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Empfohlene Antworten

Ich habe es hier schon öfters gelesen, dass man in Betrieben anfordern kann, ein gutes Arbeitszeugnis zu bekommen. Auch kann man es selbst schreiben, wie in diesem Thread z.B.

Da fragt man sich schon, welchen Sinn und Zweck ĂŒberhaupt noch Arbeitszeugnisse haben, wenn man diese sowieso grundlegend und sogar gewollt Manipulieren kann? Welchen Mehrwert haben dann die Firmen, wenn sie so ein Zeugnis lesen? Sie können sich ja nicht mal sicher sein, dass das Zeugnis der Wahrheit entspricht. Wozu also das Ganze? Das ist doch letzen Endes nur ein Nachweis, dass ich in Firma X gearbeitet habe. Mehr nicht. DafĂŒr braucht man aber kein Arbeitszeugnis, sondern nur eine offizielle BestĂ€tigung. Ist das Zeugnis nur mal wieder der deutschen BĂŒrokratie geschuldet oder lĂ€uft das im Ausland so Ă€hnlich?

Neben diesen wohlwollenden Aussagen zu eigenen Person wird ja auch der Betrieb kurz beschrieben und deine Aufgaben bzw deine Aufgabenbereiche aufgelistet. So gibt das schon einmal einen groben Überblick was ich von dem Bewerber erwarten kann. Und bei den Formulierungen ĂŒber die jeweilige Person, heißt es zwischen den Zeilen zu lesen.  Bei vielen Zeugnissen bekommt man wirklich ein ungefĂ€hres Bild des Bewerbers. Besonders wenn mehrere Zeugnisse vorliegen.

 

Das Arbeitszeugnis, wie wir es heute kennen, ist meiner Meinung nach ein Relikt aus alten Zeiten, welches bis heute Bestand hat, weil es eben schon immer so war. Zumindest in Branchen wie der IT bietet das fĂŒr mich keinen Mehrwert. Bei meinen Bewerbungen hat das auch nie eine große Rolle gespielt. Falls man eines hatte, war das schön, falls nicht, dann nicht.

Alles berufs-relevante, wie Skills, Erfahrung, Projekte und Co. klÀrt man im Anschreiben, via Xing oder im VorstellungsgesprÀch. Das sagt mehr aus, als jeder gesetzlich verpflichtende und förmliche Wisch, welcher in der Formulierung und Themenwahl maximal limitiert ist.

FrĂŒher mag das Sinn gemacht haben (gerade fĂŒr eher handwerkliche Berufe z.B.), aber anno 2017 fĂŒr die IT ist das echt ĂŒber.

Soll ja "angeblich" auch mal richtig versteckte Dinge gegeben haben, wie z.B. der Punkt nach der Unterschrift, welcher gesagt hat:
"Ruf mich zu dem Ömmel mal an, hab Dir da was zu erzĂ€hlen".
Ob sowas jemals wirklich "zwischen den Zeilen" gelesen wurde wage ich zu bezweifeln.
Und selbst wenn es das gibt, weiß das doch kein Mensch...

Geil, das hab ich ja noch nie gehört. In der Hoffnung, dass mich gleich nach Feierabend kein schwarzer Mercedes mit getönten Scheiben einsammelt: Gibt es vielleicht auch eine Art Bibelcode in Arbeitszeugnissen? Irgendwelche, in bestimmten Buchstabenkonstellationen eingebauten Hinweise, die man quasi nur mit einer Schablone erkennen kann? 

  • Autor
vor 8 Stunden schrieb Sullidor:

Neben diesen wohlwollenden Aussagen zu eigenen Person wird ja auch der Betrieb kurz beschrieben und deine Aufgaben bzw deine Aufgabenbereiche aufgelistet. So gibt das schon einmal einen groben Überblick was ich von dem Bewerber erwarten kann. Und bei den Formulierungen ĂŒber die jeweilige Person, heißt es zwischen den Zeilen zu lesen.  Bei vielen Zeugnissen bekommt man wirklich ein ungefĂ€hres Bild des Bewerbers. Besonders wenn mehrere Zeugnisse vorliegen.

Ich habe schon in einigen Firmen gearbeitet und habe auch einige Arbeitszeugnisse aber in keinem wird die Firma beschrieben und die Aufgabenbereiche hat man dann auch auf einen Satz reduziert. Da lÀsst sich auch nicht so viel herauslesen, was man gemacht hat. Da steht dann so viel, wie

Zitat

Standmontage inklusive aller Vormontagen anhand von Konstruktionszeichnungen und StĂŒcklisten

Ja, als Mechatroniker (mein damaliger Beruf) sollte man Konstruktionszeichnungen lesen können.

So viel nĂŒtzliches bietet also das Arbeitszeugnis nicht. Laut einigen Quellen im Internet ist Deutschland auch hier mal wieder ein Exot. Kein anderes Land kennt sowas, wie Arbeitszeugnisse. Das hatte ich mir auch schon fast gedacht. FĂŒr viele Personaler scheint es lĂ€stig zu sein, so etwas zu schreiben und die Mitarbeiter selbst beauftragen, es zu schreiben, ohne es sich noch mal genauer anzuschauen. Also eigentlich nur ein StĂŒck Papier, womit man sein A***** abwischen kann.

Hallo in die Runde!

Spannend finde ich da ja, dass meistens die Personalabteilungen die Zeugnisse erstellen. 

