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Stenihavet

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  1. Positiv
    Stenihavet hat eine Reaktion von Dimi98 erhalten in Zwischenprüfung Fachinformatiker Systemintegration 2022   
    Das Ausbildungssystem in der IT läuft nicht rund. Mein Take-Away davon ist hauptsächlich, dass 'die IHKen' (Achtung: sprachliche Verallgemeinerung) größte Probleme zu haben scheinen, die Ausbildung angemessen zu organisieren, zu überwachen und deren Erfolg zu kontrollieren. Fachwissen und Können prüft man nicht (effizient) mit ellenlangen, widersprüchlichen und zeitraubenden Aufgabenbeschreibungen! Allein daran erkannte man das Versagen 'der IHK' schon in alten Prüfungen.
    Mit der neuen Prüfung ist außerdem die Vergleichbarkeit der Leistungen der Jahrgänge untereinander weggefallen, wobei man auch hier die Bewertung zusätzlich abwarten muss. Der Marktwert der Berufsbezeichnung "IHK-geprüft" ist (wenn man das so sieht) stark beschädigt worden, da es als quasi-objektiver Benchmark der Industrie immer stärker in Frage gestellt werden kann. Ich denke, man muss das einfach so sehen, wenn man die Herbst Prüfung mit der vom Frühjahr vergleicht.
    Weiters muss man nun eigentlich die Frage stellen, ob die Ausbildung nicht grundlegend reformiert werden muss, wenn nach 18 Monaten der Wissensstand einer eierlegenden IT-Wollmilchsau, wie in der Prüfung verlangt wurde, erreichbar sein soll.  
    Wenn mich jetzt noch mal jemand nach einer Empfehlung über die Ausbildung/Umschulung zum Fachinformatiker (Fachrichtung egal) der IHK fragen würde, würde ich eher raten, über Alternativen auch nachzudenken. Wer etwas lernen möchte, sollte auch ernsthaft die Möglichkeit in Betracht ziehen, sich das Wissen anders zu erarbeiten und ggf. eine Methode überlegen, seine Fähigkeiten in dem Teilgebiet seiner Wahl in anderer Weise nachzuweisen (z.B. Projekte, Zertifikate, und übertragbare Kenntnisse aus vorherigen Berufen).  
    Die Industrie hat einen hohen Bedarf an ausgebildetem Nachwuchs, der logisch denkt und methodisch vorgehen kann. Diese Ausbildung übernehmen dann ausgerechnet Akteure, die bei der Organisation, Durchführung und Kontrolle anscheinend gerade das nicht tun und deren öffentliches Ergebnis beinahe wie von den berühmten Random-Laien kommen könnte.
    Umschulungsbuden bekommen das Geld vom Arbeitsamt und dabei scheint es manch einem Anbieter nicht wichtig zu sein, ob Dozenten menschlich oder fachlich geeignet sind, was sie tatsächlich in ihrem Unterricht machen. Ausnahmen gibt es auch hier. Die anderen ziehen das Geld zwangsmäßig von den Betrieben ein und dengeln 'irgendwie' Prüfungen zusammen. Eine didaktisch durchgängige Methodik vermag ich weder an Prüfungen noch an den oberflächlich ausgearbeiteten Curricula zu erkennen - soweit ich sie kenne und ich bin auch kein Fachmann. Ich möchte das aber trotzdem auch nennen.
    Die IHK selbst prüft Schreiben und Prüfungen nicht auf Tippfehler, z.B. Einladung zur Prüfung mit dem Thema "Einrichtung eines IT-geschützten Arbeitsplatzes" (sic!), oder auf Satzfehler und korrigieren inhaltliche Widersprüche nicht, überlassen dann die Bewertung ehrenamtlich arbeitenden Korrektoren, was die Vergleichbarkeit/Neutralität übrigens weiter schmälert. Mal von der Absicherung ihrer eigenen IT ganz zu schweigen. Das gibt ein sehr schwaches Bild ab.
    Die Gekniffen sind in erster Linie die Auszubildenden, die hundertprozentig abhängig sind von den beiden und sich garantiert nicht trauen werden, die Missstände irgendwie publik zu machen, weil das ja ihre eigene Ausbildung gefährdet. Gekniffen sind aber auch die Betriebe, welche die IHKen finanzieren, die sich offenbar alles erlauben kann und zu letzt zahlt ja das Gemeinwesen auch sehr viel für die Ausbildung.
    So müsste man dann die Organisation der Ausbildung (und in letzter Konsequenz über den Kammerzwang, der in meinen Augen nur schwer mit der Koalitionsfreiheit in Übereinstimmung zu bringen ist) grundlegend nachdenken. Letztendlich denke ich aber auch, dass der Ausbildungsgang thematisch überfrachtet ist und schlecht in die traditionelle dreijährige Berufsausbildung passt. Die ist eine tradierte Institution aus der Vergangenheit, die für Handwerksberufe ihrer Zeit sicherlich passend war, wie Bäcker, Zimmermann, Elektroinstallateur oder Schuster. Wenn man "Fachinformatiker" im selben Format ausbilden will, sollte man wenigstens den Umfang und die Tiefe des Wissens irgendwie eingrenzen können, so das es in drei Jahren auch vermittelbar ist. Genau hier hat die IHK in der Prüfung einfach mal "nö" gesagt. Die eierlegende Wollmilchsau der IT, welche nach 18 Monaten (!) einer Berufsausbildung FISI, FiAE (ITSE… ) oder nach 12 Monaten Umschulung diese Prüfung vollständig und richtig in 90 Minuten beantworten kann, würde ich gerne mal persönlich kennen lernen.
    Bleibt also die Frage nach der Motivation der Aktion. Den Satz "Wenn das so einfach wäre, dann bräuchtet ihr ja gar keine Ausbildung" habe ich übrigens öfter gehört während der Prüfungsvorbereitung. War das eine gewerbepolitisch motivierte Aktion der IHK, die der Bestätigung ihrer eigenen Macht und Existenzberechtigung diente, nachdem die vorangegangenen Prüfungen viel zu trivial waren? Durch einen schlechten Notenschnitt könnte sie beweisen, wie hoch ihr Anspruch sei und wie wertvoll damit ihr Zertifikat. Aber ach! Fachwissen und Können prüft man nicht mit ellenlangen, widersprüchlichen Aufgabenbeschreibungen oder einer künstlichen Verknappung der Prüfungszeit (Auswahl der Fragen/Zeitbedarf)! Oder wollte sie beweisen, dass die neue Reform der Ausbildungsordnung nicht ausreichte?
    Das wirkliche Ergebnis der Ausbildung neutral zu bemessen ist mit diesen Prüfungen genaugenommen nämlich gar nicht mehr möglich, denn der Grundsatz für Neutralität ist vor allem auch die Vergleich- und Überprüfbarkeit. Die von der IHK durchgeführten Prüfungen sind aber mitnichten vergleichbar. Wenn zum Beispiel eine theoretische 95-Prozent Bewertung der letzten AP1 nach neuer (der selben) Ausbildungsverordnung nun plötzlich einer 70- oder 60prozentigen Bewertung entspräche, dann schafft die IHK ihre Prüfungen gerade selbst ab.
    Nun hat die IHK in meinen Augen damit die fundamentale Fragen aufgeworfen: Ob sie überhaupt in der Lage ist, die Ausbildung inhaltlich und methodisch zu organisieren und zu überwachen und 2. ob die gesamte Ausbildung nicht generell überdacht werden muss.
  2. Like
    Stenihavet hat eine Reaktion von CodeFisi erhalten in Zwischenprüfung Fachinformatiker Systemintegration 2022   
    Das Ausbildungssystem in der IT läuft nicht rund. Mein Take-Away davon ist hauptsächlich, dass 'die IHKen' (Achtung: sprachliche Verallgemeinerung) größte Probleme zu haben scheinen, die Ausbildung angemessen zu organisieren, zu überwachen und deren Erfolg zu kontrollieren. Fachwissen und Können prüft man nicht (effizient) mit ellenlangen, widersprüchlichen und zeitraubenden Aufgabenbeschreibungen! Allein daran erkannte man das Versagen 'der IHK' schon in alten Prüfungen.
    Mit der neuen Prüfung ist außerdem die Vergleichbarkeit der Leistungen der Jahrgänge untereinander weggefallen, wobei man auch hier die Bewertung zusätzlich abwarten muss. Der Marktwert der Berufsbezeichnung "IHK-geprüft" ist (wenn man das so sieht) stark beschädigt worden, da es als quasi-objektiver Benchmark der Industrie immer stärker in Frage gestellt werden kann. Ich denke, man muss das einfach so sehen, wenn man die Herbst Prüfung mit der vom Frühjahr vergleicht.
