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Lehramt studieren ohne Abitur aber beruflich qualifiziert - Erfahrungen/Wissen/Empfehlungen?


ivanovic

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Moin alle!

 

kurze Version:
ich habe seit meiner Ausbildung als IT-Systemkaufmann nun einige Jahre Arbeit in der IT-Welt hinter mir. Nun überlege ich mit knapp 30, meinen Traumberuf Lehrer (Handelslehrer aka Berufsschullehrer für Englisch oder Gymnasiallehrer für Englisch & Philosophie) doch noch zu erfüllen. Leider habe ich kein Abitur, sondern "nur" Fachhochschulreife und auch wenig Lust, dies nachzuholen :P

Meine Frage lautet also: Hat jemand Erfahrungen diesbezüglich, einen ähnlichen oder sogar denselben Weg zurückgelegt? Kennt sich jemand aus? Gibt es überhaupt unter den 1% aller Studierenden ohne Abitur, die "beruflich qualifiziert" sind, auch Lehramts-Menschen? Vielleicht sogar IT-Berufserfahrene oder zumindest Kaufleute? Oder gar ITSK/Informatikkaufleute? :D

 

lange Version:
Ich hab in meiner Arbeitswelt schon vieles erlebt:

  • Ich war als 2nd/3rd-Level-Support tätig
  • als Vertriebler für Software
  • als Telefonsupporter und -Vertriebler
  • als einfacher "EDV-Sachbearbeiter"
  • als unterbezahltes Mädchen für Alles
  • als (Junior-)Systemadministrator für über 20 Server
  • als Kopf für Einkauf und Beschaffung
  • als externer Techniker und Berater

uuund so weiter. Das alles bei 10-Mann-, 50-Mann, über-500-Mann-Unternehmen alleine in DE und auch im öffentlichen Dienst einer Kommune und beim Land.

Es hat (bis auf stupide 40-Stunden-Wochen am Telefon oder als der dumme Azubi, der stereotyperweise als billige Arbeitskraft ausgenutzt wird und dem man nach der Ausbildung ein unverschämtes Gehalt WEIT unter Mindestlohn anbieten kann, obwohl er schon wesentlich mehr kann als alle anderen IT-Mitarbeiter/Supporter) auch alles Spaß gemacht! Allerdings wird mir seit 1-2 Jahren immer klarer, dass ich das nicht noch weitere 30 Jahre machen möchte. Ich habe einfach keine Lust 30 von 40 Stunden am PC zu sitzen, mich über blöde Kunden aufzuregen, mich zu langweilen - und die restlichen 10 Stunden am Server zu basteln, im Auto zu sitzen oder Mails zu schreiben und zu telefonieren. Das erfüllt mich ganz einfach ganz und gar nicht, das geht soweit, dass es hin und wieder an meiner Psyche nagt.

Dazu bin ich - beinahe egal als was und wo - immer nur der Idiot, der dem Chef seinen neuen Porsche oder den nächsten 80.000€-Benz erarbeitet, während Herr Hochwohlgeboren keine 100 Tage im Jahr arbeitet (true story) und drei mal im Jahr seinen Urlaub auf den Malediven, in Miami oder auf Island verbringt. Selbst wenn ich gefordert und gefördert wurde/werde - bringt nix. Ein abgebrochenes Wirtsschaftsinformatik-Studium hab ich hinter mir: es interessiert mich einfach kaum, auch wenns fast alles Spaß macht. Und es steht kein "Ivanovic, am Ende wartet dein Traumberuf!!!" über allem, der mich motiviert als gäbs keinen Morgen.

Das tollste an meiner Laufbahn waren bisher immer noch Kunden, die so wahnsinnig froh darüber waren und sich endlos gefreut haben, dass ich ihnen helfen konnte oder ihnen etwas beigebracht habe - egal ob irgendwas zwischendurch, einfachste first-level-Fragen oder saukomplexe, schwierigere Themen. Aber das passiert nicht oft und als Supporter möchte ich aufgrund der überwiegenden negativen Erfahrungen keine einzige Sekunde mehr arbeiten.

