Ja, ohne Studienabschluss ist irgendwann im Beruf schluss.
Heute gibt es auch keine Vorstandsmitglieder ohne Dr. oder wenigstens Diplom mehr. Früher kam es ab und an mal vor.
Heute ist für einen Nicht-Akademiker schon wesentlich unterhalb des Vorstands schluss.
Ich habe schon zwei Ausbildungen gemacht (durchweg gute-sehr gute Noten) und studiere nun.
Das "sich gut verkaufen" ist eigentlich nur bei mittelständigen Unternehmen wirchtig, da kann es auch mal vorkommen, dass der Akademiker nicht mehr (oder gar weniger) bekommt als eine ausgebildete Fachkraft die es einfach drauf hat.
Im großen Unternehmen zählt einfach die Qualifikation. Ein Personalchef hat dort ein Budget und eine gestellte Mindestanforderung nach der er sich richten muss. Und sollte er eine ausgebildete Fachkraft für eine Position einstellen, für die ein Akademiker verlangt wird, dann müsste er das schon rechtfertigen. Das kommt einfach nie/kaum vor.
Ausnahmen gibt es wohl immer, aber auf die sollte man wohl kaum setzen.
Dann gibt es oft Argumente wie "aber man kann sich auch auf Stellen bewerben, die einen Akademiker vorrausseten". Ja, oft werden ausgebildete Fachkräfte Akademikern vorgezogen, aber das passiert meistens eher um Kosten einzusparen, denn den Nicht-Akademiker kann man mit weniger Gehalt beglücken.
So gesehen haben Akademiker auch genauso Probleme einen angemessenen Job zu bekommen wie eine ausgebildete Fachkraft. Allerdings kann der Akademiker sich zur Not noch unter Wert verkaufen und hat dann trotzdem noch einen Job der weit über der "Unterschicht" steht.
Und mal fern ab von den Gehaltsaussichten hat man als Akademiker noch viel mehr Freiheiten als mit einer Ausbildung.
Wenn ihr ne dolle Geschäftsidee habt und eine Bank als Finanzierer oder die Unterstützung einer Förderorganisation braucht, müsst ihr erstmal einen Businessplan aufstellen, den einreichen und die müssen dann auch dein Potenzial und die Erfolgsaussichten abschätzen. Das macht dann einen erheblich besseren Eindruck wenn ihr Diplom Wirtschaftsinformatiker, Master of Science in business informatics oder ähnlcihes seid, als Fachinformatiker. Im runde steigt eure Kreditwürdigkeit.
Oder versucht mal als Fachinformatiker im Ausland zu arbeiten. Ist möglich, aber niemand bezahlt euch dort gut. Gerade im fernen Ausland (USA, Japan, China, aber auch hier in der EU) ist unser Ausbildungssystem recht unbekannt und wird dann mit den minderwertigen Ausbildungen im Ausland verglichen. In den USA muss man für eine Karriere obligatorisch ein Studium antreten. Im Ausland hat man nur ab einen Bachelor eine reele Chance Karriere zu machen.
Kanada und Australien wollen zum Beispiel auch nur Akademiker, andere haben keine Chance.
Und das Argument "der Akademiker muss erstmal finanziell aufholen, da er später anfängt und keine Ausbildungsvergütung bekommt" kann man auch teilweise entkräften. Denn wie hoch sind die Ausbildungsvergütungen denn? Netto 300-600 €, Tendenz zu 400 €. Wer viel Ausbildungsvergütung bekommt, bekommt eventuell (nur bei hohen Werbungskosten) kein Kindergeld mehr. Da bekommt man auch immerhin im Durchschnitt 250-400€ Bafög + Kindergeld (bis 25 Jahre). Man kann also seine Jugend (fast) genauso gut verbingen wie mit einer Ausbildung. Fast aber, weil man länger studiert (i.d.R. zumindest) als man eine Ausbildung macht. Das Bafög muss man allerdings zur Hälfte zurückzahlen (aber max. bis 10 000 €).
Und dann hat man den Pscho-Effekt. Klingt arm, ist aber so.
Wenn man als Fachinformatiker in einer Gruppe Diplom Informatiker/Ingenieuren steht, bekommen die meisten Minderwertigkeitskomplexe. Und gerade im Alter von 40 Jahren kriegen viele Männer eine Middle-Life-Crises, dann ist es wirklich gut fürs Ego wenn man einen Titel hat und einen dicken Gehaltscheck. Das ist praktisch erwiesen und kann man immer wieder beobachten.
Dass nun einige sagen werden "das is ja arm", mag ja richtig sein, aber es ist nunmal so.