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Kurzgeschichte


Gast

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Sackgasse

Dunkelheit. Nichts als Dunkelheit umgab sie, als sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Sie atmete tief durch und versuchte die Augen aufzumachen. Ein plötzlicher Schmerz durchführ ihren Kopf als sie die Augen soweit aufmachte um ihre unmittelbare Umgebung in Augenschein zu nehmen. Ihre Augen tränten wegen dem beissenden Rauch, der langsam in ihre Kabine reinkroch. Sie sah sich um. Sie lag auf dem Boden. Ein paar Regale waren umgekippt. Der Boden in ihrer Kabine war übersäht mit den Gegenständen, die sich vorher ordentlich und sortiert auf verschienden Ablagen befanden. Sie richtete ihren Oberkörper auf und versuchte ihre Beine zu bewegen. Als sie das rechte Bein bewegen wollte durchzog ein Schmerz ihren Körper wie ein heftiger Blitz. Ein schweres Regal, das vorher an der Wand stand lag jetzt auf ihrem Bein. Das Foto von der Abschlusszeremonie der GA-Security Akademie und ihre Verdienstmedallie, die sie als Commander in den Wüstenkriegen verliehen bekamm, lagen neben ihr. Sie versuchte das schwere Regal mit ihren Händen aufzustemmen. Als sie die eine Seite anhob, verlagerte sich das gesammte Gewicht des Regals auf die Kante, die auf ihrem Unterschenkel ruhte. Das letzte was sie sah, bevor sie wieder in Ohnmacht fiel was das das Regal jetzt zur Seite kippte und neben ihr auf dem Boden aufschlug.

Keuchend und hustend kam sie wieder zu sich. Wie lange war sie bewusstlos gewesen? All zu lange kann es nicht gewesen sein. Der Rauch war etwas dichter geworden und sie hörte das charakteristische Knistern des Feuers in der Nähe, aber sie war noch am Leben. Sie versuchte aufzustehen, peinlich darauf bedacht ihr rechtes Bein nicht zu belasten. Als sie sich an ihren Schreibtisch hochgerappelt hatte, drehte sich alles in ihrem Kopf und sie übergab sich mitten auf ihren Ledersessel, der neben dem Tisch stand. Keuchend lag sie mit dem Oberkörper auf ihrem Schreibtisch, als nur noch Galle aus ihrem Mund kam. Sie musste hier raus und auf die Brücke. Sie öffnete die obere linke Schublade ihres Schreibtisches und nahm sich die Ares Predator. Das Gewicht und die Kühle des verchromten Griffes der Pistole in ihrer linken Hand verliehen ihr ein leicht beruhigendes Gefühl. Sie strich mit ihrem linken Daumen über die eingravierten Buchstaben A.K.. Andrea Krycek. Die Pistole war ein Geschenk ihrer Freundin, als sie auf diesen UCAS-Frachter als Sicherheitschef versetzt wurde. Nicht das die üblichen Piratenüberfälle sich mit einer Pistole abwehren liessen, aber Andrea betrachtete die Pistole als eine Art Tallisman. Sie überprüfte den Ladezustand der Pistole. Volles Magazin. 20 Schuss, ein Projektil im Lauf. Sie zog sich den Schulterhalfter an, entsicherte die Waffe und steckte sie ins Halfter. Nun hatte sie eine Waffe, aber ihr Bein, das mindestens an einer Stelle gebrochen war, war noch in Hinderniss für sie. Sie sah sich um. Ein L-förmiges Stück eines Regals, dessen lange Seite etwa ein Meter lang war, lag neben ihr verbogen auf dem Boden. Sie hob es auf und prüfte die Stabilität. Ihr ganzes Gewicht würde es nicht aushalten, aber wenn sie vorsichtig damit umging konnte sie sich mit einem erträglichen Schmerzniveau bewegen. Sie humpelte auf die Tür zu, prüfte die Teperatur der Tür mit der Handfläche. Warm, aber nicht heiss. Sie drückte die Tür mit ihrer linken Schulter auf und betrat den dahinterliegenden Gang.

Sie schleppte sich schon seit ca. fünf Minuten durch das Schiff, ohne auch nur ein lebendiges Besatzungsmitglied zu sehen. Verbrannte Crewmitglieder und von Trümmern erschlagene Techniker waren die einzigen ihrer ehemaligen Kameraden, die sie zu Gesicht bekam. Einige der Körper wiesen auch großkalibrige Einschusslöcher auf. Sie fühlte wie sich alles in ihrem Magen drehte und sie lehnte sich mit dem Rücken an die Wand um nach Luft zu schnappen.