Daher überlege ich nun doch nochmal das Lehramtsstudium anzufangen.. Handelslehrer mit Fach Englisch wäre meine Wahl Nr. 1; für die Sekundarstufe 2 in Englisch und Philosophie gibt es im Norden kaum Bedarf, daher würde das höchstwahrscheinlich(!) ohnehin rausfallen.

 

Nun ist es ja aber so: Ohne Abitur an Hochschulen studieren geht in einigen Bundesländern problemlos. 3 Jahre Ausbildung plus mindestens 3 Jahre Erfahrung und man hat meist zumindest eine FACHGEBUNDENE Hochschulreife.

Es geht aber auch komplizierter: Wer sich bspw. durch die Seiten der Unis in Niedersachsen durchwühlt, stellt fest, dass fast jede Uni Listen bereitstellt, welche Berufserfahrene was studieren können, aber auch dass jede Uni andere Möglichkeiten bietet: Hier kann man als ITSK nur BWL studieren, dort noch (Wirtschafts-)Informatik, dort Wirtschaftsingenieurwesen, an anderen Unis einfach alles - einschl. Lehramt für alles - und an anderen auch goar nüx. Dafür kann man teilweise sogar als Metzger Lehramt, Informatik oder BWL studieren, während es als IT-Mensch nicht erlaubt ist. Kein Scherz.

Hamburger und Schleswig-Holsteiner Unis halten sich da allerdings sehr bedeckt: Entweder es git keine Infos oder es heißt "Eignungsprüfung"; aber nur wenn der Beruf passt. Oder nur wenn man entsprechende Inhalte im Beruf bearbeitet hat. Obs passt, weiß keiner und kann keiner sagen :D Und inwiefern man seine Inhalte darstellen kann, ist auch fraglich. Pädagogik wohl gar nicht, Englisch brauchte ich so richtig nur in einem Jahr als "Head of foreign communications - Microsoft EMEA/Ireland" *. Wirtschaftswissenschaften (Erstfach als Handelslehrer) dafür ja umso mehr.

* = sorry, dass ich "prahle". Aber als "der einzige, der hier vernünftig Englisch spricht, musst du die Idioten immer anrufen, hier los, dafür darfste dich jetzt auch so nennen" find ich immer noch Weltklass :D

 

Mein Termin bei der ersten Studienberatung ist erst in ein paar Wochen... telefonisch und per Mail gabs keine geradlinigen Antworten, weil man "sich ja vorher auch erstmal belesen müsste". In Foren, auf Facebook und co. gibt es (Überraschuuung!) vollkommen gegensätzliche Aussagen. Einzelhandels- oder Großhandelskaufleute haben wohl keine Probleme bei Lehramt - egal welche Fächer. Büro- und Marketingkaufleute und andere aber wohl schon...

Und bevor jemand fragt: Alle anderen Voraussetzungen wie Sprachzertifikate erfülle ich :)

 

 

Sorry, dass meine Themen immer wie wissenschaftliche Ausarbeitungen aussehen :D

Wenn jemand Fragen hat: Schießt los.
Wenn jemand Antworten hat: Schießt schneller!

Danke an alle, die sich die Mühe geben und alles lesen :)

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vor 3 Stunden schrieb ivanovic:

- studieren ohne Abitur aber beruflich qualifiziert 

- habe ich "nur" Fachhochschulreife

-  unter den 1% aller Studierenden ohne Abitur, die "beruflich qualifiziert" sind

Wenn du eine Fachhochschulreife hast, bist du nicht beruflich qualifiziert.  Das ist wichtig bei der Frage welche Studiengänge dir offen stehen und ob du mit über 30 noch berechtigt bist Bafög zu erhalten.

Was die Studiengänge betrifft, solltest du mit beiden Varianten aber berechtigt sein in diversen Studiengängen auf Lehramt zu studieren. Auswahl unterscheidet sich pro Uni/FH aber bereits deutlich. Du musst dich da also selber durchfragen und informieren. 

