung bei 2-3 SEHR GROßEN Unternehmen – deutscher Herkunft beworben (Firma sage ich mal nicht, will hier keinen nachträglich durch den Kakao ziehen). Und wurde auch bei diesen angenommen, habe mich aufgrund persönlicher Vorlieben aber sozusagen für das „eine“ entschieden. Ich nenne dir Firma jetzt hier einfach mal „Firma P“.
Meine Vorkenntnisse waren eher gering, wenn man so will, von daher hatte mich das etwas gewundert. (Also das die mich nahmen, im Vergleich zu anderen)
Der Anfang (so 1 LJ)
Am Anfang war die Ausbildung einfach nur HAMMER, ständig Dienstreisen, Seminare, Spaß und dadurch Geld ohne Ende (durch Fahrkosten). So nach und nach wurde aber klar, dass in der Firma P nicht so recht ein schlüssiges Konzept existiert, wie man die Ausbildung nun eigentlich ausfüllen soll. Dabei wurde auch klar, dass die Azubis vor mir diese Tatsache mittlerweile mehr oder weniger „akzeptiert“ hatten. Man könnte es auch Resignation nennen.
Aber als frischer und tatendrangbefüllter Azubi, will man das natürlich ändern!! Somit gab es immer wieder viele Diskussionen und man musste eigentlich für jede Aufgabe wirklich „kämpfen“ um eben an welche ran zu kommen. Das ging dann eben die meiste Zeit ganz gut , aber eben nicht so richtig.
Analog dazu gab es auch viele externe Einsätze bei Tochterunternehmen usw. Diese waren meist davon geprägt, dass es „auf dem Papier“ gut aussehen musste. D.h. der eigentliche Sinn das ganzen hielt sich arg in Grenzen: man war eben da und schaute Leuten über die Schulter, Lerneffekt geht dabei hart gegen 0. Aber auch da gab es eben wieder viel Kohle und tollste 4 Sterne Hotels. Das Prinzip: Goldener Käfig liegt da recht nahe…
Parallel dazu stellte sich auch die Meinung ein: auf Arbeit haben 90% der Leute nicht den geringsten Dunst über:
- wir haben Azubis?
- Was lernen die?
- Was ist eine Ausbildung?
Uvm.
Die Mittelphase (2LJ)
Welche Konsequenzen das hat, kann man sich ja denken….
Dabei kam es auch immer wieder zu der interessanten Tatsache, dass man einige Aufgaben als Azubi hätte machen KÖNNEN aber man nicht durfte, da es verschiedensten Gründen eben wichtiger war, diese oder jene Aufgabe von externen Kräften erledigen zu lassen. Auch interessant ist dabei die Tatsache, dass im Unternehmen P eigentlich kein einziger Rechner/Server von dem Unternehmen selber administriert werden darf. Dies hängt damit zusammen, das Firma P mit Firma T einen Vertrag hat, welcher vorsieht, dass alle Admin, Rechner usw Aufgaben, Geräte eben von Firma T verwaltet werden. Siehe auch Wartungsvertrag usw. Letztendlich betrifft diese Tatsache eben ALLES.
Da beginnt man sich nun zu fragen: wieso darf eine Firma SYSTEMINTEGRATOREN ausbilden, wenn man als Azubi nicht mal eine Rechner aufschrauben dürfe, geschweige denn etwas in Richtung Intranet machen kann.
Auch diese Situation wurde notgedrungen durch steinalte Testrechner befriedigt, so nach dem Motto: hier hab ihr alte Rechner, damit könnt ihr euch ja Ausbilden.
In dieser Phase begann nun das primäre Prinzip zu greifen: auf der einen Seite totale pampel – Aufgaben machen, welche gemacht werden mussten und auf der anderen Seite eben Selbststudium - um etwas zu lernen.
Wenn man sagte: ich habe keine Aufgabe -> Pampel… nach einer Weile begreift man dann wie der Hase läuft.
Dazu muss man aber auch sagen, dass in der Zwischenzeit auch interessante Aufgaben kamen, das war aber die Ausnahme.
Im Großen und Ganzen hatte man ständig das Gefühl, eben keinen direkten Nutzen zu erfüllen. Integration in Projekte etc. fand nie richtig statt. Dann kam auch die Zwischenprüfung. Diese wurde auch mit fast eins von mir abgeschlossen, somit war ich auch damit recht zufrieden.
Zwischendurch mal: die Berufsschule
Berufsschule ist ja so gesehen das liebste Kind von allen, gell? Somit bildete auch meine da keine Ausnahme:
Die Fächer:
Deutsch:
Sinn = NULL, dazu stehe ich auch!! Man lernt Sachen die so selbstverständlich sind das es weh tut. Aber Lehrer waren gut, Unterhaltung war da, Spaß hat es gemacht!
Sozialkunde:
Man lernt allen Ramsch über Gott und die Welt, aber das was wichtig ist = Fehlanzeige. Warum wird dieses Fach nicht komplett Ersetzt und durch ein Fach wie „Ausbildung und das Umfeld“ ersetzt? Man hat nichts über: Betriebsrat, Aufgaben, Firma, Ausbildungsverlauf, Randbedienungen, Gesetzesgrundlagen usw. gelernt, aber ALL DAS wird eben in den Prüfungen gefragt. Erzählt man das dem Lehrer: „das muss eure Firma euch beibringen“ sagt man das der Firma P: „ähm? Wie? Um was geht’s? keine Ahnung, muss Schule machen“ und zack war man wieder beim Selbststudium, wenn man in WiSo nicht verrecken will.
