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Eure Perspektiven zur Berufsschule


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Hallo zusammen,

ich würde gerne mehr über eure Erfahrung rund um das Thema Berufsschule erfahren. Sowohl die Sicht der Auszubildenden als auch die der Ausbilder.

An die Azubis:

  • Wie empfindet ihr euren Alltag und die Lehrinhalte in der Berufsschule? Gibt es Punkte, die euch besonders gefallen oder die ihr für verbesserungswürdig haltet?
  • Fühlt ihr euch durch die Schule gut auf eure zukünftige berufliche Tätigkeit vorbereitet?

An die Ausbilder:

  • Welche Beobachtungen habt ihr bezüglich der Einstellung eurer Auszubildenden zur Berufsschule gemacht?
  • Unterstützt euch die Berufsschule beim Vermitteln von passenden Inhalten, um das Engagement und die Motivation der Azubis zu steigern?

Zusätzlich an alle:

Kennt ihr alternative Bildungsansätze oder innovative Konzepte, die als Ergänzung oder Alternative zur klassischen Berufsschulbildung dienen könnten?

Bin gespannt auf eure Meinungen und Anregungen!

 

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Ich fand an der Berufsschule gut, dass man mal zeitweise was anderes gesehen hat, und dass die Klasse ok war. Den Rest fand ich nicht so gut. Man hat natürlich schon was für die Prüfungen gelernt- ohne Schule wäre es auch nicht so gut gegangen,  aber naja die selben Präsentationen der Lehrer seit 20 Jahren und teilweise inhaltliche Lücken bei Lehrkräften die erschreckend waren.

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Da ich meine Ausbildung in einem BBW mache, ist meine Meinung zur BS tatsächlich eher positiver, da alle unsere Lehrer im Direktaustausch mit unserem Ausbilder(er ist auch in der IHK) ihren Unterricht anpassen und hauptsächlich sich auf prüfungsrelevanten Themen konzentrieren. Zwischendurch müssen wir halt auch andere Themen durchbringen die halt im Plan drin sind, aber auf die wird halt nicht wirklich viel Fokus gelegt. Geht eher darum, dass man es immerhin mal gehört hat. 

Kenne auch die 2 anderen "normalen" BS in der Nähe und dort ist es eine Katastrophe. Lehrer unterrichten teils ausschließlich nach dem SEGEL-Prinzip oder haben Unterlagen, die Teils falsch oder komplett veraltet sind. Die Lehrer selbst sind, dann großteils auch eher wenig motiviert die ITler zu unterrichten im Vergleich zu den Kaufleuten.

 

Zu dem Inhalt kann ich noch nicht viel sagen, da ich erst im ersten Ausbildungsjahr bin und momentan wirklich alles entweder mit BWP oder PuG zu tun hat. Technisch hatten wir echt noch nicht so viel (VLAN, VPN, Thin/Fat-Client, Netzwerktopologie und ein paar kleinere technische Themen bisher nur). 

 

Sonst muss man halt auch wirklich sagen, dass die Literaturen, die für die BS im IT-Bereich existieren, teils echt nicht gut sind(JürgenGratzke Hust). Des Weiteren viele, die einen IT beibringen könnten, werden ganz sicherlich nicht sich die Mühe machen ein BS-Lehrer zu werden, wenn man mal bedenkt, wie lange man daraufhin arbeiten muss und in der gleichen Zeit würde man für weniger Aufwand mehr Gehalt bekommt + die meisten ITler sind halt auch nicht wirklich dafür bekannt sozial zu sein(ich weiß 'ne Verallgemeinerung). Weswegen es einen eindeutigen Mangel für solche Lehrer gibt. 

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Hier meine Sicht aus der Berufsschule und ein paar Hintergrundinfos:

Die Berufsschule leidet an einigen Systemproblemen, welche sich gegenseitig verstärken und dann (je nach Pech/Glück der Azubis) zusammenfallen. Es wird ja immer wieder genannt, dass es BS-Lehrer gibt, die ohne Motivation uralte Materialien verteilen, sich fachlich nicht weiterbilden und die Beine hochlegen. Ja, die gibt es und solche Exemplare rennen auch bei mir an der Schule rum. Das liegt (leider) an der Verbeamtung, die der Leitung keinerlei Handhabe gibt und generell eher die Faulen belohnt als die Fleißigen. Der Faule Lehrer, der um 13:00 Uhr keinen Finger mehr krümmt bekommt auf den Cent dasselbe Gehalt (Bezug) wie der überfleißige Kollege, der sich von 07:00 is 23:00 täglich den hintern aufreißt. Das sorgt dafür, dass man sich nach ein paar Jahren in diesem System überlegt, warum man solche Arbeitszeiten abrocken soll, wenn man auch für ein Bruchteil seine Kohle am Monatsanfang überwiesen bekommt.

