Hallo!
Ich bin derzeit unzufrieden mit meinem Betrieb und suche daher einen neuen Arbeitsplatz. Da ich schon seit längerer Zeit still mitlese und ihr immer guten Rat parat hattet, wollte ich euch nun auch um Hilfe bitten. Ich bin seit einem Jahr mit meiner Ausbildung fertig. Jetzt habe ich mein erstes Angebot vorliegen, was zum einen super klingt, aber zum anderen sind einige Dinge dann doch komisch bzw. weiß ich nicht, ob das Red Flags sind.
Erstmal zu meinem jetzigen Job als Vergleich:
Branche: Dienstleister für Gesundheitswesen
Mitarbeiter: ca. 90 (Mutterkonzern über 5000 Mitarbeiter)
Gehalt: 42k
Home Office: 3 Tage pro Woche
Arbeitsstunden: 40 pro Woche
Tätigkeiten: Weiterentwicklung von bestehenden Anwendungen
Vorteile:
Kein Leistungsdruck
Zeiterfassung vorhanden
Weiterbildung ist Arbeitszeit
Kein Kundenkontakt
Abgetrennte Büros
Nachteile:
Kaum Aufgaben bzw. alle paar Monate eine
Arbeits-PC sehr langsam und ständig Probleme
Fahrtweg eine Strecke 30-60 Minuten (je nachdem wie der Verkehr ist)
(aus meiner Sicht) uninteressante Projekte
Überstunden wenn nötig
Firma wurde aufgekauft, weshalb seit einem Jahr Chaos herrscht. Richtlinien sind durchmischt und wir haben ständig Probleme, wenn der Mutterkonzern etwas an der Technologie bei sich ändert.
Das derzeitige Angebot:
Branche: IT-Dienstleister
Mitarbeiter: ca. 20
Gehalt: 40k, soll aber nach der Probezeit mehr werden
Home Office: 100%
Arbeitsstunden: 40 pro Woche
Tätigkeiten: Weiterentwicklung von bestehenden Anwendungen und von Grund auf neue entwickeln. Dabei womöglich auch Gespräche mit Kunden führen.
Vorteile:
Sehr viel zum Lernen, vor allem wenn man die Projekte von Grund auf selber Entwickeln muss
Freie Wahl bei den Technologien, Chef unterstützt es, wenn neues ausprobiert werden soll
Arbeitsplatz ist nah am Wohnort
Projekte sind interessant
Chef arbeitet mit an Projekten
100% Home Office
Nachteile:
Keine Zeiterfassung, es sollen angeblich keine Überstunden anfallen und es soll einfach pünktlich Feierabend gemacht werden (Red Flag 1?)
Weiterbildung ist Freizeit. Wenn man also Lust hat, mit JavaScript beim nächsten Projekt zu arbeiten, musst man sich das in der Freizeit selber beibringen, um es dann bei der Arbeit zu benutzen (Red Flag 2?)
Dienstreisen sind keine Überstunden und gelten als Freizeit. Wenn unter der Woche Dienstreisen stattfinden, gelten diese als normaler Arbeitstag, also 8 Stunden. Überstunden die dort anfallen, werden ignoriert. Das gleiche gilt auch für Dienstreisen, die am Samstag und Sonntag stattfinden, dort werden ebenfalls keine Stunden notiert und gelten als Freizeit. Hotel und co. werden aber bezahlt. Angeblich sind die Dienstreisen aber auch nur freiwillig, aber wer weiß. Im Vorstellungsgespräch hatte der Chef noch erzählt, dass er vor kurzem 3-Mal nachfragen musste, ob jemand mit will, bis sich jemand gemeldet hat. Klingt also schon nach einigermaßen Pflicht. (Red Flag 3?)
Offene Büros
Weniger Gehalt, zumindest die ersten 6 Monate
Kundenkontakt
Wenn die Red Flags sich als wirklich „mach das bloß nicht!“ entpuppen, hätte ich noch einen theoretischen dritten Weg, den ich einschlagen könnte:
Wechsel von meinem jetzigen Betrieb in den Mutterkonzern. Dort scheinen die Aufgaben interessanter und vor allem auch reichlicher zu sein bzw. gibt es was zu tun. Der Betrieb liegt außerdem in der Nähe von meinem Wohnort. Hardware-technisch sind sie auch besser ausgestattet und da der Betrieb fest in der Struktur von Anfang an verankert ist, gibt es da auch kein Chaos bei Änderungen.
Was mich aber daran noch hindert ist, sobald ich meinen Chef sage, dass ich wechseln möchte, weiß er, dass ich meinen derzeitigen Betrieb verlassen werde. Ich kann nicht einschätzen, ob er es verhindern wird oder dann jeglichen Fehltritt als Kündigungsgrund ausnutzen wird. Ich habe ihm aber auch schon mitgeteilt, dass ich mit dem Fahrtweg nicht zufrieden bin, da war seine Aussage dann „Dann ist die einzige Lösung, dass du dich irgendwo in (Wohnort) bewirbst“. Ich hab natürlich trotzdem die Hoffnung, das ein Standortwechsel möglich ist, wenn es aber nicht möglich ist, könnte die darauffolgende Zeit ganz schön unangenehm werden.
Also meine Fragen:
Ist das neue Jobangebot gut oder soll ich lieber die Finger davon lassen?
Soll ich bei meinem Chef einen Standortwechsel ansprechen oder eher weitersuchen und einen komplett neuen Betrieb finden?