Hallo,
ich mache seit einem Jahr eine Ausbildung zum Fachinformatiker Fachrichtung Anwendungsentwicklung und bin mittlerweile im zweiten Lehrjahr.
Problem: Ich bin mit meiner Stelle dort immer mehr unzufrieden.
Es handelt sich um ein Webhosting-Unternehmen. Ich bin dort für den Support und in dessen Rahmen auch für das Troubleshooting verantwortlich.
Für einen FISI wäre es eine ideale Stelle: Ich habe vollen Rootzugriff auf alle Server, kann mir alles anschauen, darf teilweise neue Server installieren usw. Aber ich möchte ja FIAN werden und habe einfach mal bis jetzt noch keine IDE offen gehabt und kein einziges Programm kompiliert! Ein Wechsel zu FISI kommt für mich keinesfalls in Frage, ich will programmieren!
Dass ich die bald anstehende Zwischenprüfung und die Abschlussprüfung bestehen werde bezweifle ich nicht. Aber ich fürchte halt, dass ich, wenn ich später, wenn ich in einem Bewerbungsgespräch gefragt werde, was ich die letzten drei Jahre gemacht habe, nur mit einem Schulterzucken antworten kann, nicht unbedingt die besten Chancen haben werde...
Ich möchte mich ja gerne bilden und die Ausbildungszeit intensiv zum Lernen nutzen und am liebsten Java programmieren, aber das ist in dem Betrieb und in dieser Stelle nicht möglich. Es gibt dort keine Aufgaben in der Richtung: Wir betreiben nur Webserver und entwickeln keine Software, sondern nur Webseiten und da bin ich auch nicht in die Entwicklung eingebunden. Ich möchte auch keine Webseiten entwickeln, der Markt ist übersättigt und ich sehe da keine Perspektive.
Dazu kommt, dass sich das Klima im Betrieb in den letzten Wochen massiv verschlechtert hat (es gab einige Entlassungen). Außerdem kristallisiert sich eine arrogante Haltung des Chefs heraus, die mich ziemlich an****t. U.a. hat dieser in einem Streit meinen Kollegen gedroht, den Teil des Unternehmens, der für das Webhosting zuständig ist, einfach zu schließen - dass da deren Existenzen und ja auch nicht zuletzt meine Ausbildungsstelle mit drinhängt scheint ihm wurscht zu sein. Ich fühl' mich da nur als billige Supportkraft (es handelt sich um eine staatlich geförderte Ausbildung und der Verdienst ist sehr gering).
Mein Glück ist nun, dass meine Ausbildung eine Verbundausbildung ist, d. h. ich habe einen Vertrag mit einem gemeinnützigen Träger, der wiederum einen Vertrag mit dem Kooperationsbetrieb hat, in dem ich zur Zeit arbeite. Ich bin also quasi vom Betrieb unabhängig und könnte (nachdem ich zuerst natürlich mit dem Betrieb gesprochen habe) zu dem Träger gehen und dort fragen, ob ich einen anderen Betrieb bekommen könnte. Das sollte an sich kein Problem sein, ich sehe das Ziel meiner Ausbildung ja tatsächlich ernsthaft gefährdet.
Allerdings ist der Geschäftsführer des Betriebes der Bruder meines besten Freundes. Über ihn bin ich auch an die Ausbildung gekommen. Würde ich gehen, hätte ich das Gefühl, den Betrieb im Stich gelassen zu haben. Wie sich das auf die Freundschaft auswirkt weiß ich auch nicht - aber wenn da nicht zwischen geschäftlichem und privatem differenziert würde müsste ich damit eben zurechtkommen.
Desweiteren verstehe ich mich mit meinem Ausbilder dort allerbestens und würde ihn auch ungern dort allein lassen.
Die Situation ist also etwas verzwickt.
Wie seht ihr das?
Würdet ihr an meiner Stelle versuchen den Betrieb zu wechseln?
Oder was ratet ihr mir allgemein?