    Weiters muss man nun eigentlich die Frage stellen, ob die Ausbildung nicht grundlegend reformiert werden muss, wenn nach 18 Monaten der Wissensstand einer eierlegenden IT-Wollmilchsau, wie in der Prüfung verlangt wurde, erreichbar sein soll.  
    Wenn mich jetzt noch mal jemand nach einer Empfehlung über die Ausbildung/Umschulung zum Fachinformatiker (Fachrichtung egal) der IHK fragen würde, würde ich eher raten, über Alternativen auch nachzudenken. Wer etwas lernen möchte, sollte auch ernsthaft die Möglichkeit in Betracht ziehen, sich das Wissen anders zu erarbeiten und ggf. eine Methode überlegen, seine Fähigkeiten in dem Teilgebiet seiner Wahl in anderer Weise nachzuweisen (z.B. Projekte, Zertifikate, und übertragbare Kenntnisse aus vorherigen Berufen).  
    Die Industrie hat einen hohen Bedarf an ausgebildetem Nachwuchs, der logisch denkt und methodisch vorgehen kann. Diese Ausbildung übernehmen dann ausgerechnet Akteure, die bei der Organisation, Durchführung und Kontrolle anscheinend gerade das nicht tun und deren öffentliches Ergebnis beinahe wie von den berühmten Random-Laien kommen könnte.
    Umschulungsbuden bekommen das Geld vom Arbeitsamt und dabei scheint es manch einem Anbieter nicht wichtig zu sein, ob Dozenten menschlich oder fachlich geeignet sind, was sie tatsächlich in ihrem Unterricht machen. Ausnahmen gibt es auch hier. Die anderen ziehen das Geld zwangsmäßig von den Betrieben ein und dengeln 'irgendwie' Prüfungen zusammen. Eine didaktisch durchgängige Methodik vermag ich weder an Prüfungen noch an den oberflächlich ausgearbeiteten Curricula zu erkennen - soweit ich sie kenne und ich bin auch kein Fachmann. Ich möchte das aber trotzdem auch nennen.
    Die IHK selbst prüft Schreiben und Prüfungen nicht auf Tippfehler, z.B. Einladung zur Prüfung mit dem Thema "Einrichtung eines IT-geschützten Arbeitsplatzes" (sic!), oder auf Satzfehler und korrigieren inhaltliche Widersprüche nicht, überlassen dann die Bewertung ehrenamtlich arbeitenden Korrektoren, was die Vergleichbarkeit/Neutralität übrigens weiter schmälert. Mal von der Absicherung ihrer eigenen IT ganz zu schweigen. Das gibt ein sehr schwaches Bild ab.
    Die Gekniffen sind in erster Linie die Auszubildenden, die hundertprozentig abhängig sind von den beiden und sich garantiert nicht trauen werden, die Missstände irgendwie publik zu machen, weil das ja ihre eigene Ausbildung gefährdet. Gekniffen sind aber auch die Betriebe, welche die IHKen finanzieren, die sich offenbar alles erlauben kann und zu letzt zahlt ja das Gemeinwesen auch sehr viel für die Ausbildung.
    So müsste man dann die Organisation der Ausbildung (und in letzter Konsequenz über den Kammerzwang, der in meinen Augen nur schwer mit der Koalitionsfreiheit in Übereinstimmung zu bringen ist) grundlegend nachdenken. Letztendlich denke ich aber auch, dass der Ausbildungsgang thematisch überfrachtet ist und schlecht in die traditionelle dreijährige Berufsausbildung passt. Die ist eine tradierte Institution aus der Vergangenheit, die für Handwerksberufe ihrer Zeit sicherlich passend war, wie Bäcker, Zimmermann, Elektroinstallateur oder Schuster. Wenn man "Fachinformatiker" im selben Format ausbilden will, sollte man wenigstens den Umfang und die Tiefe des Wissens irgendwie eingrenzen können, so das es in drei Jahren auch vermittelbar ist. Genau hier hat die IHK in der Prüfung einfach mal "nö" gesagt. Die eierlegende Wollmilchsau der IT, welche nach 18 Monaten (!) einer Berufsausbildung FISI, FiAE (ITSE… ) oder nach 12 Monaten Umschulung diese Prüfung vollständig und richtig in 90 Minuten beantworten kann, würde ich gerne mal persönlich kennen lernen.
    Bleibt also die Frage nach der Motivation der Aktion. Den Satz "Wenn das so einfach wäre, dann bräuchtet ihr ja gar keine Ausbildung" habe ich übrigens öfter gehört während der Prüfungsvorbereitung. War das eine gewerbepolitisch motivierte Aktion der IHK, die der Bestätigung ihrer eigenen Macht und Existenzberechtigung diente, nachdem die vorangegangenen Prüfungen viel zu trivial waren? Durch einen schlechten Notenschnitt könnte sie beweisen, wie hoch ihr Anspruch sei und wie wertvoll damit ihr Zertifikat. Aber ach! Fachwissen und Können prüft man nicht mit ellenlangen, widersprüchlichen Aufgabenbeschreibungen oder einer künstlichen Verknappung der Prüfungszeit (Auswahl der Fragen/Zeitbedarf)! Oder wollte sie beweisen, dass die neue Reform der Ausbildungsordnung nicht ausreichte?
    Das wirkliche Ergebnis der Ausbildung neutral zu bemessen ist mit diesen Prüfungen genaugenommen nämlich gar nicht mehr möglich, denn der Grundsatz für Neutralität ist vor allem auch die Vergleich- und Überprüfbarkeit. Die von der IHK durchgeführten Prüfungen sind aber mitnichten vergleichbar. Wenn zum Beispiel eine theoretische 95-Prozent Bewertung der letzten AP1 nach neuer (der selben) Ausbildungsverordnung nun plötzlich einer 70- oder 60prozentigen Bewertung entspräche, dann schafft die IHK ihre Prüfungen gerade selbst ab.
    Nun hat die IHK in meinen Augen damit die fundamentale Fragen aufgeworfen: Ob sie überhaupt in der Lage ist, die Ausbildung inhaltlich und methodisch zu organisieren und zu überwachen und 2. ob die gesamte Ausbildung nicht generell überdacht werden muss.
  3. Positiv
    Stenihavet hat eine Reaktion von houseshow erhalten in Zwischenprüfung Fachinformatiker Systemintegration 2022   
    Da kann ich denke ich aushelfen, könnte dir aber missfallen. Viele der Prüflinge kennen ihre Motivation, ihren Frust, manche Selbstkritik, zu äußern (das benennen die meisten ja wortwörtlich so) und teilweise auch konstruktive Vorschläge zu machen. Gesucht wird: Die Motivation der Diskutanten, deren Funktion man als Forums-Neuling nicht kennt, die Kritik abzutun und quasi dafür sind, keine Veränderungen vorzunehmen.
    Mit "Gibt sicher einige Kommentatoren hier, die durchaus eigene Interessen verfolgen, was das Abschmettern von Kritik angeht" sind wohl (Achtung, Überraschung 😉  ) einige Kommentatoren in diesem Forum gemeint (keine identifizierbaren IHK-Funktionäre, Berufsschullehrer oder Ähnliches), die Argumente nicht mit inhaltlichen Gegenargumenten bantworten (können) sondern z.b. versuchen, diese bzw. die Kritiker abzuwerten. Die gemeinten "Ziele"/Motivationen sind dabei nicht im Fachlichen erkennbar, und deswegen im Psychologischen zu vermuten. So verstehe ich das.
    Inhaltlich: Was soll denn die oft wiederholte Behauptung, Prüflinge früherer Jahre hätten sich auch schon beschwert, eigentlich beweisen oder widerlegen? Dass dem so sein sollte, ist außerdem nicht mal bewiesen. Ich habe im Forum gesucht, aber verglichen mit den der letzten ein oder zwei Jahre nichts, was der epischen Länge dieses Threads vergleichbar wäre. Lasse mich da aber gerne berichtigen. Danke für die Einladung zum Lesen alter Threads …
    "Was ist Beweislast" ist eine Prüfungsfrage für Fachinformatiker 🙂  Und wenn das so offensichtlich ist, dann müsste es ja kein Problem sein, schnell mal zwei oder drei Links nachzuliefern.
    Was mir außerdem aufgefallen ist, ist dass hier einige hauptsächlich einen logischen Fehlschluss in ihrer Argumentation geleistet haben: Durch eine schwierigere Prüfung/schlechten Notenschnitt/hohe Durchfallquote wird die Ausbildung oder das fachliche Niveau der Absolventen und somit quasi das Arbeitskräfteangebot für Arbeitgeber nicht besser. Mal abgesehen davon, dass diese nachgelieferte/ausgedachte Begründung wohl auch kein offizielles Ziel war.