Zudem leidet die Berufsschule unter einem extremen Lehrermangel. Dadurch entsteht Druck für die, die noch arbeiten wollen. Das Lehramt vergütet zu schlecht, sofern man nicht A15+ ist, was die wenigsten sind. Die Quereinsteiger mit Masterabschluss, die sich bei uns bewerben sind genau die Sorte, die in der Wirtschaft keiner mehr möchte ODER die einfach nur noch eine ruhige Kugel schieben wollen. Aufgrund des eklatanten mangels müssen wir diese dann auch einstellen, da es einfach keine Alternativen mehr gibt (grundständig studierte Lehrer).  

Die letzten 5 Bewerber aus der Wirtschaft mussten wir mit Gewalt und vielen Gesprächen ablehnen da diese derart inkompetent waren (entweder fachlich, sozial oder beidem), dass wir sie nicht 30 Jahre auf die Jugend loslassen wollten. So langsam geht uns aber der Pool an aktiven Lehrkräften aus, das heißt wir werden über kurz oder lang die faulen Eier ebenfalls einstellen.

Die Ausbildungszeit ist einfach mehr als grenzwertig (5 Jahre Studium + min 1 Jahr BE + 1,5 Jahre Ref + 3 Jahre Probe + X Gesundheitsprüfungen und Lehrproben). Warum sollte man sich das antun, wenn man auch mit einem Bachelor in 3 Jahren in der Wirtschaft durchstarten kann?

Material in der FI Ausbildung gibt es vom Europa und Westermann-Verlag (die großen Player) und beide finde ich (aus verschiedensten Gründen) einfach nicht optimal. Material selbst erstellen kostet sehr viel Zeit und dann sind wir wieder bei dem was ich oben geschrieben habe.

Trotzdem empfehle ich den Besuch einer BS, da dort i.d.R. die Inhalte behandelt werden, die in der Prüfung kommen können und je nachdem welchen Lehrer man erwischt, sitzt dieser noch im Ausschuss und kann wertvolle Tipps geben, wie der jeweilige Ausschuss so tickt. Gerade diese Art von Informationen bekommt man sonst nirgends (auch nicht hier im Forum, da jeder Ausschuss anders gestrickt ist). 

Rückmeldung meiner Abgänger (viele hunderte über die Jahre) waren großteils positiv, aber auch erst rückblickend betrachtet. Innerhalb der Ausbildung haben so einige geflucht, vor allem über so mancher Kollege, der eben nur chillt, eine Klassenarbeit pro Jahr schreibt und Material von 2001 verwendet.

Man darf aber nicht vergessen, dass mindestens die Hälfte pro Klasse sind suboptimal (nett ausgedrückt) Ausbeuterbetrieben beschäftigt wird, denen der Ausbildungsplan wumpe ist und die Azubis 0,0 auf die Prüfung und Realität vorbereitet. Ohne Berufsschule hätten genau diese Personen gar keine Chance zu bestehen.

Für Azubis in Top Unternehmen, die sich selbstständig auch an Materialien setzen, sehe ich den Mehrwert der BS wesentlich begrenzter als für die oben genannte andere Hälfte.

Berufsschule bedeutet eben auch, dass man im Extremfall plötzlich nur 3-4 IT-Lehrer hat. 50% kannste leider verbrennen und wenn das Pech jetzt zuschlägt und man erwischt 1 faules Ei mehr, dann wird die BS-Zeit sinnbefreit und unangenehm. 

