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schnelles Internet als Staatsziel


GoaSkin

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Eigentlich soll es in diesem Forum ja nicht um Politik gehen, dennoch denke ich, dass das Thema zu ernst ist, um es in Coffeehouse zu posten.

Die neue Bundesregierung schreibt sich u.A. auf die Agenda, schnelle Internet-Anbindungen zum Staatsziel zu machen. Aber seit einiger Zeit liest man in den Zeitungen immer häufiger, dass sich insbesondere im Ländlichen Raum Breitband-Bürger-Initiativen bilden, die u.A. aus eigenen Mitteln dafür sorgen wollen, dass sie schnelleres Internet bekommen, als ihnen die Telefon-Anbieter ermöglichen.

Nun ist es aber so, dass seit der Liberalisierung des TK-Marktes die Telekom weiterhin das Monopol für die Teilnehmer-Anschluss-Leitungen hat (d.h. der Weg vom Verteilerkasten ins Haus). Diese Leitungen muss sie der Konkurrenz zu Konditionen bereitstellen, die von der Regulierungsbehörde vorgegeben sind. Was die übrigen Netzebenen betrifft, haben Konkurrenten prinzipiell die Möglichkeit, Leitungen bis in die Vermittlungsstellen, auf Wunsch auch bis in die Verteilerkästen zu legen und können für die übrigen Netzebenen Leitungen von der Telekom oder einem anderen Mitbewerber (z.B. 1&1 über Vodafone) mieten. Auch dafür gibt es teilweise Kostenvorgaben. Letztendlich befinden sich die Leitungen aller Netzebenen im Besitz der Telefonanbieter, die aus dem Erlös von Telefon- und Internetanbindungen den Auftrag haben, die Leitungen eigenwirtschaftlich zu erneuern.

Investieren nun die Einwohner eines kleinen Ortes schnelle Leitungen selbst, erlassen sie faktisch den TK-Unternehmen die Kosten für Investitionen in das Netz. Nur weil eine Dorfgemeinschaft Leitungen und Technik aus eigener Kasse bezahlt haben, bekommen sie aber weder Rabatte, noch "vermieten" sie ihre Leitungen statt der Telekom an Mitbewerber.

Ob die TK-Unternehmen mittlerweile darauf bauen, dass ihre Netze aus öffentlichen und privaten Mitteln ausgebaut werden und dadurch immer weniger die Notwendigkeit sehen, hier selbst in der Pflicht zu stehen? Man weiss es nicht. Fakt ist allerdings z.B., dass die ganzen Kabelfernseh-Anbieter zwar mit dem Erbe der Telekom-Kabelnetze gute Geschäfte machen, aber Investitionen scheuen, um Neubaugebiete und andere bislang unversorgte Gebiete anzubinden oder gar nur dabei sind, wenn die Stadt die Kosten dafür trägt.

Möglicherweise ist ja der gesamte TK-Markt nur lukrativ, wenn es darum geht, aus der vorhandenen Substanz heraus Dienstleistungen anzubieten. Dann war es aber eventuell ein großer Fehler, die TANs nach der Marktliberalisierung überhaupt in die Hände von Telekom- und Kabelanbietern zu geben.

Wie seht ihr das? Ist das Breitband-Staatsziel nichts weiter, als eine geplante, gewaltige Subvention des gesamten TK-Marktes als Ergebnis erfolgreicher Lobby-Arbeit oder eine Notwendigkeit?

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Hallo

ich habe es mal bei einem Bekannten mitbekommen, die bis zum Zeitpunkt x keinen Internetanschluss hatten. Es gibt inzwischen Firmen die sich auf solche "Ortschaften" spezialisiert haben. Bei denen war es so, dass eben gerade NICHT die Leitungen der Telekom verwendet wurden. Alle die "mitgemacht" haben, wurde eine Glasfaserleitung ins Haus gelegt. Einzige Voraussetzung war, dass pro Ortschaft mindestens 250 Verträge zustande kommen.

Problem ist natürlich, dass man dann von dem Anbieter abhängig ist, dafür hatte man dann 50.000 Leistung ;)

Diese Firma macht das ganze aber nur in Ortschaften die bisher überhaupt kein Internet haben und auch nicht angeboten bekommen.

Gruß Hans-Jörg

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Sagen wirs mal so - es muss eine bestimmte Mindestanzahl an Interessenten vorhanden sein, damit es für einen Anbieter überhaupt Sinn macht, dort zu investieren, solange er nicht dazu gezwungen / verpflichtet wird.

Es würde doch z.B. Sinn machen, dass eine gewisse Grundversorgung vorgeschrieben wäre - das geht aber eigentlich nur bei "staatlichem Internetzugang". Seit die Telekom privatisiert worden ist, kann ihr also nicht mehr einfach vorgeschrieben werden, dass sie in Ort xyz DSL ausrollen soll, sondern dies wird immer nur anhand von Berechnungen gemacht, wo dies rentabel sein könnte. Oftmals auch in Kooperation mit anderen Anbietern (diverse Anbieter haben z.B. auch eigene Leitungen und DSLAMs, jedoch wird oftmals mittlerweile der Weg gegangen, dass die Dienstleistung über die Telekom zur Verfügung gestellt wird und dafür ein entsprechendes Entgeld entrichtet wird, damit keine eigene Hardware vorhanden sein muss dafür.)