    Es hat also einen Haufen Kritik gegeben oder auch viel Gerede, je nach dem wie man es sehen will. Die Frage wäre wie immer im Leben: Was lernen wir daraus. Diese Frage möchte sich vielleicht nicht jeder stellen?
    Das soll jeder für sich selbst entscheiden, ich denke, hier sind alle Argumente ausgetauscht. Wir werden es nicht -oder nicht hier?- beeinflussen können und ich wende mich lieber wieder der Arbeit zu. Friedliche Grüße…
  4. Like
    Stenihavet hat eine Reaktion von yago030 erhalten in Zwischenprüfung Fachinformatiker Systemintegration 2022   
    Das Ausbildungssystem in der IT läuft nicht rund. Mein Take-Away davon ist hauptsächlich, dass 'die IHKen' (Achtung: sprachliche Verallgemeinerung) größte Probleme zu haben scheinen, die Ausbildung angemessen zu organisieren, zu überwachen und deren Erfolg zu kontrollieren. Fachwissen und Können prüft man nicht (effizient) mit ellenlangen, widersprüchlichen und zeitraubenden Aufgabenbeschreibungen! Allein daran erkannte man das Versagen 'der IHK' schon in alten Prüfungen.
    Mit der neuen Prüfung ist außerdem die Vergleichbarkeit der Leistungen der Jahrgänge untereinander weggefallen, wobei man auch hier die Bewertung zusätzlich abwarten muss. Der Marktwert der Berufsbezeichnung "IHK-geprüft" ist (wenn man das so sieht) stark beschädigt worden, da es als quasi-objektiver Benchmark der Industrie immer stärker in Frage gestellt werden kann. Ich denke, man muss das einfach so sehen, wenn man die Herbst Prüfung mit der vom Frühjahr vergleicht.
    Weiters muss man nun eigentlich die Frage stellen, ob die Ausbildung nicht grundlegend reformiert werden muss, wenn nach 18 Monaten der Wissensstand einer eierlegenden IT-Wollmilchsau, wie in der Prüfung verlangt wurde, erreichbar sein soll.  
    Wenn mich jetzt noch mal jemand nach einer Empfehlung über die Ausbildung/Umschulung zum Fachinformatiker (Fachrichtung egal) der IHK fragen würde, würde ich eher raten, über Alternativen auch nachzudenken. Wer etwas lernen möchte, sollte auch ernsthaft die Möglichkeit in Betracht ziehen, sich das Wissen anders zu erarbeiten und ggf. eine Methode überlegen, seine Fähigkeiten in dem Teilgebiet seiner Wahl in anderer Weise nachzuweisen (z.B. Projekte, Zertifikate, und übertragbare Kenntnisse aus vorherigen Berufen).  
    Die Industrie hat einen hohen Bedarf an ausgebildetem Nachwuchs, der logisch denkt und methodisch vorgehen kann. Diese Ausbildung übernehmen dann ausgerechnet Akteure, die bei der Organisation, Durchführung und Kontrolle anscheinend gerade das nicht tun und deren öffentliches Ergebnis beinahe wie von den berühmten Random-Laien kommen könnte.
    Umschulungsbuden bekommen das Geld vom Arbeitsamt und dabei scheint es manch einem Anbieter nicht wichtig zu sein, ob Dozenten menschlich oder fachlich geeignet sind, was sie tatsächlich in ihrem Unterricht machen. Ausnahmen gibt es auch hier. Die anderen ziehen das Geld zwangsmäßig von den Betrieben ein und dengeln 'irgendwie' Prüfungen zusammen. Eine didaktisch durchgängige Methodik vermag ich weder an Prüfungen noch an den oberflächlich ausgearbeiteten Curricula zu erkennen - soweit ich sie kenne und ich bin auch kein Fachmann. Ich möchte das aber trotzdem auch nennen.
    Die IHK selbst prüft Schreiben und Prüfungen nicht auf Tippfehler, z.B. Einladung zur Prüfung mit dem Thema "Einrichtung eines IT-geschützten Arbeitsplatzes" (sic!), oder auf Satzfehler und korrigieren inhaltliche Widersprüche nicht, überlassen dann die Bewertung ehrenamtlich arbeitenden Korrektoren, was die Vergleichbarkeit/Neutralität übrigens weiter schmälert. Mal von der Absicherung ihrer eigenen IT ganz zu schweigen. Das gibt ein sehr schwaches Bild ab.
    Die Gekniffen sind in erster Linie die Auszubildenden, die hundertprozentig abhängig sind von den beiden und sich garantiert nicht trauen werden, die Missstände irgendwie publik zu machen, weil das ja ihre eigene Ausbildung gefährdet. Gekniffen sind aber auch die Betriebe, welche die IHKen finanzieren, die sich offenbar alles erlauben kann und zu letzt zahlt ja das Gemeinwesen auch sehr viel für die Ausbildung.
    So müsste man dann die Organisation der Ausbildung (und in letzter Konsequenz über den Kammerzwang, der in meinen Augen nur schwer mit der Koalitionsfreiheit in Übereinstimmung zu bringen ist) grundlegend nachdenken. Letztendlich denke ich aber auch, dass der Ausbildungsgang thematisch überfrachtet ist und schlecht in die traditionelle dreijährige Berufsausbildung passt. Die ist eine tradierte Institution aus der Vergangenheit, die für Handwerksberufe ihrer Zeit sicherlich passend war, wie Bäcker, Zimmermann, Elektroinstallateur oder Schuster. Wenn man "Fachinformatiker" im selben Format ausbilden will, sollte man wenigstens den Umfang und die Tiefe des Wissens irgendwie eingrenzen können, so das es in drei Jahren auch vermittelbar ist. Genau hier hat die IHK in der Prüfung einfach mal "nö" gesagt. Die eierlegende Wollmilchsau der IT, welche nach 18 Monaten (!) einer Berufsausbildung FISI, FiAE (ITSE… ) oder nach 12 Monaten Umschulung diese Prüfung vollständig und richtig in 90 Minuten beantworten kann, würde ich gerne mal persönlich kennen lernen.
    Bleibt also die Frage nach der Motivation der Aktion. Den Satz "Wenn das so einfach wäre, dann bräuchtet ihr ja gar keine Ausbildung" habe ich übrigens öfter gehört während der Prüfungsvorbereitung. War das eine gewerbepolitisch motivierte Aktion der IHK, die der Bestätigung ihrer eigenen Macht und Existenzberechtigung diente, nachdem die vorangegangenen Prüfungen viel zu trivial waren? Durch einen schlechten Notenschnitt könnte sie beweisen, wie hoch ihr Anspruch sei und wie wertvoll damit ihr Zertifikat. Aber ach! Fachwissen und Können prüft man nicht mit ellenlangen, widersprüchlichen Aufgabenbeschreibungen oder einer künstlichen Verknappung der Prüfungszeit (Auswahl der Fragen/Zeitbedarf)! Oder wollte sie beweisen, dass die neue Reform der Ausbildungsordnung nicht ausreichte?
    Das wirkliche Ergebnis der Ausbildung neutral zu bemessen ist mit diesen Prüfungen genaugenommen nämlich gar nicht mehr möglich, denn der Grundsatz für Neutralität ist vor allem auch die Vergleich- und Überprüfbarkeit. Die von der IHK durchgeführten Prüfungen sind aber mitnichten vergleichbar. Wenn zum Beispiel eine theoretische 95-Prozent Bewertung der letzten AP1 nach neuer (der selben) Ausbildungsverordnung nun plötzlich einer 70- oder 60prozentigen Bewertung entspräche, dann schafft die IHK ihre Prüfungen gerade selbst ab.
    Nun hat die IHK in meinen Augen damit die fundamentale Fragen aufgeworfen: Ob sie überhaupt in der Lage ist, die Ausbildung inhaltlich und methodisch zu organisieren und zu überwachen und 2. ob die gesamte Ausbildung nicht generell überdacht werden muss.
  5. Haha
    Stenihavet reagierte auf hellerKopf in Zwischenprüfung Fachinformatiker Systemintegration 2022   
    Für die 100 Punkte insgesamt gebe ich dir vollkommen recht.
    Aber jetzt verlangen, dass eine Aufgabe mit 8 statt 7 Punkten nur 12,5% im Schwierigkeitsgrad abweichen darf ist nicht praktikabel.

    Und über die Zeit müssen die Prüfungen mehr abfragen, denn der Beruf bleibt ja nicht auf dem Niveau 1997 stecken.

    Damit möchte ich den Thread für mich mit folgendem Fazit abschließen.
    Die IHK trifft keine Schuld, da sie hier garnicht eingreifen konnte.
