Korrekt. Dass aus dem Gendern Vorteile erwachsen würden, war allerdings meines Wissens nach bisher auch nicht Bestandteil der Diskussion. 🤔
Kann, aber sollte nicht. Und ist - wie bereits erwähnt fallweise unterschiedlich, je nachdem wie die Person gendert und wie sehr sich ein Ausschussmitglied daran gestört fühlt in dessen Lesefluss.
Wir halten kurz fest, dass es sich um einen - ich zitiere Dich - "relativ kleine[n] prozentualen Anteil" der gesamten Prüfungsbewertung dieses Prüfungsteils handelt, der verwendet werden KÖNNTE, um die zu prüfende Person wegen Genderns schlechter zu bewerten, korrekt? Wir sprechen weiterhin über die Dokumentation, die neben der Präsentation und des Fachgesprächs, sowie der schriftlichen Abschlussprüfung und der Zwischenprüfung ungefähr ein Viertel der Note ausmacht.
Darüber hinaus sprechen wir von einem Machtgefälle, was kommunizieren soll: "Verscherze es Dir mit den Leuten aus dem Prüfungsausschuss nicht, da sonst Deine Note darunter leiden könnte". Letzteren würde ich im Grunde zustimmen.
Gendern zu benutzen halte ich aber nicht als "verscherzen". Keinen Respekt vor dem Ausschuss zu haben indem man zu spät zur Prüfung kommt, Leute im Fachgespräch einfach duzen, Sachen als unnötig abtun, die aber integraler Bestandteil der Prüfung und des Abschlussprojektes sind, eine grundsätzliche Haltung während FG und Präsentation zeigen, dass man das alles nicht so ernst nimmt, unangebrachte Witze, unangebrachte Kleidung, eine schlampige Dokumentation, die nicht nur wichtige Sachen unterschlägt, sondern auch definitiv nicht noch einmal korrekturgelesen wurde, vielleicht nicht einmal im Ansatz die vorgegebene Seitenzahl einhält, keine Quellenangaben macht, usw....das wären Gründe, weswegen man es sich mit dem Ausschuss verscherzen kann.
Das sind Verhaltensweisen und fachliche Mängel, die in meiner eigenen Verantwortung liegen und bei denen ich auf Konfrontation gehe.
Gendern - ist aber nur eine andere Schreibweise, die keinen konfrontativen Charakter hat. Wenn es eine Person im Ausschuss dazu bringt, sich zu ärgern, eine Respektlosigkeit darin sieht oder es für einen grammatikalischen Fehler hält, dann ist das nicht in meiner Verantwortung. Dann hat die Person an sich ein Problem mit dem Gendern an sich. Aber das hat nichts mit meiner fachlichen Qualität oder einem fehlenden Respekt ggü. dem Ausschuss oder der Prüfung zu tun und ist auch kein konfrontatives Verhalten.
Ich verstehe deswegen auch nicht ganz den Zusammenhang von:
Ein ACAB Shirt bei einer Prüfung anzuziehen ist sowohl ein politisches Statement, technisch gesehen eine Beamtenbeleidigung und entspricht sicher auch nicht dem Dresscode den ein Ausschuss für angemessen halten würde. Klar verscherzt Du es Dir dann mit den Leuten, die am längeren Hebel sitzen.
Gendern mag vielleicht ein gesellschaftspolitisches Statement sein (a la "Ich respektiere und spreche alle Menschen an"), aber grundsätzlich ist es keine Beleidigung, verstößt gegen keinen Dresscode und richtet sich gegen niemanden.
Ziehe ich ein ACAB-Shirt zur Prüfung an, möchte ich vermutlich ein Statement setzen und anecken - bin also bewusst konfrontativ. Wenn ich gendere, provoziere ich nicht bewusst oder möchte anecken. Ich möchte einfach nur eine bestimmte Schreibweise verwenden um respektvoll zu sein. ¯\_(ツ)_/¯
Wir sind uns hoffentlich beide einig dass Prüflinge erwachsen genug sein sollten, ihr Zeitmanagement unter Kontrolle haben um selbst zu entscheiden, wo sie Zeit für investieren. Wenn jemand hier liest und die Zeit nicht in die Abschlussarbeit und das Finetuning steckt, obwohl die Person das tun sollte - dann hat diese Person anscheinend die Prioritäten falsch gesetzt. Das ist aber nicht die Verantwortung der Leute, die hier über dieses Thema diskutieren, sondern die Verantwortung der besagten Person.
Anders herum möchte ich vermuten, dass sie auch in der Prüfungszeit durchaus Freizeit haben können, die sie nutzen können, ohne wertvolle Ressourcen von ihrer Abschlussarbeit zu verschwenden.
Finanzen. Klar. Ein Faktor, der nicht außen vor gelassen werden sollte. Zwar alles andere als Bestandteil dieses Threads und der Ausgangsfrage des TE. aber hier sind wir nunmal:
Es ist richtig, das Problem der Rentenversorgung ist ein jahrzehntealtes - und ein unfassbar komplexes dazu. Selbst wenn...selbst wenn bei der zweckbezogenen Abgabe Regierungsparteien unrechtmäßig Gelder davon für das Gendern abzwackten (wozu mir beim schnellen Googlen jetzt nichts dergleichen aufpoppte), dann wird das Gendern alleine nicht für den Untergang des Rentensystems verantwortlich sein.
