Ich bin selbst Prüfer einer IHK im FB Informatik. Habe dieses Fach auch einmal studiert.
Kritik an der Art der Durchführung von Prüfungen durch Kammern ist durchaus angemessen.
Mehrere Fakten sind da nicht von der Hand zu weisen:
1.
Auswahl der Prüfer
Die Prüfer werden nach reinen Kostenkriterien von der Kammer bestimmt. Prüfer wird, wer behauptet, etwas
vom Fach zu verstehen und - ganz wichtig - keine oder nur geringe Kosten geltend macht. Studierte Informatiker
als Prüfer sind die Ausnahme. Meist kommen Dozenten zum Einsatz, die sich mit der Teilnahme
als Prüfer irgendwie beruflich profilieren wollen oder sonstwie geschäftlich mit der Ausbildung verwoben
sind.
Das ist ein organisatorisches Problem. Jeder Prüfling zahlt meines Wissens nach 800 Mark Prüfungsgebühr,
die Kammer praktiziert hier Ertragsoptimierung bei minimalem Kosteneinsatz. Es gibt da ein Qualifikationsproblem
der Prüfer das totgeschwiegen wird.
2.
Unzureichende Prüfungsordnung
Wenn sich ein Prüfling ein komplexes Thema als Projektarbeit aussucht und ein anderer "Wir richten eine
Workstation im Windows Netz ein" , dann kann ich als Prüfer die positive komplexe Themenwahl nicht in die Bewertung
miteinfließen lassen. Reglungen, wann eine Projektarbeit zu genehmigen ist, mit Auflagen zu genehmigen ist oder
abzulehnen ist, werden vom jeweiligen Prüfungsgremium nach Gutdünken ohne Vorgaben der Kammern getroffen.
Lehrbuch für unzureichende Prüfungsorganisation.
3.
"Rechtschreibfehler"
WAZ vor 2 Monanten: In der Musterlösung waren Rechtschreibfehler. Kammerinterne Lachnummer, Umschreibung für falsche Muster-
lösungen.
4. Wahl der schriftlichen Aufgaben
Meilenweit entfernt von praktischer Aufgabenstellung zur Bestimmung einer Berufseignung durch Fachwissen.
Klar kann man jede Form von EDV Fragen als geeignet hinstellen, solange man nicht nach dem Alter des Kapitäns fragt
und das Betriebsmittel irgendwie mit Strom und digitalen Daten zu tun hat. Die Abfrage schnell vergänglichen EDV
Fachwissens kann man bei anderer Betrachtung auch als unseriös bewerten.
5. Lobby
Leider gib es nichts, das so gut funktioniert wie die Kammerlobby in Verbindug mit der Politik. Lösungen sind
da nicht zu erwarten. Wie bei einer Versicherung sind die jetzt Betroffenen eine Art kammerinterner Schadensfall.
Da wird jetzt Schadensbegrenzung geübt. Bis zur nächsten Baustelle.
Es wird sich nichts ändern. Same Procedure as every year.