    Sie kann auch an den Ergebnissen nichts machen, da die Prüfungsausschüsse unabhängig sind.
    Der ZPA hat niemanden hintergangen, da Prüfungskatalog und Prüfung im Einklang sind.
    Wer nun trotz eigenem Bemühen in der Vorbereitung überfordert wurde, sollte ein Gespräch mit seinen Ausbildern führen, damit für AP2 eine bessere Vorbereitung erfolgt.
     
  6. verwirrt
    Stenihavet reagierte auf Oggi in Wie viel verdient ihr?   
    Alter: 23
    Wohnort: Hamburg
    letzter Ausbildungsabschluss (als was und wann): FISI 2020
    Berufserfahrung: 2 Jahre 
    Vorbildung: Mittlere Reife
    Arbeitsort: Hamburg
    Grösse der Firma: <10
    Tarif: Nein
    Branche der Firma: IT Dienstleister
    Arbeitsstunden pro Woche laut Vertrag: 40
    Arbeitsstunden pro Woche real: 40
    Gesamtjahresbrutto: 28.600
    Anzahl der Monatsgehälter: 13
    Anzahl der Urlaubstage: 26
    Sonder- / Sozialleistungen: Elektro-Firmenwagen mit Privatnutzung (Ladekosten übernimmt die Firma)
    Variabler Anteil am Gehalt:  /
    Verantwortung: keine
    Tätigkeiten (Aufgaben/Aufgabenbereich): First-, Second- und Third-Level Support, Planung und Realisierung von IT-Projekten, Kundenbetreuung vor Ort, Auslieferung und Inbetriebnahme von Hardware, Dokumentation
  7. Positiv
    Stenihavet reagierte auf Marubas in Zwischenprüfung Fachinformatiker Systemintegration 2022   
    Es ist einfach objektiv schwieriger und zeitlich aufwendiger eigene Anweisungen für ein Struktogramm zu schreiben nach einem Text, der einem vorgegeben ist, mit vorgegebenen Feldern, auf die man diese Anweisungen anpassen muss, als z.B. zwei Fehler in einem vorgegebenen Struktogramm zu finden. Für die erste Aufgabe gab es übrigens 7 Punkte, für die zweite damals 8. Aber an einer konstruktiven Diskussion ist hier ja niemandem gelegen. Was allgemein ein stumpfes Abschmettern absolut jeder Kritik mit vorgefertigten Sätzen bringen soll, die dann jedes halbe Jahr wieder ausgepackt werden, erschließt sich wohl nur denen, die sie raushauen.
  8. Positiv
    Stenihavet reagierte auf FAQ in Zwischenprüfung Fachinformatiker Systemintegration 2022   
    Danke Marubas,
    Sie sehen es wenigstens objektiv. Gibt sicher einige Kommentatoren hier, die durchaus eigene Interessen verfolgen, was das Abschmettern von Kritik angeht. 
    Wenn der Gesamtschnitt der Prüfung dann schlecht ausfällt, waren die Teilnehmer dann schuld, weil sie nicht genug gelernt haben.
    Das gesamte System der Ausbildung degeneriert zu einem Würfelspiel in den Prüfungen. 
    Einfach nur noch unseriös.
  9. Positiv
    Stenihavet hat eine Reaktion von iSpectate erhalten in Zwischenprüfung Fachinformatiker Systemintegration 2022   
    Das Ausbildungssystem in der IT läuft nicht rund. Mein Take-Away davon ist hauptsächlich, dass 'die IHKen' (Achtung: sprachliche Verallgemeinerung) größte Probleme zu haben scheinen, die Ausbildung angemessen zu organisieren, zu überwachen und deren Erfolg zu kontrollieren. Fachwissen und Können prüft man nicht (effizient) mit ellenlangen, widersprüchlichen und zeitraubenden Aufgabenbeschreibungen! Allein daran erkannte man das Versagen 'der IHK' schon in alten Prüfungen.
    Mit der neuen Prüfung ist außerdem die Vergleichbarkeit der Leistungen der Jahrgänge untereinander weggefallen, wobei man auch hier die Bewertung zusätzlich abwarten muss. Der Marktwert der Berufsbezeichnung "IHK-geprüft" ist (wenn man das so sieht) stark beschädigt worden, da es als quasi-objektiver Benchmark der Industrie immer stärker in Frage gestellt werden kann. Ich denke, man muss das einfach so sehen, wenn man die Herbst Prüfung mit der vom Frühjahr vergleicht.
    Weiters muss man nun eigentlich die Frage stellen, ob die Ausbildung nicht grundlegend reformiert werden muss, wenn nach 18 Monaten der Wissensstand einer eierlegenden IT-Wollmilchsau, wie in der Prüfung verlangt wurde, erreichbar sein soll.  
    Wenn mich jetzt noch mal jemand nach einer Empfehlung über die Ausbildung/Umschulung zum Fachinformatiker (Fachrichtung egal) der IHK fragen würde, würde ich eher raten, über Alternativen auch nachzudenken. Wer etwas lernen möchte, sollte auch ernsthaft die Möglichkeit in Betracht ziehen, sich das Wissen anders zu erarbeiten und ggf. eine Methode überlegen, seine Fähigkeiten in dem Teilgebiet seiner Wahl in anderer Weise nachzuweisen (z.B. Projekte, Zertifikate, und übertragbare Kenntnisse aus vorherigen Berufen).  
    Die Industrie hat einen hohen Bedarf an ausgebildetem Nachwuchs, der logisch denkt und methodisch vorgehen kann. Diese Ausbildung übernehmen dann ausgerechnet Akteure, die bei der Organisation, Durchführung und Kontrolle anscheinend gerade das nicht tun und deren öffentliches Ergebnis beinahe wie von den berühmten Random-Laien kommen könnte.
    Umschulungsbuden bekommen das Geld vom Arbeitsamt und dabei scheint es manch einem Anbieter nicht wichtig zu sein, ob Dozenten menschlich oder fachlich geeignet sind, was sie tatsächlich in ihrem Unterricht machen. Ausnahmen gibt es auch hier. Die anderen ziehen das Geld zwangsmäßig von den Betrieben ein und dengeln 'irgendwie' Prüfungen zusammen. Eine didaktisch durchgängige Methodik vermag ich weder an Prüfungen noch an den oberflächlich ausgearbeiteten Curricula zu erkennen - soweit ich sie kenne und ich bin auch kein Fachmann. Ich möchte das aber trotzdem auch nennen.
    Die IHK selbst prüft Schreiben und Prüfungen nicht auf Tippfehler, z.B. Einladung zur Prüfung mit dem Thema "Einrichtung eines IT-geschützten Arbeitsplatzes" (sic!), oder auf Satzfehler und korrigieren inhaltliche Widersprüche nicht, überlassen dann die Bewertung ehrenamtlich arbeitenden Korrektoren, was die Vergleichbarkeit/Neutralität übrigens weiter schmälert. Mal von der Absicherung ihrer eigenen IT ganz zu schweigen. Das gibt ein sehr schwaches Bild ab.
    Die Gekniffen sind in erster Linie die Auszubildenden, die hundertprozentig abhängig sind von den beiden und sich garantiert nicht trauen werden, die Missstände irgendwie publik zu machen, weil das ja ihre eigene Ausbildung gefährdet. Gekniffen sind aber auch die Betriebe, welche die IHKen finanzieren, die sich offenbar alles erlauben kann und zu letzt zahlt ja das Gemeinwesen auch sehr viel für die Ausbildung.
    So müsste man dann die Organisation der Ausbildung (und in letzter Konsequenz über den Kammerzwang, der in meinen Augen nur schwer mit der Koalitionsfreiheit in Übereinstimmung zu bringen ist) grundlegend nachdenken. Letztendlich denke ich aber auch, dass der Ausbildungsgang thematisch überfrachtet ist und schlecht in die traditionelle dreijährige Berufsausbildung passt. Die ist eine tradierte Institution aus der Vergangenheit, die für Handwerksberufe ihrer Zeit sicherlich passend war, wie Bäcker, Zimmermann, Elektroinstallateur oder Schuster. Wenn man "Fachinformatiker" im selben Format ausbilden will, sollte man wenigstens den Umfang und die Tiefe des Wissens irgendwie eingrenzen können, so das es in drei Jahren auch vermittelbar ist. Genau hier hat die IHK in der Prüfung einfach mal "nö" gesagt. Die eierlegende Wollmilchsau der IT, welche nach 18 Monaten (!) einer Berufsausbildung FISI, FiAE (ITSE… ) oder nach 12 Monaten Umschulung diese Prüfung vollständig und richtig in 90 Minuten beantworten kann, würde ich gerne mal persönlich kennen lernen.
