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FI{SI,AE} - Wahl der Ausbildungsrichtung


larsson

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Hey,

ich habe mich bei mehreren Stellen beworben, sowohl SI als auch AE. So langsam muss ich mich aber entscheiden in welche Richtung ich will: Anwendungsentwicklung oder Systemintegration.

Mir ist bewusst, dass das Thema hier regelmäßig auftaucht. Ich habe mir grade auch nochmal ~7-10 threads dazu durchgelesen, welche meine Fragen aber kaum bis gar nicht beantworten. Vielleicht könnt ihr ja etwas zu meinen folgenden Fragen/Vermutungen/Befürchtungen sagen?

Vorweg sei gesagt, dass mir mein Bauchgefühl Anwendungsentwicklung sagt. Ich programmiere in meiner Freizeit gerne. Insoweit wäre die Angelegenheit eigentlich recht einfach. Mir ergeben sich aber folgende Bedenken:

A1. Meine Erfahrung mit der Programmierung beschränkt sich bisher auf Skriptsprachen (auch etwas Python mit GUI aber nicht mehr als 100-200 Zeilen pro Modul, noch keine classes). Ich habe keine Ahnung ob mir objektorientiertes Programmieren oder der Umgang mit einer u.U. behäbigen und spezialisierten Sprache, die mir vom Betrieb diktiert wird, Spaß machen würde. Da die Bewerbungsverfahren schon laufen, ist auch nicht viel Zeit, das herauszufinden. Wenn das überhaupt möglich ist, da ich nicht wüsste, wie ich in ein paar Wochen ein Gefühl für die Vielzahl von Programmiersprachen und deren Anwendungsbereiche in langjähriger Berufspraxis bekommen sollte.

A2. Es ist etwas anderes in der Freizeit Spaß am Programmieren zu haben als dann 40+ Stunden pro Woche im Betrieb Programme nach Kundenwünschen und u.U. mit chronischem Termindruck zu entwerfen. Habe von Fällen gelesen (Ausnahmefälle?), die tatsächlich einfach 8 Stunden am Tag Programmieren, mit ner Mittagspause dazwischen. Da vergeht einem doch der Spaß aufs Programmieren in der Freizeit?

So viel zu meinen Befürchtungen zur Anwendungsentwicklung. Die andere Seite der Medallie ist die Systemintegration:

S1. Zufriedenheit: Ich habe mir viele Erfahrungsberichte im Internet und vor allem in diesem Forum durchgelesen (alleine der knapp 25seitige "Zufriedenheits"-Thread war sehr aufschlussreich). Meine laienhafte Auswertung war, dass FiSi-Azubis deutlich häufiger unzufrieden mit ihrem Betrieb waren. Software aufspielen, Hardware rumschleppen und installieren und ähnliche banale Tätigkeiten wurden meist nur von FiSis angeprangert während die "Softwareschmieden" scheinbar häufig besser wissen, was sie mit ihren Azubis anfangen sollen. Verhältnismäßig gab es deutlich mehr positive Berichte von den FiAe-Azubis.

S2. Lernkurve (Anknüpfend an S1): In den meisten Fällen war ich mir auch sicher, dass die FiSis kaum wirklich aktuellen Arbeitsbezug bekommen und aufgeschmissen wären, wenn es im späteren Arbeitsleben dann um den Umgang mit größeren, komplexen Systemen, Virtualisierung, Cloud-Computing, effizienter Administration mit richtiger Software und Automatisierung etcpp geht. AEs wurden oft schnell in echte Projekte eingebunden und mussten entsprechend schnell lernen. Besonders wenn sie sich auf die entsprechende Programmiersprache des Betriebs vorbereitet hatten. Ein Serverzentrum mit aktueller Hardware und großflächige Administrierung kann man zuhause schlecht simulieren aber eine Programmiersprache kann man auch auf nem Pentium II lernen, um es mal etwas zugespitzt auszudrücken. Entsprechend ist dann auch die Lernkurve, wenn man kein Klotz am Bein ist.

Nachdem ich jetzt weiß, was ich ungefähr von der Berufsschule zu erwarten habe, will ich wenigstens sichergehen, dass ich im Betrieb gefordert/gefördert werde und das scheint in der Anwendungsentwicklung wahrscheinlicher zu sein.

Meine Möglichkeiten sehe ich nun so:

C1. Die erste Möglichkeit wäre, auf mein Bauchgefühl zu vertrauen und Richtung Anwendungsentwicklung zu gehen, mit der Hoffnung, dass die Befürchtungen unter A nicht zutreffen.

C2. Die andere Möglichkeit ist, mich für Systemintegration zu entscheiden und dann in meiner Freizeit wie bisher auch stetig mit Programmiersprachen zu arbeiten. Entsprechend muss ich dann hoffen, dass die Befürchtungen unter B nicht zutreffen. Mir gefällt, dass ich hier direkt den Bezug zur Hardware und Netzwerken herstellen kann und dementsprechend eine fundierte Basis habe, auch wenn ich mich später für AE-Arbeitsstellen bewerben würde.