Die Frage sollte eher sein, wie man den Zustand (der sicherlich nicht gut ist) verbessern könnte. Meiner (radikalen) Meinung nach sollte man die Verbeamtung einstellen, das Gehalt hochschrauben, die Klassengröße halbieren, Verwaltungstätigkeiten auslagern, jedes Jahr die Lehrkräfte überprüfen und ggf. feuern. :)

 

Edit: Hier ein interessanter, aktueller Link zur Problematik:
https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/pk-gew-100.html

92% die sich überlastet fühlen ist erschreckend und nachvollziehbar. Wer den Job eine Woche macht und merkt was für Verwaltungsunsinn erledigt werden muss und mit was für einem Klientel man teilweise konfrontiert wird, verwundert mich die Zahl nicht. Genau solche Nachrichten sorgen eben auch dafür, dass kein Nachwuchs mehr nachkommt.

Die Verbeamtung wirkt hier nicht mehr wie eine Belohnung, sondern für viele wie eine goldene Kette von der man nicht mehr loskommt.

Bearbeitet von skylake
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Ja wie schon von einigen erwähnt erweist der Unterricht an den Berufsschulen hin und wieder Lücken. Dazu unqualifizierte Lehrkräfte welche teilweise als Quereinsteiger ohne großes Fachwissen zu besitzen die Berufsschüler unterrichten. Vieles ist auch gut, hängt jedoch, wie ich mitbekomme, von Berufsschule zu Berufsschule ab. Das ist natürlich schade das die Ausbildung an der Region hin und wieder abhängt.

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Naja kommt natürlich auch auf die Azubis an, wird warscheinlich von Jahrgang zu Jahrgang schlimmer.

Wenn mann sieht was so die Schule verlässt, dann erst mal ein Sabat Jahr benötigt und nach Beendigung der Selftfindungsphase ist man dann mit 25 und abgebrochenem Studium der Philosophie bereit die Lehre zu starten. Das führt aber dazu das die Azubis vom Alter und ihren Fähigkeiten sehr start gestreckt sind, und früher waren wir halt alle irgendwie 17,18 Jahre alt im 2ten Lehrjahr.

Und heute haste hier eben fast jedes Alter vertreten und dadurch natürlich Personen die jeweils einen individuellen Lernbedarf hätten, früher war das halt reiner Frontalunterricht und bisschen an Win2000 kisten sitzten mit NT Server.

Aber hier die Lehrer die das seit 20 Jahren machen so Weiterzubilden das sie dir jetzt ohne Praxisbezug/Termindruck dir einen Win2022 Server erklären können, und das Toubelshooting nebenbei noch mit Tipps spicken, wie du Probleme besser löst. (Nach dem Motto ich zeig dir jetzt mal wie man das eigentlich nicht macht, aber so gehts schneller) glaube ich stirbt aus.

Bearbeitet von Tratos
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vor 11 Stunden schrieb skylake:

Man darf aber nicht vergessen, dass mindestens die Hälfte pro Klasse sind suboptimal (nett ausgedrückt) Ausbeuterbetrieben beschäftigt wird, denen der Ausbildungsplan wumpe ist und die Azubis 0,0 auf die Prüfung und Realität vorbereitet. Ohne Berufsschule hätten genau diese Personen gar keine Chance zu bestehen.

Das stimmt.

 

Im Großen und Ganzen empfand ich die BS als gut.

Was mich störte waren Fächer die ich selbst für sinnfrei empfand. Dazu gehörte vor allem Deutsch und Englisch, welches sich eher auf Klasse 5. Niveau abspielte. Vom Deutschunterricht konnte man sich zum Glück befreien lassen, wenn man schon eine Ausbildung oder (Fach)Abitur hatte.

 

Witzig war, dass die Lehrer im Kollegium sich um die Fachinformatiker Klassen sich "gekloppt" haben. O-Ton eines Lehrers. Dort haben ca. 95% min. mittlerere Reife oder (Fach)Abitur. Die Schüler dort wollen den Abschluss schaffen mit einer guten Note. Als Lehrer hat man dort so zu sagen 0 Stress. Das kann man ja gerne mit anderen Klassen anderen Branchen vergleichen. Dort wird während des Unterrichts gerne mal einer zusammen geschlagen. Oder es wird Alkohol während des Unterrichts getrunken, der zuvor in andere neutrale Behälter umgeschüttet wurde. Oder es fliegt schon mal die eine oder andere Schultasche aus dem Fenster.