    Bleibt also die Frage nach der Motivation der Aktion. Den Satz "Wenn das so einfach wäre, dann bräuchtet ihr ja gar keine Ausbildung" habe ich übrigens öfter gehört während der Prüfungsvorbereitung. War das eine gewerbepolitisch motivierte Aktion der IHK, die der Bestätigung ihrer eigenen Macht und Existenzberechtigung diente, nachdem die vorangegangenen Prüfungen viel zu trivial waren? Durch einen schlechten Notenschnitt könnte sie beweisen, wie hoch ihr Anspruch sei und wie wertvoll damit ihr Zertifikat. Aber ach! Fachwissen und Können prüft man nicht mit ellenlangen, widersprüchlichen Aufgabenbeschreibungen oder einer künstlichen Verknappung der Prüfungszeit (Auswahl der Fragen/Zeitbedarf)! Oder wollte sie beweisen, dass die neue Reform der Ausbildungsordnung nicht ausreichte?
    Das wirkliche Ergebnis der Ausbildung neutral zu bemessen ist mit diesen Prüfungen genaugenommen nämlich gar nicht mehr möglich, denn der Grundsatz für Neutralität ist vor allem auch die Vergleich- und Überprüfbarkeit. Die von der IHK durchgeführten Prüfungen sind aber mitnichten vergleichbar. Wenn zum Beispiel eine theoretische 95-Prozent Bewertung der letzten AP1 nach neuer (der selben) Ausbildungsverordnung nun plötzlich einer 70- oder 60prozentigen Bewertung entspräche, dann schafft die IHK ihre Prüfungen gerade selbst ab.
    Nun hat die IHK in meinen Augen damit die fundamentale Fragen aufgeworfen: Ob sie überhaupt in der Lage ist, die Ausbildung inhaltlich und methodisch zu organisieren und zu überwachen und 2. ob die gesamte Ausbildung nicht generell überdacht werden muss.
  10. Positiv
    Stenihavet reagierte auf be98 in Zwischenprüfung Fachinformatiker Systemintegration 2022   
    Ich finde man kann das meiste auch am Ende der Ausbildung verlangen. Warum ma  das allerdings nach 18 Monaten verlangt  verstehe ich auch nicht. 
  11. Like
    Stenihavet hat eine Reaktion von FRank21 erhalten in Zwischenprüfung Fachinformatiker Systemintegration 2022   
    Das Ausbildungssystem in der IT läuft nicht rund. Mein Take-Away davon ist hauptsächlich, dass 'die IHKen' (Achtung: sprachliche Verallgemeinerung) größte Probleme zu haben scheinen, die Ausbildung angemessen zu organisieren, zu überwachen und deren Erfolg zu kontrollieren. Fachwissen und Können prüft man nicht (effizient) mit ellenlangen, widersprüchlichen und zeitraubenden Aufgabenbeschreibungen! Allein daran erkannte man das Versagen 'der IHK' schon in alten Prüfungen.
    Mit der neuen Prüfung ist außerdem die Vergleichbarkeit der Leistungen der Jahrgänge untereinander weggefallen, wobei man auch hier die Bewertung zusätzlich abwarten muss. Der Marktwert der Berufsbezeichnung "IHK-geprüft" ist (wenn man das so sieht) stark beschädigt worden, da es als quasi-objektiver Benchmark der Industrie immer stärker in Frage gestellt werden kann. Ich denke, man muss das einfach so sehen, wenn man die Herbst Prüfung mit der vom Frühjahr vergleicht.
    Weiters muss man nun eigentlich die Frage stellen, ob die Ausbildung nicht grundlegend reformiert werden muss, wenn nach 18 Monaten der Wissensstand einer eierlegenden IT-Wollmilchsau, wie in der Prüfung verlangt wurde, erreichbar sein soll.  
    Wenn mich jetzt noch mal jemand nach einer Empfehlung über die Ausbildung/Umschulung zum Fachinformatiker (Fachrichtung egal) der IHK fragen würde, würde ich eher raten, über Alternativen auch nachzudenken. Wer etwas lernen möchte, sollte auch ernsthaft die Möglichkeit in Betracht ziehen, sich das Wissen anders zu erarbeiten und ggf. eine Methode überlegen, seine Fähigkeiten in dem Teilgebiet seiner Wahl in anderer Weise nachzuweisen (z.B. Projekte, Zertifikate, und übertragbare Kenntnisse aus vorherigen Berufen).  
    Die Industrie hat einen hohen Bedarf an ausgebildetem Nachwuchs, der logisch denkt und methodisch vorgehen kann. Diese Ausbildung übernehmen dann ausgerechnet Akteure, die bei der Organisation, Durchführung und Kontrolle anscheinend gerade das nicht tun und deren öffentliches Ergebnis beinahe wie von den berühmten Random-Laien kommen könnte.
    Umschulungsbuden bekommen das Geld vom Arbeitsamt und dabei scheint es manch einem Anbieter nicht wichtig zu sein, ob Dozenten menschlich oder fachlich geeignet sind, was sie tatsächlich in ihrem Unterricht machen. Ausnahmen gibt es auch hier. Die anderen ziehen das Geld zwangsmäßig von den Betrieben ein und dengeln 'irgendwie' Prüfungen zusammen. Eine didaktisch durchgängige Methodik vermag ich weder an Prüfungen noch an den oberflächlich ausgearbeiteten Curricula zu erkennen - soweit ich sie kenne und ich bin auch kein Fachmann. Ich möchte das aber trotzdem auch nennen.
    Die IHK selbst prüft Schreiben und Prüfungen nicht auf Tippfehler, z.B. Einladung zur Prüfung mit dem Thema "Einrichtung eines IT-geschützten Arbeitsplatzes" (sic!), oder auf Satzfehler und korrigieren inhaltliche Widersprüche nicht, überlassen dann die Bewertung ehrenamtlich arbeitenden Korrektoren, was die Vergleichbarkeit/Neutralität übrigens weiter schmälert. Mal von der Absicherung ihrer eigenen IT ganz zu schweigen. Das gibt ein sehr schwaches Bild ab.
    Die Gekniffen sind in erster Linie die Auszubildenden, die hundertprozentig abhängig sind von den beiden und sich garantiert nicht trauen werden, die Missstände irgendwie publik zu machen, weil das ja ihre eigene Ausbildung gefährdet. Gekniffen sind aber auch die Betriebe, welche die IHKen finanzieren, die sich offenbar alles erlauben kann und zu letzt zahlt ja das Gemeinwesen auch sehr viel für die Ausbildung.
    So müsste man dann die Organisation der Ausbildung (und in letzter Konsequenz über den Kammerzwang, der in meinen Augen nur schwer mit der Koalitionsfreiheit in Übereinstimmung zu bringen ist) grundlegend nachdenken. Letztendlich denke ich aber auch, dass der Ausbildungsgang thematisch überfrachtet ist und schlecht in die traditionelle dreijährige Berufsausbildung passt. Die ist eine tradierte Institution aus der Vergangenheit, die für Handwerksberufe ihrer Zeit sicherlich passend war, wie Bäcker, Zimmermann, Elektroinstallateur oder Schuster. Wenn man "Fachinformatiker" im selben Format ausbilden will, sollte man wenigstens den Umfang und die Tiefe des Wissens irgendwie eingrenzen können, so das es in drei Jahren auch vermittelbar ist. Genau hier hat die IHK in der Prüfung einfach mal "nö" gesagt. Die eierlegende Wollmilchsau der IT, welche nach 18 Monaten (!) einer Berufsausbildung FISI, FiAE (ITSE… ) oder nach 12 Monaten Umschulung diese Prüfung vollständig und richtig in 90 Minuten beantworten kann, würde ich gerne mal persönlich kennen lernen.
    Bleibt also die Frage nach der Motivation der Aktion. Den Satz "Wenn das so einfach wäre, dann bräuchtet ihr ja gar keine Ausbildung" habe ich übrigens öfter gehört während der Prüfungsvorbereitung. War das eine gewerbepolitisch motivierte Aktion der IHK, die der Bestätigung ihrer eigenen Macht und Existenzberechtigung diente, nachdem die vorangegangenen Prüfungen viel zu trivial waren? Durch einen schlechten Notenschnitt könnte sie beweisen, wie hoch ihr Anspruch sei und wie wertvoll damit ihr Zertifikat. Aber ach! Fachwissen und Können prüft man nicht mit ellenlangen, widersprüchlichen Aufgabenbeschreibungen oder einer künstlichen Verknappung der Prüfungszeit (Auswahl der Fragen/Zeitbedarf)! Oder wollte sie beweisen, dass die neue Reform der Ausbildungsordnung nicht ausreichte?
