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Leichen im Keller


Rei.Den

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Hallo Leute,

kennt ihr auch diese Momente wo ihr zu einem neuen Kunden kommt (der vielleicht von einem anderen IT-Dienstleister zu euch gewechselt ist) und ihr die Arbeit von anderen FiSi's seht und nur noch denkt "wie kann man einem Kunden nur so einen sc*e**s abliefern"?

Ich meine so Sachen wie:

- normale ATX-Gehäuse stehen in einem 19" Schrank

- Patchkabel in allen erhältlichen Farben liegen unbeschriftet und verknotet unter den Schreibtischen

- Kunde hat weder Dokumentation noch Kennwörter oder Zugangsdaten zu seinen Servern

- Virenschutz auf allen Clients schon seit Ewigkeiten abgelaufen

- kein Backup oder Backup-Laufwerk steht direkt neben den zu sicherenden Servern

- alle XP-Clients laufen unter dem gleichem gekrackten Corporate-CD-Key

- WLANs sind offen/unverschlüsselt oder haben das Passwörter wie "test"

- auf dem Webeserver gibt es den Account "test" mit dem Passwort "test123"

- ...

Ok, viele Sachen davon sind oft Ansichtssache oder gar nicht mal so schlimm, aber ich frage mich doch öfter wie manche Leute zu ihrem Beruf gekommen sind.

ABER seit letztem Freitag hab ich auch so eine Leiche im Keller:

Es war kurz vor vier (also fast Feierabend), ein Kunde - eine öffentliche Schule - stand noch an. Diese Schule hatte eigentlich schon ihr ganzes Budget verbraten und mein Chef meinte "nur noch das nötigste machen". Jedoch hatte ich dem Schulleiter in einer früheren Sitzung versprochen die wackelige WLAN-Anbindung des Sekretariats durch eine Verkabelung zu ersetzen.

Also gut, 2 Mauerdurchbrüche waren schnell gebohrt aber mein Chef gab kein OK für Cat5 Verlegekabel bzw. einen Satz Aufputzdosen - kostet ja Geld. Also 20 Meter billigistes Patchkabel NSTP (nix schirm twisted pair) genommen und durchgezogen. Jetzt gehen aber RJ45-Stecker leider nicht durch ein 10er Loch -> also Stecker auf einer Seite abschneiden und durchziehen (natürlich ohne Kabelführhilfe, die hat der Kollege mitgenommen).

Nächstes Problem: 20 Meter reichen nicht. Also zum Auto gerannt und Stecker zum aufcrimpen und eine Kupplung gesucht - aber nicht gefunden. Was ich nach längerem Kramen (der Feierabend rückte immer näher) finden konnte war eine 8er Lüsterklemme. Da eine Fahrt in die Firma um die benötigten Teile zu holen zu lange gedauert hätte und eine erneute Anfahrt auch wieder Geld kostet hab ich meine inneren Skrupel überwunden und einfach beide Kabel aufgezwirbelt und mit der Lüsterklemme verbunden, das ganze gekonnt unter der abgehangenen Decke versteckt.

Dort lauerte das zweite Übel: Stromkabel und Leuchtstoffröhren. Eigentlich legt man in so einem Fall das Kabel schön getrennt vom Rest an den Ecken entlang aber dafür war meins immer noch zu kurz. Also quer über die Decke gelegt und auf der anderen Seite wieder runter. Da ich keine Dose setzen durfte wurde das Kabel einfach direkt in den Router und auf der anderen Seite in den PC gestöpselt. Kabelschellen hatte ich inzwischen auch keine mehr - praktisch, dass direkt ein Vorhang in der Nähe war. Also Kabel lose hinterm Vorhang baumeln lassen.

