Ich hab mir das mehr oder minder zufällig angesehen.
Sehr einseitig und extrem. Sicher, es gibt solche Fälle und man sollte das nicht vertuschen, aber der Bezug zur Allgemeinheit und die Panikmache, dass nahezu alle Kinder Deutschlands zu Computerzombies mutieren, fand ich doch mehr als nur übertrieben. Einiges wirkte extrem gestelllt. Bspw. das Kind, dass zufällig vor laufender Kamera sagte "Ich will zocken! Zoooocken!", nachdem es die CD von Kumpels geholt hat, weil er "ohne CD nicht spielen kann"...soso. Entweder mach ich was besser oder ich habe unwissenderweise einen No-CD-Crack, denn ich kann prima ohne CD spielen.
Allgemein wirkte es ein wenig gestellt, denn es erschien so, als hätte der Bericht angefangen als das Kind noch "extrem süchtig" war und am Ende war es ein Kochazubi und es ging bergauf. Ich bezweifle, dass das Fernsehteam so zufällig genau diesen Lebensabschnitt mitbekam.
Natürlich kam auch wieder das Elternpaar zu Wort, welches "ihren Sohn an WoW verlor" und eine Seite gegen Onlinespiele im Netz hat. Die waren in einigen Reportagen schon zu sehen.
Es ist ein Unterschied, ob man kritisch über ein Medium berichtet, indem man sowohl die positiven Aspekte zeigt, wie auch die Schattenseiten, oder ob man in die eine oder die andere Richtung im Extrem verfällt. WoW sollte nicht hochgelobt werden, als sei es der Messias der Spieleindustrie, aber auch nicht verteufelt werden, als wäre es Satans Brut persönlich und die Spieleindustrie ein Haufen rücksichtsloser Menschenquäler.
Allgemein war es wieder eine Darstellung von den extremen Symptomen, die aber auch gleich als Ursache hingestellt wurden. Wenn sich jemand eher in die virtuelle Welt zurückzieht, weil er/sie dort Anerkennung, Respekt und Zufriedenheit bekommt, dann muss schon in der realen Welt eine Menge passiert sein, weswegen er ebensolches dort nicht spürt. WoW ist sicher dann das Symptom. Die Ursache liegt aber wahrscheinlich deutlich tiefer in der Persönlichkeit.
Die Aussage, es könnte jeden treffen, halte ich übrigens für mehr als gewagt. Wer ein vernünftiges soziales Umfeld hat, wird dem nicht zu stark verfallen. Es kommt nicht nur darauf an, wie stark sich die Person in das Spiel zurückzieht, sondern auch, wie sehr es davon abgehalten wird.
Die Aussage des einen "Experten", dass Kinder nicht ins Zeltlager wollen, weil es "zu real" sei und nur dann mitkämen, wenn es dort einen Internetanschluss gäbe, möchte ich auch mal in die Welt der Mythen einordnen. Übrigens ist zur Ferienzeit in WoW zwar grundsätzlich höherer Betrieb, viele Sachen die jedoch Organisation bedürfen und mehr Spieler benötigen, gehen zurück weil die meisten lieber in Urlaub fahren, als sich für's Spiel freinehmen zu wollen.
Sonne ist eben doch toller, als ein Item.