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vor 10 Stunden schrieb be98:

Problem ist, dass der Beamtenstaus überhaupt für die Bewerber sorgt. Kann man abschaffen,  dann wäre der Mangel aber wirklich katastrophal 

Aktuell wäre das so, daher würde es nur funktionieren wenn alle Bundesländer die Verbeamtung zeitgleich einstellen und entsprechend das Bruttogehalt soweit erhöhen, dass der Beruf wieder attraktiver wird.
Manche behaupten dann, dass sei nur Geschwätz, da selbst das kleinste Licht an der Berufsschule nach ein paar Jahren über 4000 netto verdient, allerdings muss man die immens lange Ausbildungszeit und Qualifikation betrachten. Im selben Zeitraum hätte die Person in der Wirtschaft auch die 4k knacken können und das ohne sich mit einem Klientel rumärgern zu müssen, bei denen selbst die Eltern schon lange aufgegeben haben.

vor 36 Minuten schrieb eulersche_Zahl:

Witzig war, dass die Lehrer im Kollegium sich um die Fachinformatiker Klassen sich "gekloppt" haben. O-Ton eines Lehrers.

Genau das ist dann die Illusion mit denen Quereinsteiger an die Schule wollen. Allerdings besteht eine BS nicht nur aus Fachinformatiker (die wirklich extrem pflegeleicht, ruhig und nett sind). In so einer großen Berufsschule existieren auch Bildungsgänge für Menschen, die die Realschule nicht geschafft haben, total verhaltensauffällig sind, die Migrationsquote bei 90% liegt und die Vorstrafen sammeln als wären das irgendwelche Trophies bei der PS5. 
Die wenigstens Lehrer (nur ein kleiner Bruchteil) besitzt den Luxus, nur in den Luxusklassen eingesetzt zu werden. Irgendwann brennt man dann mit der Zeit immer weiter aus, wird verzweifelter und die Motivation ist vollends flöten.

Ich kenne einige IT-Kollegen, die mit 30 in die BS gestartet sind, hochmotiviert, fachlich sehr kompetent und willig und dann mit 45 einen derart heftigen Burnout hatten, dass diese jetzt nur noch die Zeit absitzen, kein Material mehr vorbereiten und chillen. Aber man kann das diesen Menschen noch nicht einmal verübeln. Auch wenn man das oft nicht glauben mag, sind gerade die Personen häufig unglücklich und kaputt. 

Irgendwann, mit einer entsprechend hohen Erfahrungsstufe oder Eingruppierung im Beamtensystem ist das Nettogehalt dann plötzlich weit über dem Durchschnitt und durch die nicht zu zahlenden Steuern macht es noch weniger Sinn für die Personen die Wirtschaft zu wechseln. Sie würden den Pensionsanspruch verlieren, die Nachversicherung in der GRV ist ein Witz, evtl. kommen sie nicht mehr aus der privaten KV raus und wer will schon einen ausgebrannten Lehrer mit mitte 40-50 einstellen.

Zumindest hat man das Glück, nicht nur ein IT-Lehrer zu haben und normalerweise findet sich wenigstens 1-2, die noch Lust auf ihren Job haben, nicht ausgebrannt sind, sich weiterbilden und sich entsprechend reinknien. 

Auch problematisch ist die extreme Heterogenität in der Schule. Lehrer sind dafür nicht ausgebildet worden, wenn in einer Klasse plötzlich 2 behinderte mit I-Kraft sitzen, noch 3-4 verhaltensauffällige usw. In jeder meiner Klassen habe ich teilweise ehemalige Hauptschüler neben Studienabbrechern sitzen. Der Kenntnisstand ist derart unterschiedlich, dass man die Personen noch nichtmal mit viel Fleiß auf ein Level bekommt. Einer von beiden fällt immer hinten runter.

Früher (20 Jahre+) war die FI Ausbildung wesentlich homogener. Da gab es auch mal den 30 jährigen oder mal den Studienabbrecher aber bei weitem nicht in dem Ausmaß. Auch ist sehr auffällig, dass die Mathekenntnisse immer weiter abnehmen. Dreisatz, Bruchrechnen und Formeln umstellen können im ersten Lehrjahr noch nichtmal mehr 50% der Klasse. Es wird aber vorausgesetzt und die BS besitzt nicht die Zeit um alle Themen ab der 5ten Klasse lang und breit nachzuholen. 