    Das wirkliche Ergebnis der Ausbildung neutral zu bemessen ist mit diesen Prüfungen genaugenommen nämlich gar nicht mehr möglich, denn der Grundsatz für Neutralität ist vor allem auch die Vergleich- und Überprüfbarkeit. Die von der IHK durchgeführten Prüfungen sind aber mitnichten vergleichbar. Wenn zum Beispiel eine theoretische 95-Prozent Bewertung der letzten AP1 nach neuer (der selben) Ausbildungsverordnung nun plötzlich einer 70- oder 60prozentigen Bewertung entspräche, dann schafft die IHK ihre Prüfungen gerade selbst ab.
    Nun hat die IHK in meinen Augen damit die fundamentale Fragen aufgeworfen: Ob sie überhaupt in der Lage ist, die Ausbildung inhaltlich und methodisch zu organisieren und zu überwachen und 2. ob die gesamte Ausbildung nicht generell überdacht werden muss.
  12. Positiv
    Stenihavet hat eine Reaktion von Mike26169 erhalten in Zwischenprüfung Fachinformatiker Systemintegration 2022   
    Das Ausbildungssystem in der IT läuft nicht rund. Mein Take-Away davon ist hauptsächlich, dass 'die IHKen' (Achtung: sprachliche Verallgemeinerung) größte Probleme zu haben scheinen, die Ausbildung angemessen zu organisieren, zu überwachen und deren Erfolg zu kontrollieren. Fachwissen und Können prüft man nicht (effizient) mit ellenlangen, widersprüchlichen und zeitraubenden Aufgabenbeschreibungen! Allein daran erkannte man das Versagen 'der IHK' schon in alten Prüfungen.
    Mit der neuen Prüfung ist außerdem die Vergleichbarkeit der Leistungen der Jahrgänge untereinander weggefallen, wobei man auch hier die Bewertung zusätzlich abwarten muss. Der Marktwert der Berufsbezeichnung "IHK-geprüft" ist (wenn man das so sieht) stark beschädigt worden, da es als quasi-objektiver Benchmark der Industrie immer stärker in Frage gestellt werden kann. Ich denke, man muss das einfach so sehen, wenn man die Herbst Prüfung mit der vom Frühjahr vergleicht.
    Weiters muss man nun eigentlich die Frage stellen, ob die Ausbildung nicht grundlegend reformiert werden muss, wenn nach 18 Monaten der Wissensstand einer eierlegenden IT-Wollmilchsau, wie in der Prüfung verlangt wurde, erreichbar sein soll.  
    Wenn mich jetzt noch mal jemand nach einer Empfehlung über die Ausbildung/Umschulung zum Fachinformatiker (Fachrichtung egal) der IHK fragen würde, würde ich eher raten, über Alternativen auch nachzudenken. Wer etwas lernen möchte, sollte auch ernsthaft die Möglichkeit in Betracht ziehen, sich das Wissen anders zu erarbeiten und ggf. eine Methode überlegen, seine Fähigkeiten in dem Teilgebiet seiner Wahl in anderer Weise nachzuweisen (z.B. Projekte, Zertifikate, und übertragbare Kenntnisse aus vorherigen Berufen).  
    Die Industrie hat einen hohen Bedarf an ausgebildetem Nachwuchs, der logisch denkt und methodisch vorgehen kann. Diese Ausbildung übernehmen dann ausgerechnet Akteure, die bei der Organisation, Durchführung und Kontrolle anscheinend gerade das nicht tun und deren öffentliches Ergebnis beinahe wie von den berühmten Random-Laien kommen könnte.
    Umschulungsbuden bekommen das Geld vom Arbeitsamt und dabei scheint es manch einem Anbieter nicht wichtig zu sein, ob Dozenten menschlich oder fachlich geeignet sind, was sie tatsächlich in ihrem Unterricht machen. Ausnahmen gibt es auch hier. Die anderen ziehen das Geld zwangsmäßig von den Betrieben ein und dengeln 'irgendwie' Prüfungen zusammen. Eine didaktisch durchgängige Methodik vermag ich weder an Prüfungen noch an den oberflächlich ausgearbeiteten Curricula zu erkennen - soweit ich sie kenne und ich bin auch kein Fachmann. Ich möchte das aber trotzdem auch nennen.
    Die IHK selbst prüft Schreiben und Prüfungen nicht auf Tippfehler, z.B. Einladung zur Prüfung mit dem Thema "Einrichtung eines IT-geschützten Arbeitsplatzes" (sic!), oder auf Satzfehler und korrigieren inhaltliche Widersprüche nicht, überlassen dann die Bewertung ehrenamtlich arbeitenden Korrektoren, was die Vergleichbarkeit/Neutralität übrigens weiter schmälert. Mal von der Absicherung ihrer eigenen IT ganz zu schweigen. Das gibt ein sehr schwaches Bild ab.
    Die Gekniffen sind in erster Linie die Auszubildenden, die hundertprozentig abhängig sind von den beiden und sich garantiert nicht trauen werden, die Missstände irgendwie publik zu machen, weil das ja ihre eigene Ausbildung gefährdet. Gekniffen sind aber auch die Betriebe, welche die IHKen finanzieren, die sich offenbar alles erlauben kann und zu letzt zahlt ja das Gemeinwesen auch sehr viel für die Ausbildung.
    So müsste man dann die Organisation der Ausbildung (und in letzter Konsequenz über den Kammerzwang, der in meinen Augen nur schwer mit der Koalitionsfreiheit in Übereinstimmung zu bringen ist) grundlegend nachdenken. Letztendlich denke ich aber auch, dass der Ausbildungsgang thematisch überfrachtet ist und schlecht in die traditionelle dreijährige Berufsausbildung passt. Die ist eine tradierte Institution aus der Vergangenheit, die für Handwerksberufe ihrer Zeit sicherlich passend war, wie Bäcker, Zimmermann, Elektroinstallateur oder Schuster. Wenn man "Fachinformatiker" im selben Format ausbilden will, sollte man wenigstens den Umfang und die Tiefe des Wissens irgendwie eingrenzen können, so das es in drei Jahren auch vermittelbar ist. Genau hier hat die IHK in der Prüfung einfach mal "nö" gesagt. Die eierlegende Wollmilchsau der IT, welche nach 18 Monaten (!) einer Berufsausbildung FISI, FiAE (ITSE… ) oder nach 12 Monaten Umschulung diese Prüfung vollständig und richtig in 90 Minuten beantworten kann, würde ich gerne mal persönlich kennen lernen.
    Bleibt also die Frage nach der Motivation der Aktion. Den Satz "Wenn das so einfach wäre, dann bräuchtet ihr ja gar keine Ausbildung" habe ich übrigens öfter gehört während der Prüfungsvorbereitung. War das eine gewerbepolitisch motivierte Aktion der IHK, die der Bestätigung ihrer eigenen Macht und Existenzberechtigung diente, nachdem die vorangegangenen Prüfungen viel zu trivial waren? Durch einen schlechten Notenschnitt könnte sie beweisen, wie hoch ihr Anspruch sei und wie wertvoll damit ihr Zertifikat. Aber ach! Fachwissen und Können prüft man nicht mit ellenlangen, widersprüchlichen Aufgabenbeschreibungen oder einer künstlichen Verknappung der Prüfungszeit (Auswahl der Fragen/Zeitbedarf)! Oder wollte sie beweisen, dass die neue Reform der Ausbildungsordnung nicht ausreichte?
    Das wirkliche Ergebnis der Ausbildung neutral zu bemessen ist mit diesen Prüfungen genaugenommen nämlich gar nicht mehr möglich, denn der Grundsatz für Neutralität ist vor allem auch die Vergleich- und Überprüfbarkeit. Die von der IHK durchgeführten Prüfungen sind aber mitnichten vergleichbar. Wenn zum Beispiel eine theoretische 95-Prozent Bewertung der letzten AP1 nach neuer (der selben) Ausbildungsverordnung nun plötzlich einer 70- oder 60prozentigen Bewertung entspräche, dann schafft die IHK ihre Prüfungen gerade selbst ab.
    Nun hat die IHK in meinen Augen damit die fundamentale Fragen aufgeworfen: Ob sie überhaupt in der Lage ist, die Ausbildung inhaltlich und methodisch zu organisieren und zu überwachen und 2. ob die gesamte Ausbildung nicht generell überdacht werden muss.
  13. Positiv
    Stenihavet reagierte auf hellerKopf in Zwischenprüfung Fachinformatiker Systemintegration 2022   
    Die zuständige Stelle überwacht die Durchführung....  und fördert diese durch Beratung der an der Berufsbildung beteiligten Personen. Sie hat zu diesem Zweck Berater oder Beraterinnen zu bestellen.