C3. Die dritte Möglichkeit, wäre einzig und allein nach den voraussichtlichen Tätigkeitsbereichen im Betrieb und diversen anderen Kriterien wie Gehalt, Zertifizierungen, Boni etc zu urteilen und dann während der laufenden Ausbildung den Bereich zu wechseln, wenn ich merke, dass mir die Richtung nicht liegt, ich nichts lerne oder mir die Arbeitsweise gar nicht zusagt. Die Berichte, inwiefern das möglich ist, widersprechen sich aber teilweise hier im Forum.

Ich habe demnächst einige Bewerbungsgespräche und werde bei den einzelnen Firmen nochmal genauer nachhaken. Aber eure ehrlichen Einschätzung und Anregungen wären mir natürlich viel lieber.

Bearbeitet von larsson
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Ich kann dir bei deiner Entscheidungssuche natürlich nicht helfen, kann aber ein wenig Statement zu deiner Sicht geben.

A1. Meine Erfahrung mit der Programmierung beschränkt sich bisher auf Skriptsprachen [...] Ich habe keine Ahnung ob mir objektorientiertes Programmieren [...] Spaß machen würde. [...]nicht viel Zeit, das herauszufinden.

Ich sage mal so: das kannst du schon ausprobieren. Schau dir mal Bücher oder zumindest Tutroials Java, C++ und C# an, dann hast du nach einigen Tagen einen Einblick, ob du dir das vorstellen kannst. Vielleicht macht dir das ganz viel Spaß, was dir dann deine Wahl erleichtern würde.

Wenn das überhaupt möglich ist, da ich nicht wüsste, wie ich in ein paar Wochen ein Gefühl für die Vielzahl von Programmiersprachen und deren Anwendungsbereiche in langjähriger Berufspraxis bekommen sollte.

Du musst nicht x Sprachen können. Wenn du dann mal 10 Jahre dabei bist, kennst du natürlich ein wenig mehr, vielleicht auch ganz viele Sprachen, aber es geht auch ganz viel um Architekur, Pattern usw. Umso besser du eine Sprache kannst, umso einfacher fällt dir das "Denken" und reinversetzen in Programme und andere Sprachen sind schnell zu lernen. Außerdem machst du ja die Ausbildung, um etwas zu lernen.

A2. Es ist etwas anderes in der Freizeit Spaß am Programmieren zu haben als dann 40+ Stunden pro Woche im Betrieb Programme nach Kundenwünschen und u.U. mit chronischem Termindruck zu entwerfen.

Der Zeitdruck ist ein Thema für sich und in unserer schnelliebigen Zeit aber quer durch alle Branchen zu finden. Zeitdruck hast du auch als FISI, alles muss heute schnell gemacht werden. Wenn du aber ein gutes Team hast, die Arbeit gut organisiert wird und auch du dich selbst organisieren kannst, ist es meistens machbar. Stress wirds aber trotzdem immer wieder geben. Nur wenn dieser die Regel als die Ausnahme ist, sollte man sich über seine Gesundheit Gedanken machen. Weiß man in der IT aber vorher nie.

Habe von Fällen gelesen (Ausnahmefälle?), die tatsächlich einfach 8 Stunden am Tag Programmieren, mit ner Mittagspause dazwischen.

Das siehst du etwas blauäugig. Zum Programme entwickeln (ich sage extra nicht "zum Programme programmieren") ist die Zeit, die du am PC sitzt und das Programm wirklich schreibst, nur ein Teil deiner Aufgabe. Du bist mit in Konzeption, Qualitätskontrolle, Architektur, Design, Dokumentation, undundund beschäftigt. Kommt halt auch immer drauf an, wo du arbeitest. Es gibt auch die Stellen, bei denen man 8 Stunden sturr vor sich programmiert. Muss aber nicht sein.

Da vergeht einem doch der Spaß aufs Programmieren in der Freizeit?

Da ich teils Systeme administriere, teils programmiere (mal das eine mehr, mal das andere) kann ich sagen: Wenn du einen Tag lang viel vor dem PC sitzt (was ja nicht immer vorkommt!), hast du weder nach Systemaufgaben noch nachm Programmieren Lust, daheim noch was zu machen. Manchmal hat man aber ein paar nerdige Ideen, die man unbedingt noch umsetzen möchte, dann macht es auch nichts aus, 15 Stunden vor der Kiste zu sitzen ;) So gehts mir zumindest. Aber große Projekte in der Freitzeit umzusetzen ist halt auch immer viel Fleißarbeit, ich konzentrier mich privat eher mit Spielereien. Manche sind da aber einfach fleißiger als ich. Außerdem hat man ja noch mehr oder weniger andere Verpflichtungen (Familie, Haushalt, ...), so dass nach einem anstrengenden Arbeitstag sowieso wenig Zeit für Hobbies bleiben.