Ein kurzer Rückblick in meine Ausbildung (von wegen verdrillte Kabel nicht mehr wie 15 cm aufzwirbeln und saubere Horizontalverkabelung und Störfestigkeit und so...) ließ micht nichts gutes ahnen aber der Fluke sagte: Kabelstrecke geht! Schnell noch per Ping getestet, von 100 Paketen kommen 99 an. Freitags kann man schon mal auf ein Paket verzichten und schnell die Sachen gepackt - auf der Rückfahrt zur Firma denk ich noch "Ethernet ist doch robuster als gedacht".

Jetzt habe ich nach über 3 Jahren meinen ersten "Frickelkunden". Wenn das einer sieht mit Biligst-Patchkabel ohne Kabelschellen und mit Lüsterklemmen zusammengefrickelt... naja

Aber jetzt will ich mal eure Storys hören,

Gruß Dennis

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Ich meine so Sachen wie:

- normale ATX-Gehäuse stehen in einem 19" Schrank

Das muss gar nicht am FiSi oder Admin oder sonst wem der zuständigen Leute liegen. Bei mir war das z.B. beim letzten AG so, dass wir in der Softwareentwicklung uns gesagt haben, wir holen uns einen eigenen Server (Hardware) auf dem dann ein VMWare-Server läuft für unsere VMs. War ja schön und gut. Aber der Abteilungsleiter hat den Rechner natürlich selbst ausgesucht und bestellt. Kein ATX, aber sowas in der Art. Der sollte dann bei ihm im Zimmer laufen (nicht im Serverraum :rolleyes:), aber als er den das erste mal angemacht hatte (der morgentliche Fön war nichts dagegen, Serverhardware bzw -gehäuse halt :D ) war die Entscheidung gefallen: Der kommt in den Serverraum. Ja, und da stand dann so ein Gehäuse unten im 19"-Schrank. Zusammen mit 2-3 anderen Altlasten. Wenn es nach unserer Netzwerkabteilung gegangen wäre, wäre dass natürlich nciht so gewesen, aber es hat nicht immer der was zu sagen, der dafür eigentlich zuständig ist ;)

... dann wird der sich auch denken:

Bearbeitet von JesterDay
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Also gegen kleine ATX-Kisten in nem 19"-Schrank ist nichts einzuwenden sofern das mal 1-2 Stück sind die auch ihre daseinsberechtigung haben. Kleine Faxserver, Protokollbüchsen oder ähnliches.

Aber Privat- und Firmenkunden mit allseits bekannten XP oder 2000-Keys habe ich auch schon gesehen. Immer lustig wenn man die "IT-Verantwortlichen" in der Firma dann nach der Lizenz gefragt hat :D

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Das muss gar nicht am FiSi oder Admin oder sonst wem der zuständigen Leute liegen...

Na klar, wenn der Kunde das so will oder Chef sagt "mach das so" gibts keine Widerrede. Nur wenn man im ersten Moment so was sieht denkt man schon "wer war das denn?"

Und viielleicht startet er dann auch irgendwo einen Thread darüber :D

Vielleicht. Ich war mehr an den kurz-vor-Feierabend-Verbrechen der anderen Leute hier interessiert und wollte wissen ob es noch 'bessere' Storys gibt.

Das war bei meinem letzten AG auch so. Allerdings wurden die Bänder da jeden Tag auf die Bank in ein Schließfach gebracht bzw nach 1 Monat oder so wieder zurück, einige Zimmer weiter in einen großen, dicken Safe.

Wenn es ja wenigstens einen Safe gibt ist das ja noch in Ordnung. Aber ich denke mal Einbruch/Diebstahl kommt öfter vor als Gebäudebrand mit apokalyptischen Ausmaßen. Nur wenn einer einen Server klaut wird er das Backup-NAS welches auf dem Server draufsteht auch mitnehmen. Wenn das aber in einem Safe steht kann man wenigstens sagen man hätte es versucht^^

PS:

Um das mal klar zu stellen. Es gibt sicher schlimmeres als ATX-Gehäuse im 19" Schrank, mit Lüsterklemmen geflickte Patchkabel usw., zudem ist dieser Thread auch nicht bierernst zu nehmen. Mich interessieren mehr eure Bastel- und Frickellösungen die manchmal einfach unvermeidbar sind...