Insgesamt leider eine unzufriedenstellende Situation.

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spannend auch mal die Sicht der Berufsschule zu hören.

Viele Azubis erzählen mir, dass sie in den speziellen Fächern der Berufsschule kaum was mitnehmen. Das liegt wohl auch daran, dass in den Klassen so unterschiedliche Vorkenntnisse sind – man versucht, alle irgendwie abzuholen.

Bei den allgemeinen Fächern wie Wirtschaft sieht's allerdings ähnlich aus. Die sind echt wichtig, weil wir das im Betrieb nicht so tiefgehend behandeln. Aber ob man da wirklich was lernt, scheint total vom Lehrer abzuhängen. Und man kann sich diese ja leider nicht aussuchen, was die Sache nicht einfacher macht.

Oft wird das ganze Wissen dann erst kurz vor den Prüfungen in den Vorbereitungskursen gelernt. Meine Azubis fragen dann zu Recht, warum das nicht über die ganze Ausbildungszeit verteilt wird. Würde doch viel mehr bringen und man würde sich für die Prüfung auch sicherer fühlen?

Schade, dass diese Lücken dann am Ende bei uns im Betrieb oder durch extra Mühe der Azubis gefüllt werden müssen. Zumal ja extra Zeit in der Ausbildung für den Berufsschulbesuch vorgesehen ist. Diese sollte natürlich effektiv genutzt werden. 

 

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vor 52 Minuten schrieb CodeScout:

Schade, dass diese Lücken dann am Ende bei uns im Betrieb oder durch extra Mühe der Azubis gefüllt werden müssen

Azubis sind allerdings auch sehr geschickt darin, BS und Betrieb gegeneinander auszuspielen. Außerdem sind nicht wenige Exemplare dabei, die gerne im Unterricht die Füße hochlegen, wenn diese eigentlich eine Aufgabe bearbeiten sollen.

Einige kommen auch mit der Erwartungshaltung in die Schule, der Lehrer müsse alles in mundgerechte Stücke servieren. Das ist aber - nach aktuellem Forschungsstand - äußerst kontraproduktiv. Gerade das selbstständige Erarbeiten von Inhalten wird nach der Ausbildung benötigt und in der Schule (i.d.R.) auch eingefordert. Diese Phasen trennen auch dann das Spreu vom Weizen. Die eine Hälfte sitzt gewissenhaft da und arbeitet an den Aufgaben und die andere Hälfte versucht sich bei jeder Gelegenheit rauszuziehen.

Im Betrieb heißt es dann gerne, die BS macht nicht genug und die Lehrer seien alle ahnungslose Trottel.
In der Berufsschule jammern die Schüler dann, dass der Betrieb sie nicht ausbildet, sondern nur als günstige Arbeitskraft ausbeutet und beim Kunden voll abrechnen lassen.

Aus vielen, vielen Jahren Erfahrung kann ich nur mitgeben: Nicht alles glauben was die Azubis so erzählen, wie es auf der anderen Seite ausschaut. Vor allem wenn diese eine schlechte Note mitbringen. Dann ist gefühlt immer der Lehrer, die Mitschüler, der Hund oder die Mondphase schuld. :) 

 

Edit: Und nicht vergessen: Selbst die inkompetent wirkenden BS-Kollegen haben alle einen Master, die meisten Berufserfahrung und noch mehr. Jeder von denen kann soviel Programmierung, dass es für eine Ausbildung locker reicht. Daher wäre ich auch vorsichtig damit jemanden zu glauben, dass die Lehrer ahnungslose Deppen sind. Gerade die Grundlagen ändern sich seit 40 Jahren kaum und das können die Kollegen (sofern es keine angelernten IT-Kräfte sind). Ob sie die Motivation mitbringen es auch an den Mann/Frau bringen zu wollen ist wieder ein anderes Thema.

Bearbeitet von skylake
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vor 21 Stunden schrieb CodeScout:
  • 1. Wie empfindet ihr euren Alltag und die Lehrinhalte in der Berufsschule?
  • 2. Gibt es Punkte, die euch besonders gefallen oder die ihr für verbesserungswürdig haltet?
  • 3. Fühlt ihr euch durch die Schule gut auf eure zukünftige berufliche Tätigkeit vorbereitet?