Hardware rumschleppen und installieren und ähnliche banale Tätigkeiten wurden meist nur von FiSis angeprangert während die "Softwareschmieden" scheinbar häufig besser wissen, was sie mit ihren Azubis anfangen sollen. Verhältnismäßig gab es deutlich mehr positive Berichte von den FiAe-Azubis.

Kommt wieder auf die Firma drauf an. Es gibt diejenigen, die drei Tage nichts zu tun haben und dann mal bei nem Kunde die Druckerpatrone austauschen. Manchen gefällt das halt, andere wollen eher anspruchsvolle Sachen erledigen. Die gibt es in der Systemintegration aber auch.

Im Grunde geht es in der IT immer um die Lösung von Problemen. Die Anwendungsentwickler planen und setzen Software um, um eine Lösung zu erhalten, die Systemintegratoren planen und setzen technisch-administrative Dinge um. So weit entfernt ist das manchmal garnicht. Und das Resultat kann sein "gebe eine Fehlermeldung aus", aber auch "wechsel die Druckerpatrone aus". Beides nicht sehr anspruchsvoll ;)

S2. Lernkurve (Anknüpfend an S1): In den meisten Fällen war ich mir auch sicher, dass die FiSis kaum wirklich aktuellen Arbeitsbezug bekommen und aufgeschmissen wären, wenn es im späteren Arbeitsleben dann um den Umgang mit größeren, komplexen Systemen, Virtualisierung, Cloud-Computing, effizienter Administration mit richtiger Software und Automatisierung etcpp geht.

Dir steht es ja frei, bei einer darauf spezialisierten Firma deine Ausbildung zu machen. Das Stichwort heißt hier: Spezialisierung. Wenn du 8 Stunden am Tag nur ein bestimmte Art von System betreust (Oracle, SAP, Exchange, Citrix, ...), dann kennst du dich damit besser aus als jemand, der zweimal im Jahr ne Kleinigkeit anpasst. Es gibt Stellen für Spezialisten und für Generalisten (Mädchen-für-alles-Stellen). Die ersteren haben das bessere Spezialwissen, aber sind nicht so breit gefächert. Aber gebraucht wird in der Industrie beides. Und jeder ist mit etwas anderem Glücklich.

AEs wurden oft schnell in echte Projekte eingebunden und mussten entsprechend schnell lernen. Besonders wenn sie sich auf die entsprechende Programmiersprache des Betriebs vorbereitet hatten. Ein Serverzentrum mit aktueller Hardware und großflächige Administrierung kann man zuhause schlecht simulieren aber eine Programmiersprache kann man auch auf nem Pentium II lernen, um es mal etwas zugespitzt auszudrücken.

Du darfst nicht vernachlässigen, dass auch ein FISI in extrem interessante Projekte eingebunden wird. Stell mal bei mehreren Standorten alles auf einen globalen Exchange, oder plane ein Rechenzentrum mit Klima, USV, Zugangskontrolle, Netzanbdinung, Bakcup usw., oder was weiß ich. Da gibt es genug große Projekte, die sehr viel Knowhow benötigen. Und was du daheim machen möchtest, ist ja dir überlassen. Aber ein Maurer wird daheim auch nicht arg viel mauern ;)

Entsprechend ist dann auch die Lernkurve, wenn man kein Klotz am Bein ist.

Ich freu mich ja, dass du engagiert bist, aber du musst dich eben auch gedulden. Egal in welchem Bereich, du kannst nicht von heute auf morgen total durchstarten. Es ist auch ärgerlich, wenn du zu Hause eine sehr Flache lernkurve hast, zig Stunden in etwas investierst und dann kommt ein Lehrer und bringt das dir innerhalb von 2 Stunden bei. Was hat dann dein Aufwand gebracht...

Nun zu deiner Entscheidung:

1.) Ich kann nur sagen, dass egal was du machst, es immer etwas gibt, was dir weniger gefallen wird. Ich mach bei mir ja eigentlich beides. Wenn ich mehr mit Administration zu tun habe, gibt es ein paar Dinge die ich schlecht finde, aber andersrum genauso. Es ist letztendlich doch nur(!) Arbeit und kein Hobby. Also egal für was du dich entscheidest: du hättest immer einen Grund, deine Entscheidung in Frage zu stellen.

2.) Eine gute Ausbildung in dem anderen ist mehr Wert, als wenn du nur kleine Tätigkeiten bei der anderen machst. Also schau, dass du in eine Firma kommst, die dich fördert, die dir einiges beibringt und dich nicht nur als billge Arbeitskraft sieht. Dann hast du schonmal viel gewonnen. Da die Übergänge zwischen FISI und FIAE sowieso eher fließend sind, kannst du auch eher in einem anderen Bereich arbeiten.

3.) Mach Praktikas!

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