Besteht ein "Dorf" aber z.B. nur aus 30 Häusern, dann wird wohl kaum jemand dort investieren - außer, die Leitungen sind eh schon vorhanden und es muss z.B. nur im nächstgrößeren Nachbarort ein DSLAM hinkommen, mit dem dann das Kleindorf auch in einem mit abgedeckt ist.

Solange es keine per Gesetz vorgeschriebene Mindestbandbreite gibt, die man einklagen kann, werden manche Leute weiterhin in die Röhre schauen, während in den Innenstädten die Bandbreiten immer weiter hochgehen und die Internetseiten immer bandbreitenhungriger werden - sowohl per Kabelanschluss, als auch per DSL-, VDSL- oder Glasfaseranschluss (FTTH).

Den Leuten, die mit Bandbreite unterversorgt sind, bleibt natürlich noch die Möglichkeit, auf Funklösungen (gibts auch nicht überall), lokale Anbieter (z.B. WLAN - gibts auch nicht überall) oder aber auf SAT (fast überall verfügbar, aber der Vermieter muss z.B. dann die Schüssel erlauben und man muss freien Blick in die entsprechende Richtung haben) auszuweichen. Da sind die Reaktionszeiten aber so hoch, dass es z.B. für Onlinespiele und diverse andere Echtzeitanwendungen (z.B. VOIP) nicht wirklich geeignet ist. LTE (mittlerweile auch an vielen Stellen verfügbar - alsternativ zumindest UMTS / HSDPA+ / HSUPA+) wäre oftmals eine Aternative, aber solange es dabei keine bezahlbare Flatrates (ich meine man kann bei der Telekom als Privatkunde maximal eine "30GB-Flatrate" buchen bei Mobilfunk und danach wirds gedrosselt auf (doppelte?) ISDN-Geschwindigkeit oder man kann alternativ nochmal Freitraffic nachkaufen) gibt, macht es auch keinen wirklichen Sinn. 30GB sind heutzutage ein Witz als Transfervolumen in einem gesamten Monat, solange es nicht auf einem Smartphone ist - vor allem, wenn man z.B. in Zukunft auch mal Full-HD-Streamingangebote in Anspruch nehmen möchte (da werden schon 20-30MBit/s vermutlich fällig - keine 3 Stunden bei der Bandbreite und das Volumen ist aufgebraucht), mal WebTV schaut, Internetradio hört/schaut u.s.w. ...

Hier würde es eventuell Sinn machen, dass ein Mobilfunkanschluß (wenn dieser mit schnellerer Geschwindigkeit verfügbar ist als alternative Internetzugänge per Festnetz oder Funk) entweder staatlich gefördert werden oder aber die Anbieter dazu verpflichtet werden würden, den Kunden den Anschluß dann zu den gleichen Konditionen zur Verfügung zu stellen, wie bei DSL entsprechender Geschwindigkeit.

Das Problem hier ist aber dann meist, dass es (am Beispiel von O2 jetzt einfach mal) O2 mobile gibt, dann als anderen separaten Firmenteil O2 DSL, u.s.w. ... die gehören zwar alle zum gleichen Konzern, sind aber eigenständig. Das gleiche auch bei der Telekom, Vodafon und wie die ganzen Anbieter noch so heissen, die DSL- und Mobilfunktarife anbieten ...

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Ich denke, dass es ein Fehler war, zur Marktliberalisierungen die Hausleitungen im Besitz der Telekom zu belassen, die sich im Wettbewerb mit sämtlichen Konkurrenten befindet, denen keine Hausleitungen gehören und auch im Normalfall garkeine Möglichkeit haben, unter dem Straßenpflaster Kabel zu verbuddeln.

Es wäre sinnvoller gewesen, die Zuständigkeit für Ausbau und Wartung der Hausleitungen an ein Träger (privat oder öffentlich) zu übergeben, der den Auftrag hat, die Anwohner mit brauchbaren Leitungen auf einem angemessenen technischen Stand zu bringen. Dies hätten z.B. Stadtwerke sein können. Ob die Leitungen für schnelles Internet brauchbar gemacht werden würden, würde dann nicht davon abhängen, ob sich die Telekom (durch eigene Verträge oder die Vermietung an einen Wettbewerber) dabei gute Umsätze erhofft.

Der Magistrat einer Stadt hätte selbst eine gewisse Hoheit darüber, was für eine Infrastruktur an der letzten Meile vorhanden ist und wenn er zu wenig tut, dann würde dies bei der nächsten Kommunalwahl zum Wahlkampfthema werden. Finanziert werden müsste die Infrastruktur entweder über kommunale Gebühren oder aus Gemeindesteuern. Die Leute müssten dann zwar einen direkten oder indirekten Beitrag dafür leisten, dass ihr Haus an das Netz angebunden ist, im Gegenzug müssten die TK-Unternehmen die Leitungen aber weder mieten, noch warten und sanieren. Was hinter den Vermittlungsstellen passiert, wäre wie gehabt dann Sache der TK-Unternehmen, die sich dort heute auch Rackspace für ihre Technik mieten und Leitungen dort hin legen.

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