Hallo Miami_Beach,
ich bin bzw. war in einer ähnlichen Situation wie Du.
Studium Chemie nicht abgeschlossen, weils irgendwann nicht mehr finanzierbar war und in einem Call Center dann backen geblieben.
Ich hab mir dann Alternativen überlegt, und mich entschlossen, auch nochmals bei Null anzufangen. Dafür haben ich mich dann für den IT-Bereich entschieden, wo ich mich dann mit 32 Jahren auf Ausbildungsplätze beworben habe.
Ich bin dabei ziemlich auf die Nase geflogen. Viele Bewerbungen mit ungefähr 10%-Quote für Einladungen zu Vorstellungsgesprächen, aber alles im Sande verlaufen. Aus dem raren Feedback konnte ich soweit herauslesen, dass offenbar ALLE Arbeitgeber ziemlich handfeste Programmiervorkenntnisse vorraussetzen, um den Azubi möglichst schnell in irgendwelche Prjoektarbeiten einzubinden. Viele Stellenausschreibungen in der Jobbörse z.B. klingen harmlos. "Programmierkenntnisse wünschenswert, aber kein Muß." Das täuscht. :-) Also wenn mans zeitlich machen kann, sind einschlägige Praktika ganz wichtig.
Nebenbei 2012 schon beim Arbeitsamt gewesen und wurde nach Hause geschickt mit den Worten Zitat: "Wenn Sie eine Ausbildung wollen, dann suchen Sie sich doch eine."
Es ist dann Ende 2013 der "Glücksfall" für mich eingetreten, dass mein Call Center pleite gemacht hat und geschlossen wurde.
Ich wurde Leistungsempfänger (ALG I) und war/bin plötzlich förderbar.
Man bot mir eine 2-jährige Umschulung zum FI an, betrieblich oder überbetrieblich, wie ich möchte.
Der Ausbildungsbetrieb wird dabei vom AA stark finanziell unterstützt. Mein Sachbearbeiter sagte mir damals, er erzählt mir das nicht näher, weil er den ersten Arbeitsmarkt nicht kaputtmachen will. ;-)
Aber nichtmal mit diesem dicken Geldpaket unterm Arm konnte ich irgendwelche Arbeitgeber locken, auch hier bin ich leider auf die Nase geflogen.
Schlußendlich habe ich mich dann für eine überbetriebliche Umschulung zum Anwendungsentwickler entschieden, welche ich nun am 3. Februar beginnen werde.
Auch hier hatte ich wieder Glück, weil ich in meiner Umgebung einen privaten Bildungsträger habe, der einen fachlich kompetenten Eindruck gemacht hat und auch guten Kontakt zu den Unternehmen der Region pflegt.
Der Leiter hat mir dann in einem Gespräch meine oben geschilderten Erfahrungen bezüglich Programmierkenntnissen auch bestätigt.
Zusammengefasst: eine Förderung über das Arbeitsamt könnte vielleicht auch für Dich der gangbare Weg sein.
Natürlich muß man den richtigen Sachbearbeiter haben, viele machen es sich leicht und stecken die Leute einfach in geringqualifizierte Beschäftigung.
Ich werde z.B. über ein Sonderprogramm namens IFLAS gefördert, welches dem zu erwartenden Fachkräftemangel von morgen entgegenwirken soll.
Eingangsvorraussetzung ist:
Du musst 3 Jahre versicherungspflichtig gearbeitet haben, also ALG I kriegen können.
Du darfst entweder keine Ausbildung haben oder musst 6 Jahre in einem geringqualifizierten Job (wie Call Center) gearbeitet haben.
[Du müsstest also hier überlegen, ob Du Dein Referendariat ggf. noch vorher abbrichst, damit Du eben keine abgeschlossene Ausbildung hast. Wobei das natürlich extrem hoch gepokert ist, besser VORHER arbeitssuchend melden und mit einem vom Arbeitsamt reden.]
Dann muß man noch einen Termin beim Berufspsychologischen Dienst des AA erfolgreich überstehen, wo Eignung und Motivation geprüft werden und fertig.
Daneben muß man wissen, dass man NICHT ALG II beantragen darf. Dann geht die Förderentscheidung nämlich an die Job-Agentur. Die sind weniger förderbereit, ausserdem haben die schlichtweg keinen Zugriff auf viele Förderprogramme wie IFLAS und könnten nicht, selbst wenn sie wollten.
Ich würde mich freuen, dir hiermit vielleicht einen weiteren Weg aufgezeigt zu habe,
Viele grüße :-)