Was das Bafög betrifft, wirst du wahrscheinlich mit einer Fachhochschulreife nicht mehr berechtigt sein, wenn du mit über 30 zu studieren anfängst. Wenn du nur alleine über die berufliche Qualifikation studierst, dann sieht das wieder anders aus.

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vor 4 Stunden schrieb Sullidor:

Wenn du eine Fachhochschulreife hast, bist du nicht beruflich qualifiziert.  

Ich dachte es kommt immer darauf an, mit welcher Hochschulzulassungsvoraussetzung ich mich an der Hochschule bewerbe? Ich kann ja angeben, ob ich mich mit der Fachhochschulreife bewerbe, oder aber als beruflich Qualifizierter. Soviel ich weiss landet man dann auch in einem Anderen Bewerberpool mit extra vorbehaltenen Studienplätzen. An den meisten Universitäten kann man ja auch keine Zulassung über die Fachhochschulreife bekommen. Man muss natürlich die Voraussetzung als beruflich Qualifizierter erfüllen damit man sich als solcher auch bewerben kann. Nur das eine Fachhochschulreife die berufliche Qualifizierung ausschließt, das wäre mir neu.

 

 

Bearbeitet von Arvi
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Bei uns kann man sich als Beruflich Qualifizierter mit Abitur aussuchen, ob man sich als Beruflich Qualifizierter oder Abiturient (mit Wartezeit) bewerben will. Besonders bei Studiengängen mit Numerus Clausus ist es sinnvoll zu überlegen, welchen Abschluss man lieber vorlegt.

Genauso können Techniker/Meister/Operative Professionals/Fachwirte sich aussuchen, ob sie sich mit der Meister-Qualifikation oder dem Facharbeiter-Zeugnis bewerben wollen. Da gibt es schließlich auch noch einen Unterschied bezüglich der Studienplätze.

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vor 16 Stunden schrieb Sullidor:

Wenn du eine Fachhochschulreife hast, bist du nicht beruflich qualifiziert.  Das ist wichtig bei der Frage welche Studiengänge dir offen stehen und ob du mit über 30 noch berechtigt bist Bafög zu erhalten.

Was die Studiengänge betrifft, solltest du mit beiden Varianten aber berechtigt sein in diversen Studiengängen auf Lehramt zu studieren. Auswahl unterscheidet sich pro Uni/FH aber bereits deutlich. Du musst dich da also selber durchfragen und informieren. 

Was das Bafög betrifft, wirst du wahrscheinlich mit einer Fachhochschulreife nicht mehr berechtigt sein, wenn du mit über 30 zu studieren anfängst. Wenn du nur alleine über die berufliche Qualifikation studierst, dann sieht das wieder anders aus.

 

Naja ich bewerb mich dann ja für einen Studiengang, für den man sich mit FH-reife so gar nicht erst bewerben kann. Nur die berufliche Qualifikation ermöglicht mir das. Lehramt geht ja sowieso eh nur an Unis.

Bafög würde ich auch als über 30-jähriger bekommen, wegen beruflicher Qualifizierung, mit der ich mich ja schließlich bewerbe, §10 Abs. 3 BAföG regelt.

 

vor 13 Stunden schrieb Graustein:

Machbar ist alles. Du musst halt eine Uni finden die dich zulässt. 

Ob man bei der Schwemme derzeit E&P auf gym studieren sollte...

Berufsschullehrer in Info + Englisch z.b. in NRW kommt nicht in Frage?

 

E&P auf Gymnasiallehramt macht keinen Sinn, richtig. Schrieb ich ja auch schon :P Handelslehramt ists aber das genaue Gegenteil, da ist Englisch tatsächlich in vielen Bundesländern (vor allem im Norden und Osten) ein Mangelfach.

NRW kommt nicht in Frage, da ich hier im Norden Familie habe; zukünftige Ehefrau und Tochter, die bald die Grundschule durch hat.

 

vor 11 Stunden schrieb Arvi:

...

Nur das eine Fachhochschulreife die berufliche Qualifizierung ausschließt, das wäre mir neu.

 

 

Ebenso. Noch nie gehört und auch in nun monatelangen Recherchen noch nicht gelesen^^

 

 

Danke für die Antworten an alle! :)

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