Hallo Com,
ich würde euch gern mein Kummer bezüglich dieses Themas ausschütten, einfach weil ich wissen möchte, ob ich der einzige bin der sich darüber ärgert und weil ich meine Frust nicht bis zur Prüfung tragen möchte.
Bin selbst Auszubildender FiAE in Baden-Württemberg, 3. Lehrjahr und stehe wie gesagt bald dem Ende gegenüber. Alleine die Ausbildung zum Fi finde ich einfach nur himmlisch - ich habe volle Handlungsfreiheit, kann mich kreativ entfalten und werde auch tatkräftig unterstütz, fast bemuttert!
Das einzige, was mich an meiner Ausbildung jedoch stört sind die Tage die ich in der Berufsschule verbringen muss...
Bitte nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen meine Berufsschule bzw. die dort unterrichtenden Lehrer auszusetzen. In Gegenteil ich finde meine Lehrer sind sogar engagierter als so mache Realschullehrer, die ich mal hatte. Was mich richtig zur Weißglut trieb ist eher das, was vom Lehrplan gefordert bzw. nicht gefordert wird. SAE(Programmieren), IT(System), BWL als Hauptfächer sowie Gemeinschaftskunde, Deutsch und Wirtschaftskunde als Nebenfächer ist ja alles schön (für einen kaufmännischen Beruf …), aber wenn ich im Großen und Ganzen mir anschaue, wie wenig sinnvolles ich für meine Berufsrichtung daraus mitnehmen kann, dann bin ich richtig froh meine Zeit nicht mit Access-Datenbanken in ner 4-Mann-Firma zu vergeuden – kein Spaß!
Von der Berufsschule habe ich zwar gelernt wie man CISCO-Router konfiguriert, einen Analog-, ISDN- bzw. DSL-Anschluss samt TK-Anlage und entsprechenden TAE/UAE-Dosen perfekt verkabelt und noch Rufnummern vergibt, aber ob mir das bei der Arbeitsplatzsuche was hilft wage ich zu bezweifeln. Genauso wenig wird es meinem zukünftigen Arbeitgeber interessieren, dass ich alles über Switching, Routing, Subnetting, Daten- und Ausfallsicherungen, Voip, VLAN, SAN, RAID 0-555 und vielleicht auch Clustering weiß oder das ich ihm sagen und schreibe 2(!) bestandene Semester in CISCO CCNA vorlegen kann. Es gibt sicherlich Dinge, die auch ein FiAE wissen muss, aber ich glaube irgendwann hat alles seien Grenzen, zumal ich in der Berufsschule offiziell „nur“ Java-Basics, Java-OOP und SQL durchmachen muss. Klar, ich habe innerhalb von Projekten, die mit dem Fach SAE zusammenlaufen auch Swing/SWT, JDBC und bisschen Java ME gemacht, aber ob mir das alleine was in der IHK-Abschlussprüfung oder gar im Berufsleben was bringt ist die andere Frage.
Statt das man SAE allgemein auf wirklich aktuelle Themengebiete ausweitet wie Semantisches Web, Web-Services, Systemprogrammierung, Grafikbearbeitung, häufige Entwurfsmuster bzw. Algorithmen, Programparadikmen neben OOP oder Vor- und Nachteile moderner Programmiersprachen geht man hin und beschränkt sich nur auf wirklich minimalistische Themen wie Datenbanken, Struktur- und UML-Diagramme und bläht den Rest mit statischen Wissen aus IT, Wirtschaftskunde oder BWL auf.
Aber alles eigentlich kein Thema!, wenn man nicht noch in der theoretischen Abschlussprüfung dazu genötigt wird auch ja die SQL-Statements genauso schön zu machen wie die Routing-Tabellen und auch die Differenzkalkulationen (und das in den berufsspezifischen Aufgabe)!
An dieser Stelle kann man natürlich sowas sagen wie „Fachinformatiker bringen sich eh alles selber bei“, „Lern doch einfach mehr“ oder „Ausbildungsjahre sind keine Herrenjahre“, aber Fakt ist, dass zwischen dem, was die Berufsschulen verlangen und dem was der Arbeitsmarkt fordert Welten liegen und das diejenigen, die vielleicht nicht den perfekten durchblick in systemintegrationsspezifischen Fächern haben oder eben nicht schon 3-5 Jahre lange BWL durchmachen mussten unnötig benachteiligt werden.
Was meint ihr dazu?
Viele Grüße & frohe Weihnachten
Temesh the Warrior