Ein zischendes Geräusch etwa 20 Meter von ihr entfernt erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie zog die Predator aus dem Halfter und humpelte so leise sie konnte mit ihrer Behelfskrücke zu der Quelle des Geräusches, die allem Anschein nach von der Brücke kam.

Die bunte Uniform, falls man überhaupt von einer Uniform sprechen konnte, sprang ihr als erstes ins Auge. Der Mann stand mit dem Rücken zu ihr. Langsam hob sie die Pistole und schlich so gut sie konnte mit der Waffe im Anschlag auf ihr Ziel zu. Der Mann gehörte eindeutig zu den Piraten. Dieser Abschaum, der die UCAS terrorisierte und vor über zehn Jahren sie zu einer Waisen gemacht hatte war der Grund warum sie die militärische Laufbahn eingeschlagen hatte. Und jetzt hatte sie einen von ihnen vor der Mündung ihrer Ares Predator. Der Mann musste ein Geräuch gehört haben. Er drehte sich langsam um und zog seine leeren Hände aus den Taschen. Er war nicht hässlich, manche würden ihn sogar als schön bezeichnen, aber in seinem Gesicht spiegelte sich offen die Erschöpfung. Er lächelte siegesgewiss und sie legte ihren linken Zeigefinger auf den Abzug.

"Warten Sie." Der Mann hob abwehrend eine Hand. "Das ganze Raumschiff ist voller ausgetretenem Tritanumgas. Sie können es zwar weder sehen, noch riechen, aber schon der kleinste Funke, wie zum Beispiel von einem abgefeuertem Projektil würde das ganze Raumschiff in ein Riesenfeuerwerk verwandeln." "Es würde mir ein riesen Vergnügen bereiten wenn ich durch mein Ableben einen von Euch Schweinehunden mitnehmen kann." Sie umklammerte noch fester die Pistole, so das ihre Knöchel weiss wurden. Sie dachte an ihre Freundin daheim auf der Erde und an ihre Eltern und ihre unbeschwerte Kindheit, das ihr jähes Ende mit der Todesnachricht der beiden fand. Ihr Zeigefinger krümmte sich und sie schoss. Das letzte was sie in ihrem Leben sah, bevor sich das ganze Schiff in eine große Feuerkugel verwandelte war das verzerrte Hologramm des Piraten durch das das Projektil flog, bevor es in der gegenüberliegenden Wand einschlug.

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Original geschrieben von Crush

@LoneGunman

Sie rächt sich so am Piraten für den Überfall und den Morden, meinte ich.

Die Kurzgeschichten von Technician und EvilKneevil sind auch nicht übel, schon gelesen?

Nö, noch nicht. ;)

Hast Du vielleicht mal einen Link?

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Hi LoneGunman,

die Kurzgeschichte (zumindest eine; weiß nicht, ob er noch mehr gepostet hat) von EvilKneevil hast du ja schon gefunden - hier noch Links zu meinen:

http://forum.fachinformatiker.de/showthread.php?threadid=6157&highlight=Asimov

http://forum.fachinformatiker.de/showthread.php?threadid=6115&highlight=rauschen

und auf meiner Homepage noch ein paar weitere:

http://mitglied.lycos.de/techfreaq/lyric.htm

Viel Spaß beim Lesen!

Technician

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Der Wagen kam mit quitschenden Reifen auf der Anhöhe zum Stillstand. Er atmete tief durch, nahm die Hände vom Lenkrad und stellte den Motor ab. Wortlos sah er sie an. Sie saß zusammengekauert auf dem Beifahrersitz und sah sehr bleich aus. "Werden Sie mich jetzt töten?" Ihre Stimme klang zaghaft und zitternd. "Nein." Er fischte eine Morley aus seiner Brusttasche und zündete sie an. "Sieh mal," er kurbelte das Fenster etwas runter und bliess den Rauch in die heisse Luft des Nachmittags raus, "man hat mich zwar dafür bezahlt das ich das tue ..." Er machte eine Pause und sah sie wieder an. Sie machte wirklich nicht den besten Eindruck. Ihre langen Haare, vormals schön und kunstvoll frisiert, hingen jetzt in fettigen Strähnen in ihr verschwitztes Gesicht. Ihre Hose und Bluse waren voller Staub und ihre Augen hatten auch nicht mehr dieses Funkeln, welches noch da war, als er sie das erste Mal sah. Sie war einfach nur müde und geschafft. "Und mittlerweile habe ich Grund zur Annahme das es Dein Vater war." Er schnippte etwas Asche von der Zigarette ab und wandte sich von ihr ab. "Aber jetzt kann ich nicht mehr."

