Komisch, ich hatte damals keine langen fettigen Haare (und von meinen ca. 20 Mit-Zivis im Krankenhaus auch keiner). Gearbeitet haben wir 8 Stunden am Tag, teilweise an Wochenendtagen bis zu 14 Stunden am Stück...und nicht Verwaltungskram (ich sag nur Stabsdienst) sondern teilweise auch schwere körperliche Arbeit. Von der seelischen Belastung, dass Leute da todkrank sind bzw. sterben und man das mitkriegt mal abgesehen. Ich hatte auch Vorgesetzte und wenn man deren Weisungen nicht gefolgt ist, gabs auch Ärger, wir Zivis untereinander haben auch zusammengehalten. Und es war auch eine Erfahrung in meinem Leben, die ich nicht missen möchte, sie hat mir viel gebracht.
Ich überspitze das Ganze mal und sage als Ex-Zivi, dass es einfacher ist, blind und ohne zu denken Befehlen zu folgen und das Gewissen abzuschalten und das es einfacher ist das zu tun und dabei auch mal evtl. ein Leben beenden zu müssen anstatt einen meßbaren Dienst an der Gesellschaft zu tun und anderen Menschen, denen es nicht gut geht, zu helfen.
Macht mich das zu einem Warmduscher oder Lappen, nur weil ich ein Gewissen habe und das nicht wegerzogen bekommen möchte? Ich finde nicht. Man könnte Bundis auch als Zivildienstverweigerer bezeichnen, aber weiterbringen tut das niemanden.
Ich habe mich damals für den Zivildienst entschieden, weil ich töten und Gewalt anzuwenden nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann und würde mich jedesmal wieder so entscheiden. Das muss jeder für sich selbst entscheiden, und wenn jemand lieber zum Bund geht, weil er damit fertigwerden kann, OK, hat meinen Respekt, aber ich könnte das nicht.
Deswegen fühle ich aber keine Verachtung für Leute, die beim Bund sind/waren. Jeder muss seinen Weg gehen und wenn jemand einen Weg einschlägt, den ich nicht einschlagen würde und ich für falsch halte, dann ist das seine Sache und die respektiere ich. Soviel Toleranz erwarte ich aber auch von Anderen.