1. Totale Unterforderung, gefühlt werden in der Berufsschule für absolute Banalitäten und Trivialitäten Ewigkeiten gebraucht. 

(zur Ehrenrettung der BS: Das liegt natürlich auch daran, dass die Schülerschaft - gelinde gesagt - nicht gerade die intellektuelle Elite darstellt. )

2. Gefallen tut mir an der BS eigentlich gar nichts. Verbesserungswürdig ist an dieser Institution einfach alles. Aber für mich am dringendsten wäre es, dass man tatsächlich mal damit beginnen müsste, dass man in der BS tatsächlich etwas lernt und nicht nur seine Zeit dort absitzt. 

3. Nein

vor 21 Stunden schrieb CodeScout:

Kennt ihr alternative Bildungsansätze oder innovative Konzepte, die als Ergänzung oder Alternative zur klassischen Berufsschulbildung dienen könnten?

Nein. In Deutschland braucht man den "Schein" ! 

Bearbeitet von Parser
vb
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vor 4 Stunden schrieb skylake:

Dreisatz, Bruchrechnen und Formeln umstellen

diese Dinge würde ich nicht Mathematikkenntnisse nennen. Das sind grundlegende Rechenfertigkeiten. 

Mathematikkenntnisse sind Differential- und Integralrechnung, lineare Algebra und analytische Geometrie sowie die Fähigkeit, Differenzialgleichungen lösen zu können (auch näherungsweise). 

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vor 4 Minuten schrieb Parser:

habe nirgends behauptet, dass der FI dies brauche

 

Stimmt. Aber wir reden über das Angebot der BS. Und wenn der FI diese Fähigkeiten zunächst nicht braucht, muss es an der BS auch nicht unterrichtet werden.  Später mag es für einige durchaus sinnvoll sein, die Themen mal anzugehen.

Bearbeitet von hellerKopf
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In der BS wird versucht, jeden Schüler mitzunehmen. 

Jetzt teilt sich jede Klasse in drei Gruppen:
Gruppe 1: Hat keine Vorkenntnisse, ist aber motiviert
Gruppe 2: Hat keine Vorkenntnisse, aber auch keinen Bock
Gruppe 3: Hat Vorkenntnisse

Die Gruppen unterscheiden sich von Fach zu Fach, wobei Gruppe 2 meist in jedem Fach sagt: "Brauch ich eh nicht."
Die meisten sind in Gruppe 2, der Rest teilt sich auf Gruppe 1 und 3 auf.

Daraus ergibt sich nun auch das Bild was oft über BS gesagt wird: "Die Berufsschule bringt mir nichts."

Das kommt aber daher, weil das Konzept der Berufsschule nur der Gruppe 1 hilft. Gruppe 3 langweilt sich weil zu sehr bei den Basics angefangen wird und Gruppe 2 hat sowieso keinen Bock.

Dadurch wirkt das immer so als wenn die BS es nicht schafft den Stoff rüberzubringen, aber die meisten hören nicht zu und haben keinen Bock.

Ich gebe @skylake recht. Aus meiner Erfahrung geben die Schüler immer den anderen die Schuld für die schlechten Noten. Und wenn es da mal keinen gibt, dann wird immer die "Ich brauch das für meine Fachrichtung sowieso nicht" Karte gespielt. Wenn jeder in der BS mal produktiv mitarbeiten würde, dann ist das Konzept an sich und auch die Lehrkräfte nicht das Problem. Und wenn dann jemand anfängt in jedem Fach zu sagen: "Das brauch ich im Beruf nicht." dann fange ich schon an mich zu wundern, was der überhaupt braucht.

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vor 4 Stunden schrieb skylake:

Azubis sind allerdings auch sehr geschickt darin, BS und Betrieb gegeneinander auszuspielen. Außerdem sind nicht wenige Exemplare dabei, die gerne im Unterricht die Füße hochlegen, wenn diese eigentlich eine Aufgabe bearbeiten sollen

 

ich stimme zu, dass die Eigeninitiative der Azubis ein wichtiger Faktor ist. Tatsächlich habe ich auch Fälle erlebt, in denen Lehrer während einer Klassenarbeit Gruppenarbeiten zulassen oder sogar resigniert sagen: "Macht, was ihr wollt, ihr hört mir ja sowieso nicht zu." Das wirft natürlich Fragen zur Qualität der Lehre auf. Oder auch Themen einfach nicht verständlich erklären können. 

