Hallo Werner86,
zur ADV Böblingen kann ich allerdings etwas sagen. Ich habe die Ausbildung / das Studium dort etwa zu dem Zeitpunkt erfolgreich beendet, als die New Economy Blase geplatzt ist:)
Hauptausschlaggebend für mich war damals die Annahme, dass diese Art der Ausbildung einen hohen theoretischen Anteil hat, als auch finanzierbar ist - im Gegensatz zur klassischen Ausbildung und im Gegensatz zum u.U. kostspieligen und langwierigen Studium.
Meine Erfahrung mit der ADV ist aber ganz klar diese:
Die Ausbildung besteht aus drei Jahren, das erste und das dritte Jahr sind sehr schulisch (mit Stundenplan). Die Qualität habe ich als absolut unzureichend betrachtet, da sind manche vielleicht anderer Meinung, aber z.B. sind wir im Fach Programmierung nicht sehr weit über simple Grundlagen von C++ oder das Bearbeiten von Strings in Java hinausgekommen.
Wenn ich im Nachhinein höre, was Studenten in FHs oder Unis lernen können, werde ich regelmäßig neidisch. Ich habe da irgendwann kapiert, dass ich in der ADV nur wenig lernen kann, den Stoff als Anregung genommen, viel blau gemacht und mir in dieser Zeit einfach selbst beigebracht, was ich wichtig fand. Natürlich spricht das ziemlich deutlich gegen die ADV. Möglicherweise hat sich da mittlerweile einiges geändert, aber damals ließ die Kompetenz der Lehrer aus meiner Sicht weitestgehend stark zu wünschen übrig.
Dafür ist die Ausbildung einfach und wenn Du ein bißchen was dafür machst, schaffst Du es auch.
Was wirklich sehr positiv war, ist die Regelung, dass Du im zweiten Jahr ein volles Jahr am Stück Praktikum in einem Betrieb hast, der Dir auch einen damals vernünftigen Mindestlohn zahlen muss. Wenn Du hier eine gute Wahl triffst (ich habe das damals getan), kannst Du wahnsinnig viel lernen. Wenn andere Praktika nach einem halben Jahr aufhören, tauchst Du nämlich erst richtig tief in die Firma und v.a. in die Entwicklung ein.
Das Praktikum habe ich als vollen Erfolg verbucht.
Im Nachhinein bereue ich es schon, auf der ADV gewesen zu sein, z.B. weil der Abschluss weitestgehend unbekannt ist (keiner weiß, was ein "staatlich geprüfter Informatiker" ist und die ADV, meine Kommilitonen und ich wussten nie, ob das jetzt ein Studium oder eine Ausbildung ist), ich eben kein Diplom habe und viele Chancen auf gutes Lernen verpasst habe (da bieten FHs und Unis einfach wesentlich mehr).
Auf der anderen Seite weiß ich nicht, ob ich mir ein FH-Studium hätte leisten können bzw. ob ich mit Nebenjobs das Pensum geschafft hätte.
Eine Ausbildung kam zu dieser Zeit für mich aus verschiedenen Gründen nicht in Frage, aber vielleicht wäre das ja etwas für Dich. Bei der richtigen Wahl des Betriebes, verspricht das auf jeden Fall mehr Praxisnähe.
Trotz aller negativer Seiten, kann ich von mir behaupten, von Anfang an trotz Zusammenbruch der New Economy zu diesem Zeitpunkt gut im Arbeitsmarkt angekommen zu sein und hatte zwischenzeitlich als Angestellter ein Gehalt von ~50.000€ /p.a. . Mittlerweile bin ich selbständig und qualifiziert, selbst auszubilden.
Ich habe keine Angst vor der beruflichen Zukunft und bin sicher, dass ich jederzeit wieder einen guten Job finden würde, wenn ich die Selbständigkeit beenden würde. Allerdings hängt das sicherlich stark von den individuellen Berufserfahrungen und Kompetenzen ab.
D.h.: Auch mit einem Start in der ADV kann man es zu etwas bringen:) Also lass Dich nicht total abschrecken:)
Was den Beruf des Informatikers angeht:
Meine Erfahrung ist schon, dass es sehr wenige Arbeitgeber gibt, bei denen der Beruf unstressig ist.
Meist wird viel zeitliche Flexibilität verlangt, Software-Projekte nehmen häufig gegen Ende einen sehr stressigen Verlauf (sog. Crunch-Phasen); ein gewisser Hang, sich in Probleme festzubeißen ist aus meiner Sicht Grundvoraussetzung für die Ausübung des Berufs. Die Fähigkeit Probleme wirklich zu lösen und nicht drumrum zu arbeiten, aber eben auch pragmatisch denken zu können und hart erarbeiteten Code wegwerfen zu können, weil es anders besser funktioniert ist IMHO ebenso wichtig.
Informatiker leiden häufig an stressbedingten Erkrankungen. Aber ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen. Inwieweit man sich auswringen lässt, hängt schon auch stark von einem selbst ab (und zu einem guten Teil ist der Stress auch von der Höhe der Bezahlung abhängig - will heißen: es gibt auch laue Jobs, eben für deutlich weniger Geld). Der Berufs-Alltag ist bei mir immer auch sehr kreativ - damals wie heute - und wenn Du gut bist, unterliegst Du IMHO weniger berufsbedingten Zwängen als in anderen Berufen.
Ich drücke Dir so oder so die Daumen dafür, dass Du die richtige Entscheidung triffst und wünsche Dir viel Erfolg!