    Überwacht die Durchführung  ->bedeutet das die Verpflichtung angemessene Qualität sicherzustellen ?
    Berater oder Beraterinnen       ->und wenn  die dann keiner abruft ?

    Da ist aber noch viel zu verbessern.
     
  14. Like
    Stenihavet reagierte auf Whiz-zarD in Zwischenprüfung Fachinformatiker Systemintegration 2022   
    Ja, es sind Basics aber die Basics für wen? Ein Datenanalyst wird niemals mit RAID in Berührung kommen. Wieso muss man dann wissen, was ein RAID-Verbund ist und wie die Volumengröße der unterschiedlichen Verbünde ausgerechnet werden? Das gleiche gilt für den Softwareentwickler. Dementsprechend braucht man für jede Fachrichtung eine andere Prüfung, die andere Schwerpunkte setzt. Ein Datenanalyst oder Softwareentwickler kann schon sehr wohl was über RAID lernen aber es muss anders bewertet, als bei einem FISI, der eben solche Systeme bereitstellt und eher was damit zu tun hat.
    Wie @Stenihavetschon sagt: Obwohl es unterschiedliche Fachrichtungen gibt, möchte man trotzdem am Ende die eierlegende IT-Wollmilchsau haben und das passt nicht.
    In meiner Assistentenausbildung gab's auch unterschiedliche Fachrichtungen (Medieninformatik, Wirtschaftsinformatik und technische Informatik) und für alle Fachrichtungen gab's unterschiedliche Klausuren. Es gab zwar gleiche Klausuren, aber auch Klausuren für die unterschiedlichen Fachbereiche und das galt für alle fünf Semester und so muss es auch sein. Sonst machen Fachrichtungen kein Sinn.
    Man darf eins nicht vergessen: Die Ausbildung hat das Ziel die berufliche Handlungsfähigkeit zu erlangen und das erlangt man nur, indem man das nötige Wissen für die jeweilige Fachrichtung fundiert lernt. Was bringt mir ein FIAEler, der zwar toll die SQL-Syntax auswendig gelernt hat aber mir nicht sagen kann, was SOLID bedeutet oder nicht den Unterschied zwischen Array und Liste kennt? Beim Daten- und Prozessanalyst wird es ja noch heftiger, denn das geht meiner meiner Meinung nach komplett am Markt vorbei. Datenanalyst ist ein sehr mathematischer und wissenschaftlicher Beruf. Sie müssen sich mit Statistik und Data Lakes auskennen und nicht mit RAIDs und IPv6.
  15. Like
    Stenihavet hat eine Reaktion von Whiz-zarD erhalten in Zwischenprüfung Fachinformatiker Systemintegration 2022   
    Das Ausbildungssystem in der IT läuft nicht rund. Mein Take-Away davon ist hauptsächlich, dass 'die IHKen' (Achtung: sprachliche Verallgemeinerung) größte Probleme zu haben scheinen, die Ausbildung angemessen zu organisieren, zu überwachen und deren Erfolg zu kontrollieren. Fachwissen und Können prüft man nicht (effizient) mit ellenlangen, widersprüchlichen und zeitraubenden Aufgabenbeschreibungen! Allein daran erkannte man das Versagen 'der IHK' schon in alten Prüfungen.
    Mit der neuen Prüfung ist außerdem die Vergleichbarkeit der Leistungen der Jahrgänge untereinander weggefallen, wobei man auch hier die Bewertung zusätzlich abwarten muss. Der Marktwert der Berufsbezeichnung "IHK-geprüft" ist (wenn man das so sieht) stark beschädigt worden, da es als quasi-objektiver Benchmark der Industrie immer stärker in Frage gestellt werden kann. Ich denke, man muss das einfach so sehen, wenn man die Herbst Prüfung mit der vom Frühjahr vergleicht.
    Weiters muss man nun eigentlich die Frage stellen, ob die Ausbildung nicht grundlegend reformiert werden muss, wenn nach 18 Monaten der Wissensstand einer eierlegenden IT-Wollmilchsau, wie in der Prüfung verlangt wurde, erreichbar sein soll.  
    Wenn mich jetzt noch mal jemand nach einer Empfehlung über die Ausbildung/Umschulung zum Fachinformatiker (Fachrichtung egal) der IHK fragen würde, würde ich eher raten, über Alternativen auch nachzudenken. Wer etwas lernen möchte, sollte auch ernsthaft die Möglichkeit in Betracht ziehen, sich das Wissen anders zu erarbeiten und ggf. eine Methode überlegen, seine Fähigkeiten in dem Teilgebiet seiner Wahl in anderer Weise nachzuweisen (z.B. Projekte, Zertifikate, und übertragbare Kenntnisse aus vorherigen Berufen).  
    Die Industrie hat einen hohen Bedarf an ausgebildetem Nachwuchs, der logisch denkt und methodisch vorgehen kann. Diese Ausbildung übernehmen dann ausgerechnet Akteure, die bei der Organisation, Durchführung und Kontrolle anscheinend gerade das nicht tun und deren öffentliches Ergebnis beinahe wie von den berühmten Random-Laien kommen könnte.
    Umschulungsbuden bekommen das Geld vom Arbeitsamt und dabei scheint es manch einem Anbieter nicht wichtig zu sein, ob Dozenten menschlich oder fachlich geeignet sind, was sie tatsächlich in ihrem Unterricht machen. Ausnahmen gibt es auch hier. Die anderen ziehen das Geld zwangsmäßig von den Betrieben ein und dengeln 'irgendwie' Prüfungen zusammen. Eine didaktisch durchgängige Methodik vermag ich weder an Prüfungen noch an den oberflächlich ausgearbeiteten Curricula zu erkennen - soweit ich sie kenne und ich bin auch kein Fachmann. Ich möchte das aber trotzdem auch nennen.
    Die IHK selbst prüft Schreiben und Prüfungen nicht auf Tippfehler, z.B. Einladung zur Prüfung mit dem Thema "Einrichtung eines IT-geschützten Arbeitsplatzes" (sic!), oder auf Satzfehler und korrigieren inhaltliche Widersprüche nicht, überlassen dann die Bewertung ehrenamtlich arbeitenden Korrektoren, was die Vergleichbarkeit/Neutralität übrigens weiter schmälert. Mal von der Absicherung ihrer eigenen IT ganz zu schweigen. Das gibt ein sehr schwaches Bild ab.
    Die Gekniffen sind in erster Linie die Auszubildenden, die hundertprozentig abhängig sind von den beiden und sich garantiert nicht trauen werden, die Missstände irgendwie publik zu machen, weil das ja ihre eigene Ausbildung gefährdet. Gekniffen sind aber auch die Betriebe, welche die IHKen finanzieren, die sich offenbar alles erlauben kann und zu letzt zahlt ja das Gemeinwesen auch sehr viel für die Ausbildung.
    So müsste man dann die Organisation der Ausbildung (und in letzter Konsequenz über den Kammerzwang, der in meinen Augen nur schwer mit der Koalitionsfreiheit in Übereinstimmung zu bringen ist) grundlegend nachdenken. Letztendlich denke ich aber auch, dass der Ausbildungsgang thematisch überfrachtet ist und schlecht in die traditionelle dreijährige Berufsausbildung passt. Die ist eine tradierte Institution aus der Vergangenheit, die für Handwerksberufe ihrer Zeit sicherlich passend war, wie Bäcker, Zimmermann, Elektroinstallateur oder Schuster. Wenn man "Fachinformatiker" im selben Format ausbilden will, sollte man wenigstens den Umfang und die Tiefe des Wissens irgendwie eingrenzen können, so das es in drei Jahren auch vermittelbar ist. Genau hier hat die IHK in der Prüfung einfach mal "nö" gesagt. Die eierlegende Wollmilchsau der IT, welche nach 18 Monaten (!) einer Berufsausbildung FISI, FiAE (ITSE… ) oder nach 12 Monaten Umschulung diese Prüfung vollständig und richtig in 90 Minuten beantworten kann, würde ich gerne mal persönlich kennen lernen.
    Bleibt also die Frage nach der Motivation der Aktion. Den Satz "Wenn das so einfach wäre, dann bräuchtet ihr ja gar keine Ausbildung" habe ich übrigens öfter gehört während der Prüfungsvorbereitung. War das eine gewerbepolitisch motivierte Aktion der IHK, die der Bestätigung ihrer eigenen Macht und Existenzberechtigung diente, nachdem die vorangegangenen Prüfungen viel zu trivial waren? Durch einen schlechten Notenschnitt könnte sie beweisen, wie hoch ihr Anspruch sei und wie wertvoll damit ihr Zertifikat. Aber ach! Fachwissen und Können prüft man nicht mit ellenlangen, widersprüchlichen Aufgabenbeschreibungen oder einer künstlichen Verknappung der Prüfungszeit (Auswahl der Fragen/Zeitbedarf)! Oder wollte sie beweisen, dass die neue Reform der Ausbildungsordnung nicht ausreichte?