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Lüsterklemmen sind toll :D. Bei Kunden brauche zum Glück keine Strippen ziehen, bin ja AEler.

Aber privat hab ich mit Lüsterklemmen auch schon so manchen provisorischen Pfusch zusammengezuppelt. Manches davon wurde auch nie wieder geändert weils ja funktioniert. Naja, bekanntlich hält pfusch ja eh am längsten :D.

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Das NAS im Safe? Mit Wanddurchbruch und Auf... öm... Aufsafedose? ^^ Das wäre aber auch so ne "Kurz-vor-Feierabend"-Geschichte :D

Ach ja, Klimaanlage im Safe nicht vergessen ;)

Nein, das zweite NAS steht im Safe (nicht angeschlossen) und das Wechsel-NAS hängt am Server. Ist immer schlecht sich nur auf ein Gerät zu verlassen.

Was den NAS-Betrieb _im_ Safe angeht ist das sicher nicht utopisch. Da gibt es bestimmt was von Lampertz...

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Bei dem Thread-Titel dachte ich erst an irgendwelche Luser die in irgendwelchen Kellern vergammeln :D

Nochmal zum Backup:

Bandlaufwerk das im oder am Server steckt ist doch ganz ok. Ein Teil der Bänder ($Backupmedium) sollte sowieso in einem anderen Brandabschnitt oder Gebäude lagern. Falls der Serverraum mal hops geht, gibts notfalls auch von verschiedenen Anbietern "mobile data center", also Rechenzentren in nem Container.

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Das beste was ich mal erlebt habe war eine Windows ActiveDirectory Domain in einer Firma mit ~10 Mitarbeitern. Jeder Benutzer hat exakt den gleichen Account benutzt (der obendrein noch Adminrechte hatte).

Und das richtig krasse: Die Firma speichert personenbezogene Daten für ca. 10.000-20.000 Kunden.

Auch nach langer Diskussion mit dem Chef, konnte ich ihn nicht dazu überreden für jeden Benutzer einen eigenen Benutzeraccount einzurichten (bzw. von mir einrichten zu lassen) welcher genau die Rechte hat, welche dieser Benutzer haben muss um seine Arbeit zu erledigen.

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Schön auch eine Story wo wir einen Kunden übernommen haben und der Terminalserver auf einmal jeden Abend herunterfuhr - nach langer Suche war eine Einstellung in den Gruppenrichtlinien schuld, nämlich dass Domänenbenutzer den Rechner (in diesem Falle den Terminalserver) herunterfahren durften... :upps

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Vielleicht. Ich war mehr an den kurz-vor-Feierabend-Verbrechen der anderen Leute hier interessiert und wollte wissen ob es noch 'bessere' Storys gibt.

Ganz einfache und knappe Antwort: Es gibt keine "Kurz vor Feierabend" Frickellösungen bei mir. Entweder wirds vertagt oder wenn sich das nich noch nen halben Tag hinzieht bis max. 11 Arbeitsstunden pro Arbeitstag fertig gemacht. Dafür komm ich dann halt nächsten Tag die entsprechenden Stunden später oder lasse mir den Kram am Monatsende auszahlen.

Frickeln und Basteln gibt es bei mir einfach nicht. Entweder ich mach etwas richtig oder gar nicht.

Genau diese Argumentation knall ich auch meinem Chef (oder dessen Chef oder der Geschäftsführung) freundlich verpackt an Kopp, wenn da obskure Dinge verlangt werden.

Punkt Ende aus ;)

Privat .. hmm *grübel* .. halte ich das nach Möglichkeit genauso. Einzige Ausnahme ist vll. Wohnung putzen, da kann man auch ma 2 Augen zudrücken und nur das nötigste machen :floet: :D

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Ganz einfache und knappe Antwort: Es gibt keine "Kurz vor Feierabend" Frickellösungen bei mir.