Er blickte aus dem Wagen hinaus. Von der Anhöhe hatte man einen schönen Überblick über die Wüste und die Schlucht. Die untergehende Sonne tauchte die Landschaft in ein warmes Orange. Die Umgebung sah friedlich aus, kein Vergleich zu dem was sie am heutigen Tage erlebt hatten. "Warum?" Ihre Stimme klang nicht mehr so schwach. "Warum was? Warum möchte Dein Vater Dich aus dem Weg räumen? Oder warum ich den Auftrag nicht mehr zu Ende führen kann?" Er versuchte keine Gefühle in seine Stimme zu legen und einen souveränen Eindruck zu machen. "Warum sollte mein Vater Sie bezahlen um mich zu töten?" Sie drehte sich jetzt auf dem Beifahrersitz zu ihm rüber. "Sieh mal, ich bekomme nur gesagt was ich tun muss, nicht warum, aber inzwischen glaube ich das es was mit Deinem Lebensstil und dem Wunsch Deines Vater in die Politik zu gehen, zu tun hat." Er bliess den Rauch wieder aus dem Fenster und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. "Du warst ein gelegenheits Edel-Callgirl, richtig?" Sie schweig, aber in ihrem trotzigem Blick meinte er eine Bestätigung für seine Annahme zu lesen. "Du verschwindest von der Bildfläche und er kann den sorgenden Vater spielen. Dein Tod und auch der meinige sind ein Teil seines Planes." Er lächelte jetzt leicht zynisch. "Mit Mitgefühl kann man gut bei den Wählen punkten, jedenfalls besser, als mit einem Callgirl als Tochter." Sie schüttelte energisch den Kopf. "Nein, nein, das kann nicht sein. Mag sein das ich mich mit meinem Vater nicht besonders gut verstehe, aber Mord?" Er zuckte mit den Schultern und blickte wieder nach draussen.

Er liess seinen Blick über den Abendhimmel streifen. Lehnte sich etwas zurück und zündete sich eine weitere Zigarette an. "Und das zweite?" Er blickte wieder zu ihr. "Das zweite?" "Warum kannst Du Deinen Auftrag nicht zu Ende führen?" "Meine Sache." Noch bevor er es ausgesprochen hatte bedauerte er die Schroffheit seiner Worte. "Um ehrlich zu sein, weiss ich es nicht mal." Er wusste es wirklich nicht, wusste nicht warum er nicht abgedrückt hatte, als er sie bereits im Visir hatte, warum er ihr geholfen hatte, als sie von diesem Kerl bedrängt wurde und er wusste mit Sicherheit nicht warum er mit ihr zusammen geflohen war, als ein paar Leute vom Sicherheitsdienst auf der Party ihres Vaters sie beide festnehmen wollten. "Hör zu Kleines, Du bist erledigt, da Dein Vater offenbar Dein Verschwinden wünscht und er hat mächtige Freunde. Ich bin ebenfalls erledigt, da ich meinen Auftrag nicht ausgeführt habe und in meiner Branche macht mich das zu einem Ziel für meine ehemaligen Auftraggeber." So ungefähr musste ein Kleinkind gucken, dem man gerade erzählt hat, das es den Weihnachtsmann nicht gibt, dachte er.

Er starrte wieder aus dem Fenster. Die Strasse vor dem Wagen führte noch ein kleines Stück hinauf zu einer kleinen Aussichtsplattform, die schon leicht morschen Geländer vor dem Abgrund machten keinen sicheren Eindruck. Eine zweite Zufahrt mit leichten Spuren der Verwilderung und vielleicht zwei Meter in der Breite führte ebenfalls von der Wüste zu der Plattform. "Und nun?" Er meinte einen schleichenden Unterton der Verzweiflung in ihrer Stimme zu hören. "Deine Entscheidung." Er startete den Wagen. Sie atmete tief durch und nickte ihm zu. "Fahren wir." Er nickte und gab Vollgas. ...

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