Sport:
Ohne Kommentar
Datenbanken
Super Lehrer! Viel Wissen und vor allem viel Elan das auch rüber zu bringen. Respekt!
Programmieren.
C bis zum ****en. Der Lehrer war 1975 sicherlich ein super programmier. Leider stagnierte sein Wissen nach 1980. Er hat es nie geschafft etwas zu erklären und war meiner Meinung nach als Lehrer einfach ungeeignet. Verstehe ich nicht, wieso man so was als Lehrer einsetzt.
Geschäftsprozesse:
Straffes Programm, man bekam das Wissen über alle die Kaufmännischen/wirtschaftlichen/Controlling uvm. Sachen eben eingedrückt. War nicht immer lustig, aber man hat was gelernt. Respekt dafür.
Netzwerke
Der Lehrer hatte sich schon lange abgeschrieben. Kein Sinn. Gelernt: 0 Lehrer X mal darauf angesprochen, Klassenlehrer auch usw. Keinen Sinn, ging nach jedem Block so weiter wie gehabt, irgendwann hatte sich dann der Letzte auch damit abgefunden
Englisch
Ich bin jetzt noch taub. Die Dame war als Lehrer ungefähr so geeignet wie ein Asthmatiker beim Iron Man Contest.
Datensicherheit
Zu stiefmütterlich behandelt
Analoge digitale Kommunikation
Crashkurs durch alle Themen: sinn -> man hat es mal gehört. Mehr aber auch nicht.
Hardware
Komische Lehrer aber mit viel Elan bei der Sache. Besser als umgedreht.
So und nun noch schnell die Endphase.:
Am Ende lief es darauf hinaus, dass nach der x-ten Umstrukturierung der Ausbildungsstandort in der Stadt X war, der Ausbilder sitzt 500km entfernt, und der andere Chef ist nie da. Kurz: man konnte machen WAS MAN WILL. Aufgaben kamen keine, und interessiert hat es auch keinen mehr. Für meinen Teil hieß das dann, Arschlecken! und eben Selbststudium. Zugegeben, dadurch habe ich wirklich viel gelernt, auch weil mich das ganze ja auch interessiert, aber kann das der Sinn sein?
Soviel wie ich mir selber beigebracht habe, werde ich VERMTULICH in keiner Uni mehr müssen. Aber das werde ich ja bald herausfinden.
Ich habe für die Prüfung wesentlich mehr gelernt, als damals beim ABI, was dann aber am 3 Mai gefragt war, hatte mit meinem Wissen nicht viel am Hut (bezogen auf GA1)
Ich denke ich fühlte mich da wie viele anderen auch, …
Diese Phase war davon geprägt, das mein Wunsch die Ausbildung möglichst rasch zu beenden, immer größer wurde. Klar, ich hätte verkürzen können aber das hätte mir nichts gebracht, da ich nachher studieren wollte und es eben nur Wintersemester-Start gibt
Gegen Ende hin war es einfach nur noch absitzen und eben sein Ding machen. Wenn man sich also die Endnote ankuckt, kann man sagen, dass Firma P daran direkt gesehen nicht viel zu beigetragen hat.
Fazit:
Am Ende und in Hinblick auf mein Ergebnis bin ich zufrieden. Die Ausbildung an sich hat mich stellenweise sehr enttäuscht.
IHK – Unternehmen – ZPA – Berufsschule
Das sollte ein Ganzes ergeben. Tatsache ist aber, dass jeder sein Ding macht und der Azubi der Spielball in diesem Chaos ist.
Wenn mich nun also ein Abiturient fragen würde: soll ich lieber ein Studium oder ein Ausbildung machen, so würde ich diesem im Zweifellsfall IMMER raten: Studium.
Das war am Anfang nicht so, aber die letzten drei Jahre haben mit gezeigt: im Zweifelsfall, Finger weg von Ausbildung, da es in Deutschland arg verbesserungswürdig ist und ich nur wenige kenne, die sagen, ‚“Jo bei mir ist es ok“.
Bevor jetzt alle auf mich eindreschen:
Die Ausbildung war unter Strich gesehen OK. Aber wie man lesen konnte, dass was ich nun alles weis, hätte ich mir zu großen Teilen auch ohne Unternehmen beibringen können. Ich denke es ist enorm wichtig, wenn mich jemand fragen würde, erst mal mit Azubis zu reden, welche schon in der entsprechenden Firma sind, wenn man eine Stelle sucht. Und wenn das nicht geht, die Probezeit auch als solche verstehen, wenn es da nicht klappt. Raus da.
So das war’s, wer das alles gelesen hat, Hut ab, bei Fragen einfach stellen, ich werde den Thread ggf. noch ein wenig beaufsichtigen
Wichtig auch noch:
Ich Danke allen HIER in diesem Foum, welche diese aktive Community ermöglichen. Jeder FI´ler der sich dieser Quelle des Wissens nicht annimmt, verschenkt unnötig viel.
Um mal jemanden exemplarisch ehrvorzuheben - stellvertretend für viele andere - fällt mir spontant Timmy-Bonn ein, welcher sicher dem einen oder anderen viele Ungeklärte Fragen abnehmen konnte und auf dessen Hilfe man sich immer verlassen konnte. Ich denke, da geht es nicht nur mir so :uli