Spannend. Da hätte ich gerne eine Quelle zu. Anpassungen an Dokumente müssen ohnehin immer wieder vorgenommen werden, da kann man ja eigentlich durchaus mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Änderungen von Dokumenten einer Stadt werden durch kommunale Mittel (oder falls es Behörden des Landes sind Landesmittel) finanziert. Das ist ja nicht ganz vergleichbar mit dem Rentenpunkt, der auf Bundesebene abläuft. Also kann das Gendern hier ja dort nicht Gelder abknapsen, oder?
Die Änderung der Dokumente geht im übrigen auf die 2018 gefällte Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zur dritten Option zurück. Hier hat also das höchste Gericht Deutschlands entschieden, dass dies notwendig ist und die finanziellen Aufwände hierfür vorgenommen werden müssen. Nach 5 Jahren sollte das meiste eigentlich bereits durch sein.
Es gibt übrigens regelmäßig den Fall dass Dokumente geändert werden müssen und die alten Dokumente auch nicht mehr rausgegeben, sondern vernichtet werden müssen: Alle 5 Jahre auf Landesebene bei den neuen Zuschnitten der Ministerien. Alle Dokumente, die den alten Minsteriumsnamen sowie die dann als Minister*in hinterlegten Namen beinhaltet haben, dürfen dann ab sofort nicht mehr verwendet werden und müssen vernichtet werden. Im ganzen Bundesland. Das gilt auch für alle Dokumente die aus Fördermitteln der entsprechenden Ministerien erstellt wurden und deswegen den Förderhinweis des alten Ministeriums aufgedruckt bekommen haben. Es muss alles neu gedruckt werden und oftmals auch nochmal neu auf fördertauglichkeit geprüft werden. Eine immense Bindung von Ressourcen.
Gleiches gilt auch auf Bundesebene alle 4 Jahre, wenn eine neue Regierung gewählt und neue Zuschnitte gemacht werden.
...und ich würde behaupten dass diese Änderungen weit kostenintensiver sind und weit mehr Ressourcen binden. Da macht aber niemand ein Fass auf, dass die Ressourcen anders besser aufgehoben wären.
Ich wurde mal vom Land gefördert, um solche Themen voranzutreiben, und wurde aus Fördermitteln bedient, die nicht aus dem selben Topf kamen, für die Kinderheime oder sonstiges vorgesehen waren. Entsprechend war da nicht viel Möglichkeiten da, Dinge "wegzunehmen". Zudem sind unsere Mittel relativ begrenzt gewesen und darüber hinaus projektgefördert (was bedeutete jedes Jahr erneut zu beantragen) und nicht institutionalisiert. Heißt, es variierte jedes Jahr und konnte je nach Fall durchaus auch komplett abgelehnt werden. Dann hast Du halt keinen Job mehr.
Vom Land geförderte Arbeit in queeren Verbänden und Organisationen in NRW kommt vielleicht wenn es hochkommt auf ca. 1 Mio Euro/Jahr. Das klingt erstmal nach viel - ist aber vermutlich noch sehr, sehr optimistisch geschätzt (Das Queere Netzwerk NRW hat 2021 gerundet laut Jahresbericht 224.000 Euro Projektförderung erhalten) und beinhaltet natürlich auch Gehälter der Mitarbeitenden, Büroflächen und allgemein Sachmittel. Was dann an tatsächlichen Fördermitteln pro Projekt noch übrig bleibt, kann man sich denken. Es kann damit ein bisschen was bewegt werden, ja. Reich wird davon niemand und es sind beileibe noch genug Finanzen übrig, um Gelder in ein Kinderheim zu stecken oder ähnliches.
Zumal ich die Argumentation bei jedem finanziellen Aufwand als Karte spielen könnte. Es gibt immer "wichtigeres". Das hat einfach auch damit zu tun, dass "wichtig" immer subjektiv ist.
Dass "wem hilft das" und das Ausspielen einer marginalisierten Gruppe (LGBTQ) mit einer anderen (Waisenkinder) lass ich mal einfach mal unkommentiert.
Du schreibst so, als würden gerade in allen Verwaltungen alle Ressourcen nur dadurch belegt sein, man könnte nur an einer Sache arbeiten und alle Gelder fließen da hin. Das würde ich selber erst einmal nicht so sehen, lass mich mit Quellen natürlich gerne aber erst einmal auf neue Fakten ein.
Dass nicht immer alles richtig läuft und organisiert ist und man ggf. anders priorisieren und/oder die Ressourcen schlauer verteilen sollte, um mehr Dinge parallel zu schaffen - da kann man sicher drüber diskutieren. Aber das liegt in der Hand derjenigen, die es umsetzen.
Übrigens sind bspw. Diskussion um das Tempolimit, über die Benzinpreise, die Kosten des Deutschlandtickets, über den digitalen Ausbau, oder, oder, oder auch Wohlstandsdiskussionen, bei denen man schlicht fragen könnte, ob es nichts wichtigeres gäbe.