War bei einem regionalen Weiterbildungsträger in Schleswig-Holstein, aber habe auch Leuten geholfen, die bei Comcave waren. Die Schwierigkeit, sich ein Bild davon zu machen rührt zum Teil auch daher, das die Qualität der Tutoren halt massiv schwankt und es regional auch sehr große Unterschiede gibt bei den Anbietern, wenn du Präsenzangebote wahrnimmst.
Gleich mal vorweg: Es ist im Wesentlichen egal, wohin du gehst. Die Vorbereitung bleibt auf absolutem Basic-Niveau, das macht dich als jemand der noch nicht in der Branche gearbeitet hat sicher nicht fit für reale Projekte, aber das muss kein Handycap sein wenn der Arbeitgeber das auch nicht erwartet. Im umgekehrten Fall, also mit Skills, aber veraltet oder einfach nur wegen dem Schein hingehen, da wäre es meistens Zeitverschwendung m.M.n.
Bildungsträger
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Nüchtern betrachtet ist es eine anerkannte Bildungsmaßnahme, bei der du dich innerhalb kürzester Zeit mit dem Minimalwissen bewaffnest, um durch die IHK Prüfung zu kommen, erst mal nichts weiter. Bei den überregionalen Franchise Anbietern (WBS, Comcave) kann man schon vorab das Curriculum auf der Angebotsseite abchecken und daran wird sich auch gehalten, da die Tutoren meistens online unterrichten; wenn du Präsenz machst, dann ist es Glückssache ob du motivierte Betreuer hast oder nicht. Verlassen kann man sich nur darauf, dass dir das Übliche an Dienstleistungen (Verwaltungskram mit der IHK, Vermittlung von Praktika, wenn du willst) abgenommen wird, was für viele ja schon ein wesentliches Argument ist.
In erster Line sind die Bildungsträger Wirtschaftsunternehmen, also sind meiner Erfahrung nach die Externenvorbereitungen nichts anderes als komprimierte Umschulungslehrgänge ohne den Pflichtpraktikumsteil (der fällt ja weg bei Externen).
Bei den meisten Anbietern kannst du das auch direkt erkennen, wenn sie sich in die Karten schauen lassen was den Lehrplan angeht. Einfach mal vergleichen oder nachfragen.
Rechne nicht damit, das für irgendwen eine Extrawurst gebraten wird, bei uns gingen der Erfahrungsstand und praktische/theoretische Erfahrung der Teilnehmer massiv auseinander, weshalb mehr oder weniger bei 0 angefangen wurde.
Auch wurden wir mit Umschülern in den gleichen "Raum" gesteckt.
Meine Erfahrung:
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Ich hatte einen Kurs besucht, der für 8 Monate veranschlagt war, ohne Ferien. Geblieben bin ich für 3 , danach hab ich wieder angefangen zu arbeiten und konnte raus aus dem Vertrag, weil es vom Jobcenter bezahlt worden ist, da kann man das fast immer wenn man nen Job findet (also zumindest vor Bürgergeld war das so). War ein paar Jahre vor Corona. Der Job war unterbezahlt und absolut nicht der Burner, aber ich war raus und heilfroh darüber. Ich hatte leider vorab kein Curriculum oder Einsicht in den Lehrplan bekommen, da der Anbieter getrickst hatte und wir erst nach über 2 Monaten Unterlagen bekommen hatten, was wohl auch nicht für jeden Pflicht ist sich auf etwas festzulegen, bzw. genau in welcher Reihenfolge welcher Content gemacht wird. Da halten sich die meisten halt offen, das so zu legen, wie es ihnen gerade passt. Das gilt insbesondere dann, wenn du aus der Grundlagenphase (programmieren lernen) raus bist. Für SQL haben wir einen raubkopierten Video2Brain Kurs zum Download bekommen, der war aber gut
Das eigentliche Pauken/üben für die Prüfung habe ich nach dem Ende der Teilnahme anhand von alten Prüfungen selbst gemacht; nach Aussagen von ehemaligen Kurskollegen lief es dort (bei Comcave) auch nicht anders, am Ende holen sie alle die gleichen UForm-Prüfungen raus und machten ein paar Testklausuren unter "realen" Bedingungen (Klassenzimmer) wer dran teilnehmen wollte, sonst Selbstlernen. Wenn du die Teile haben willst, schau dich hier im Forum um.
Nach der IHK Prüfung haben wir uns Teilnehmer damals ausgetauscht über die Erfahrungen mit den jeweils anderen Bildungsanbietern, dort lief es im Grunde gleich ab. Die Leute sind mehr oder weniger mäßig vorbereitet, je nach persönlichem Hintergrund, und das Pauken vor der Prüfung haut's dann raus. Ist denk ich mal jetzt auch kein Geheimnis, das es meistens darauf hinausläuft.
Fazit
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Es ist im Wesentlich also FOMO, wenn du vorher darüber brütest ob du mit Anbieter X oder Y vielleicht einen Fehler machen könntest. Die meisten, die gescheitert sind, geben dem Anbieter dann die Schuld oder hadern damit, das es woanders vielleicht besser gelaufen wäre. Spoiler: Du bist immer auf dich allein gestellt, Autopilot und sich Unterrichtsbeschallung geben lassen, dann anderen die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben wenns nicht reicht ist die schlechteste Strategie.
Es ist vielmehr von entscheidender Bedeutung, mit welcher Erwartungshaltung du reingehst und wie du damit umgehst, wenn sie nicht erfüllt wird oder nur teilweise, oder am besten von vornherein abklären, was du da rausnehmen willst und dann ggf. Kurskorrektur zu machen. Wirst du vom Amt gefördert, ist es immer möglich einen Abbruch der Maßnahme zu beantragen, wenn du dich ausreichend vorbereitet fühlst und das glaubwürdig rüber bringen kannst. Niemand zwingt dich, ggf. irgendeinen Träger Zirkus mitzumachen.
Die FI-Ausbildung ist stark durchreguliert, also wäre für jemanden der Extern rangeht und eigentlich schon programmieren kann, aber den Schein braucht oder haben will als Eintrittskarte, es zu überlegen möglichst wenig Zeit in die trägergestützte Vorbereitung zu stecken oder gar nicht.
Wenn ich heute nochmal in der Situation wäre, würde ich erstmal ein paar U-Form Prüfungen abgreifen und einfach machen; da stellst dann am schnellsten fest wo deine Defizite liegen. Der WISO Teil ist ebenfalls mit einem Lehrbuch gut durchzufrühstücken, ist seit Ewigkeiten der gleiche Content.
Erst dann sollte man überlegen, solche Angebote in Anspruch zu nehmen. Kann schon Sinn machen, da man so mittlerweile an zusätzliche Förderungen ran kommt die es sonst nicht gäbe (Weiterbildungsgeld, Abschlussprämie) oder klar ist das man vorher auf jeden Fall nicht arbeiten kann. Dann muss man sich aber auch an deren Zeitpläne halten und Backupstrategien vorbereiten, wenn die Vorbereitung schlecht läuft.
Edit: Mein Background: Ursprünglich DB Admin, dann Webentwickler vor Urzeiten (Perl...), Wiedereinstieg nach der Finanzkrise, kein Studium, FI/AE-Schein extern außerbetrieblich mit Kundenprojekt gemacht