    Das wirkliche Ergebnis der Ausbildung neutral zu bemessen ist mit diesen Prüfungen genaugenommen nämlich gar nicht mehr möglich, denn der Grundsatz für Neutralität ist vor allem auch die Vergleich- und Überprüfbarkeit. Die von der IHK durchgeführten Prüfungen sind aber mitnichten vergleichbar. Wenn zum Beispiel eine theoretische 95-Prozent Bewertung der letzten AP1 nach neuer (der selben) Ausbildungsverordnung nun plötzlich einer 70- oder 60prozentigen Bewertung entspräche, dann schafft die IHK ihre Prüfungen gerade selbst ab.
    Nun hat die IHK in meinen Augen damit die fundamentale Fragen aufgeworfen: Ob sie überhaupt in der Lage ist, die Ausbildung inhaltlich und methodisch zu organisieren und zu überwachen und 2. ob die gesamte Ausbildung nicht generell überdacht werden muss.
  16. Positiv
    Stenihavet hat eine Reaktion von VegetaGer erhalten in Zwischenprüfung Fachinformatiker Systemintegration 2022   
    Das Ausbildungssystem in der IT läuft nicht rund. Mein Take-Away davon ist hauptsächlich, dass 'die IHKen' (Achtung: sprachliche Verallgemeinerung) größte Probleme zu haben scheinen, die Ausbildung angemessen zu organisieren, zu überwachen und deren Erfolg zu kontrollieren. Fachwissen und Können prüft man nicht (effizient) mit ellenlangen, widersprüchlichen und zeitraubenden Aufgabenbeschreibungen! Allein daran erkannte man das Versagen 'der IHK' schon in alten Prüfungen.
    Mit der neuen Prüfung ist außerdem die Vergleichbarkeit der Leistungen der Jahrgänge untereinander weggefallen, wobei man auch hier die Bewertung zusätzlich abwarten muss. Der Marktwert der Berufsbezeichnung "IHK-geprüft" ist (wenn man das so sieht) stark beschädigt worden, da es als quasi-objektiver Benchmark der Industrie immer stärker in Frage gestellt werden kann. Ich denke, man muss das einfach so sehen, wenn man die Herbst Prüfung mit der vom Frühjahr vergleicht.
    Weiters muss man nun eigentlich die Frage stellen, ob die Ausbildung nicht grundlegend reformiert werden muss, wenn nach 18 Monaten der Wissensstand einer eierlegenden IT-Wollmilchsau, wie in der Prüfung verlangt wurde, erreichbar sein soll.  
    Wenn mich jetzt noch mal jemand nach einer Empfehlung über die Ausbildung/Umschulung zum Fachinformatiker (Fachrichtung egal) der IHK fragen würde, würde ich eher raten, über Alternativen auch nachzudenken. Wer etwas lernen möchte, sollte auch ernsthaft die Möglichkeit in Betracht ziehen, sich das Wissen anders zu erarbeiten und ggf. eine Methode überlegen, seine Fähigkeiten in dem Teilgebiet seiner Wahl in anderer Weise nachzuweisen (z.B. Projekte, Zertifikate, und übertragbare Kenntnisse aus vorherigen Berufen).  
    Die Industrie hat einen hohen Bedarf an ausgebildetem Nachwuchs, der logisch denkt und methodisch vorgehen kann. Diese Ausbildung übernehmen dann ausgerechnet Akteure, die bei der Organisation, Durchführung und Kontrolle anscheinend gerade das nicht tun und deren öffentliches Ergebnis beinahe wie von den berühmten Random-Laien kommen könnte.
    Umschulungsbuden bekommen das Geld vom Arbeitsamt und dabei scheint es manch einem Anbieter nicht wichtig zu sein, ob Dozenten menschlich oder fachlich geeignet sind, was sie tatsächlich in ihrem Unterricht machen. Ausnahmen gibt es auch hier. Die anderen ziehen das Geld zwangsmäßig von den Betrieben ein und dengeln 'irgendwie' Prüfungen zusammen. Eine didaktisch durchgängige Methodik vermag ich weder an Prüfungen noch an den oberflächlich ausgearbeiteten Curricula zu erkennen - soweit ich sie kenne und ich bin auch kein Fachmann. Ich möchte das aber trotzdem auch nennen.
    Die IHK selbst prüft Schreiben und Prüfungen nicht auf Tippfehler, z.B. Einladung zur Prüfung mit dem Thema "Einrichtung eines IT-geschützten Arbeitsplatzes" (sic!), oder auf Satzfehler und korrigieren inhaltliche Widersprüche nicht, überlassen dann die Bewertung ehrenamtlich arbeitenden Korrektoren, was die Vergleichbarkeit/Neutralität übrigens weiter schmälert. Mal von der Absicherung ihrer eigenen IT ganz zu schweigen. Das gibt ein sehr schwaches Bild ab.
    Die Gekniffen sind in erster Linie die Auszubildenden, die hundertprozentig abhängig sind von den beiden und sich garantiert nicht trauen werden, die Missstände irgendwie publik zu machen, weil das ja ihre eigene Ausbildung gefährdet. Gekniffen sind aber auch die Betriebe, welche die IHKen finanzieren, die sich offenbar alles erlauben kann und zu letzt zahlt ja das Gemeinwesen auch sehr viel für die Ausbildung.
    So müsste man dann die Organisation der Ausbildung (und in letzter Konsequenz über den Kammerzwang, der in meinen Augen nur schwer mit der Koalitionsfreiheit in Übereinstimmung zu bringen ist) grundlegend nachdenken. Letztendlich denke ich aber auch, dass der Ausbildungsgang thematisch überfrachtet ist und schlecht in die traditionelle dreijährige Berufsausbildung passt. Die ist eine tradierte Institution aus der Vergangenheit, die für Handwerksberufe ihrer Zeit sicherlich passend war, wie Bäcker, Zimmermann, Elektroinstallateur oder Schuster. Wenn man "Fachinformatiker" im selben Format ausbilden will, sollte man wenigstens den Umfang und die Tiefe des Wissens irgendwie eingrenzen können, so das es in drei Jahren auch vermittelbar ist. Genau hier hat die IHK in der Prüfung einfach mal "nö" gesagt. Die eierlegende Wollmilchsau der IT, welche nach 18 Monaten (!) einer Berufsausbildung FISI, FiAE (ITSE… ) oder nach 12 Monaten Umschulung diese Prüfung vollständig und richtig in 90 Minuten beantworten kann, würde ich gerne mal persönlich kennen lernen.
    Bleibt also die Frage nach der Motivation der Aktion. Den Satz "Wenn das so einfach wäre, dann bräuchtet ihr ja gar keine Ausbildung" habe ich übrigens öfter gehört während der Prüfungsvorbereitung. War das eine gewerbepolitisch motivierte Aktion der IHK, die der Bestätigung ihrer eigenen Macht und Existenzberechtigung diente, nachdem die vorangegangenen Prüfungen viel zu trivial waren? Durch einen schlechten Notenschnitt könnte sie beweisen, wie hoch ihr Anspruch sei und wie wertvoll damit ihr Zertifikat. Aber ach! Fachwissen und Können prüft man nicht mit ellenlangen, widersprüchlichen Aufgabenbeschreibungen oder einer künstlichen Verknappung der Prüfungszeit (Auswahl der Fragen/Zeitbedarf)! Oder wollte sie beweisen, dass die neue Reform der Ausbildungsordnung nicht ausreichte?
    Das wirkliche Ergebnis der Ausbildung neutral zu bemessen ist mit diesen Prüfungen genaugenommen nämlich gar nicht mehr möglich, denn der Grundsatz für Neutralität ist vor allem auch die Vergleich- und Überprüfbarkeit. Die von der IHK durchgeführten Prüfungen sind aber mitnichten vergleichbar. Wenn zum Beispiel eine theoretische 95-Prozent Bewertung der letzten AP1 nach neuer (der selben) Ausbildungsverordnung nun plötzlich einer 70- oder 60prozentigen Bewertung entspräche, dann schafft die IHK ihre Prüfungen gerade selbst ab.
    Nun hat die IHK in meinen Augen damit die fundamentale Fragen aufgeworfen: Ob sie überhaupt in der Lage ist, die Ausbildung inhaltlich und methodisch zu organisieren und zu überwachen und 2. ob die gesamte Ausbildung nicht generell überdacht werden muss.

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