Und irgendwann kapieren das dann auch die Kunden. ;)

Nein, mal Spass beiseite: es ist sicher schwer, als neu in ein Kundennetz kommender Dienstleister auch mal zu sagen: "mit mir nicht", das geht leichter, wenn man den Kunden seit Jahren kennt.

Aber zum Glück gibt es sowas wie Mundpropaganda und es spricht sich auch bei Neukunden herum, dass Bastellösungen nicht drin sind. ;) Leider dauert es (je nach Einzugsgebiet) ein paar Jahre.

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Frickeln und Basteln gibt es bei mir einfach nicht. Entweder ich mach etwas richtig oder gar nicht.

Manchmal geht es halt nicht anders, weil die Zeit nicht ausreicht (in x Minuten ist hier Hr. [Ganz Wichtiger Name], dann muss es laufen)... :rolleyes:

Nichts desto Trotz sollte das dann natürlich nachgearbeitet werden (und zwar vernünftig :D)...

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Und irgendwann kapieren das dann auch die Kunden. ;)

Richtig.. und kommen deswegen zu uns ;) Qualität ist halt auch ein Verkaufsargument :D

Manchmal geht es halt nicht anders, weil die Zeit nicht ausreicht (in x Minuten ist hier Hr. [Ganz Wichtiger Name], dann muss es laufen)... :rolleyes:

Dafür gibt es vertraglich vereinbarte SLA Parameter die sagen, wie lange ein MAC Event (Move Add Change) im Vorraus angekündigt sein muss und/oder wie lange wir für solch ein Event Zeit haben.

DAS wiederum ist in der Tat schwer manchem Kunden klar zu machen. Geiz ist geil und Quantität statt Qualität ist eine Sache, aber meist kommen zu uns eh nur die Kunden die Qualität (günstig) wollen und nicht "hauptsache billig".

Ansonsten isses ne relativ einfache Argumentation die man dem Kunden ein- bis zweimal klar macht und denn passt das auch. Schliesslich sieht er ja selbst, dass "obskure ungeplante Serviceausfälle" mit vernünftiger Vorbereitung eben nicht mehr auftreten ;)

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Klar gibt es mal temporäre Notlösungen, aber die werden schnellstmöglich wieder ausgebessert.

Das ist hier aber dann eher so etwas wie temporär einen langsameren Server/Switch/Router/AP einzusetzen, weil ein Modell nicht verfügbar ist o.ä. Das ist aber dann immer mit dem Kunden abgestimmt. Der Server/Router/Switch/AP wird im Normalfall dann aber schnellstmöglich wieder durch das richtige Modell ersetzt. Frickellösungen sind bei dem Kunden hier einfach nicht drin...

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Das sehe ich allerdings auch nicht als Frickellösung, wenn man dem Kunden ganz klar sagt:

"Das Gerät was da eigentlich hin muss, hat gerade einen Lieferengpass. Wir stellen da jetzt temporär Gerät XYZ hin. Dadurch haben Sie folgende Einschränkungen [...]. Vorraussichtliches Lieferdatum für das korrekte Gerät ist x.y.2008 und wird dann ASAP ausgetauscht"

Das ist ne klare Ansage und beide Seiten wissen, was zu erwarten ist bzw. sind entsprechend sensibilisiert.

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@dgr243:

Deine Einstellung hab ich bisher auch immer vertreten und werde sie auch so gut wie möglich weiterhin vertreten. Aber es gibt einfach Situationen da hat man einfach wenig Einfluß... und ich glaube dir nicht, dass du Kündigst nur weil dein Chef sagt, dass für ordentliche Arbeit kein Geld/Zeit mehr für diesen Kunden zur Verfügung steht.

Natürlich werde ich das Flickwerk bei der nächstbesten Gelegenheit wieder austauschen. Besser als die wacklige WLAN-Lösung läuft es aber allemal. Nur wenn das Budget für dieses Jahr schon verbraten ist wird es wohl noch etwas dauern...

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