Ich vermute, ein Teil des Fokus in der Berufsschule liegt darauf, dass die Schüler lernen, sich Themen selbst anzueignen. Das ist eine Fähigkeit, die im späteren Berufsleben extrem wichtig ist. Aber es gibt ein Balanceproblem: Wie viel Selbststudium ist angemessen, und inwieweit sollte der Lehrstoff von den Lehrern aktiv vermittelt werden?

Ein weiteres Problem ist, dass die Unterrichtsthemen manchmal nicht ganz dem entsprechen, was laut IHK für die Prüfungen gefordert wird. Es scheint, als ob es manchmal eine Diskrepanz gibt zwischen dem, was in der Schule gelehrt wird, und dem, was in den Prüfungen verlangt wird.

 

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Am 15.2.2024 um 17:17 schrieb CodeScout:

Zusätzlich an alle:

Kennt ihr alternative Bildungsansätze oder innovative Konzepte, die als Ergänzung oder Alternative zur klassischen Berufsschulbildung dienen könnten?

Bin gespannt auf eure Meinungen und Anregungen!

Studium mit Spezialisierung würde gehen ; )

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Am 16.2.2024 um 15:42 schrieb Datawrapper:

Gruppe 1: Hat keine Vorkenntnisse, ist aber motiviert
Gruppe 2: Hat keine Vorkenntnisse, aber auch keinen Bock
Gruppe 3: Hat Vorkenntnisse

Und wenn man Vorkenntnisse hat, hat man automatisch Bock?  Grundsätzlich haben die meisten in einer FI- Klassen schon Motivation denke ich. 

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Am 16.2.2024 um 15:42 schrieb Datawrapper:

In der BS wird versucht, jeden Schüler mitzunehmen. 

Jetzt teilt sich jede Klasse in drei Gruppen:
Gruppe 1: Hat keine Vorkenntnisse, ist aber motiviert
Gruppe 2: Hat keine Vorkenntnisse, aber auch keinen Bock
Gruppe 3: Hat Vorkenntnisse

Würde mich auch der Gruppe 3 zugehörig fühlen, fühle mich maßlos unterfordert, dazu kommt, dass der Großteil meiner Klasse wohl Gruppe 2 ist.

Den Unterricht alleine mit dem Lehrer zu bespaßen geht einen Tag oder mehrere Stunden ja gut, aber habe keine Lust als einziger Schüler "den Unterricht zu machen"...

Naja, immerhin habe ich einen 1er Schnitt & muss quasi nichts dafür tun. 

Dazu haben wir Lehrer die entweder komplett von Themen abschweifen und den RELEVANTEN Stoff vernachlässigen.
Oder das Gegenteil: Lehrer die kommen, uns ein Blatt hinlegen, und sagen recherchiert 2Stunden zu den "relevanten" Stoff zu Thema XY und innerhalb von 5min fassen wir es dann zusammen
-> Am Ende hat jeder was anderes in seinen Einträgen drin stehen & die Hälfte vermutlich falsch/nicht richtig zugeordnet und haben dann schlechte Noten weil Sie das falsche gelernt haben. 

Würde sagen, es ist ein riesiges Motivationsproblem sowohl bei Schülern & Lehrern.

Bearbeitet von ItsMeArdy
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vor 15 Stunden schrieb be98:

Und wenn man Vorkenntnisse hat, hat man automatisch Bock?

Das habe ich nicht gesagt. Aber durch das aktuelle Berufsschulsystem wird den Schülern die (wenn vorhandene) Motivation aber recht schnell genommen, weil eben, gerade am Anfang, nur die Basics gemacht werden. Das beginnt ja bei "Was ist HDMI?", was ist ein BIOS, was ist ein LAN-Kabel usw. 

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Das ist aber in jeder Schulklasse der Fall. Also man kann viel erzählen, aber ich glaube nicht dass es viele Klassen gibt wo es einfacher ist zu unterrichten als in einer FI - Klasse. Wer es da nicht hinbekommt, kriegt es auch woanders nicht hin.

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