Die haben oft abseits der arbeitsvertraglich festgehaltenen TĂ€tigkeiten (die sich, man möchte es kaum glauben, im Laufe eines ArbeitsverhĂ€ltnisses tatsĂ€chlich mal Ă€ndern sollen) wenig bis gar keine Ahnung, was der Mitarbeitende eigentlich tatsĂ€chlich an TĂ€tigkeiten im Unternehmen ausgefĂŒhrt hat, geschweige denn in welcher QualitĂ€t dies geschah.

Grade in grĂ¶ĂŸeren Unternehmen kommt da noch hinzu, dass oft selbst die direkten disziplinarischen (laut Organigramm) Vorgesetzten keinen direkten Kontakt zu den Mitarbeitenden haben.

Die einzigen, die einen wirklich relevanten Input fĂŒr so ein Zeugnis geben könnten, wĂ€ren Kollegen im Peer Feedback. Aber auch hier gilt: Da das Arbeitszeugnis "wohlwollend formuliert und berufsfördernd" sein muss, kann da eigentlich nur schwammiger Mist bei rauskommen, selbst wenn man die stets zu unserer vollsten Genervtheit ausgelutschten Phrasen kennt, deren Vermissen wir ĂŒbrigens nicht Bedauern wĂŒrden und ihnen auch nicht viel Erfolg auf dem weiteren Berufsweg wĂŒnschen. ;) 

Gruß, Goulasz :goulasz: 

vor 52 Minuten schrieb Goulasz:

Die haben oft abseits der arbeitsvertraglich festgehaltenen TĂ€tigkeiten (die sich, man möchte es kaum glauben, im Laufe eines ArbeitsverhĂ€ltnisses tatsĂ€chlich mal Ă€ndern sollen) wenig bis gar keine Ahnung, was der Mitarbeitende eigentlich tatsĂ€chlich an TĂ€tigkeiten im Unternehmen ausgefĂŒhrt hat, geschweige denn in welcher QualitĂ€t dies geschah.

Eventuell liegt es nur an mir, aber bei den letzten Arbeitzeugnissen habe ich selber eine Liste mit meinen Aufgaben erstellt, diese dann mit dem Personalverantworlichen besprochen und eventuell noch einige Formulierungen geĂ€ndert und dann wurde diese Liste meinst genau so ĂŒbernommen. Und die spiegeln dadurch wirklich meine tatsĂ€chlichen TĂ€tigkeiten wieder. 

vor 12 Stunden schrieb Whiz-zarD:

Ich habe schon in einigen Firmen gearbeitet und habe auch einige Arbeitszeugnisse aber in keinem wird die Firma beschrieben und die Aufgabenbereiche hat man dann auch auf einen Satz reduziert.

In meinem Arbeitszeugnissen wird auf knapp einer halben Seite erst einmal jeweils die Firma beschrieben,  wieviele Personen beschĂ€ftigt sind u.s.w..  und meine Aufgabenbereiche, hab ich wie bereits oben erwĂ€hnt, selber (wahrheitsgemĂ€ĂŸ) verfasst. Da hab ich natĂŒrlich darauf geachtet, dass diese aussagekrĂ€ftig formuliert waren.

 

 

Am 26.7.2017 um 12:26 schrieb Whiz-zarD:

Da fragt man sich schon, welchen Sinn und Zweck ĂŒberhaupt noch Arbeitszeugnisse haben, [...] DafĂŒr braucht man aber kein Arbeitszeugnis, sondern nur eine offizielle BestĂ€tigung. [...]

Am 26.7.2017 um 13:17 schrieb Errraddicator:

Das Arbeitszeugnis, wie wir es heute kennen, ist meiner Meinung nach ein Relikt aus alten Zeiten, welches bis heute Bestand hat, weil es eben schon immer so war. Zumindest in Branchen wie der IT bietet das fĂŒr mich keinen Mehrwert.

Ich zitiere mal aus Wikipedia:

Zitat

Ein Arbeitszeugnis ist eine vom Arbeitgeber erstellte UrkundeÂ ĂŒber ein DienstverhĂ€ltnis. In Österreich spricht man von einem Dienstzeugnis.

Wenn lediglich die gesetzlichen Mindestanforderungen in Bezug auf den Inhalt erfĂŒllt sind, dann spricht man von einem einfachen Arbeitszeugnis. Es enthĂ€lt die Personalien und Angaben zu Art und Dauer der BeschĂ€ftigung, aber keine Wertungen.

Es ist also primĂ€r dein persönlicher Nachweis fĂŒr die Arbeit. - NatĂŒrlich könntest du auch so etwas fĂ€lschen, aber solange du das nicht tust, kannst du mit keinem anderen Dokument Nachweisen, dass du bei Firma XY fĂŒr Zeit n gearbeitet hast. 

Gehen wir mal weg von Kleinstunternehmen wie in dem Beispielthread, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass ein Unternehmen von einem anderen Arbeitszeugnis abschreibt. Nach 2-4 Arbeitszeugnissen ergibt sich also ein Konstantes Bild / Profil von einem Bewerbungskandidaten. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach einer Unterhaltung mit @Goulasz , habe ich festgestellt, dass ich mich etwas umstĂ€ndlich ausgedrĂŒckt habe und man die eigentliche Intension hinter meinen letzten Post nicht erkennen konnte.

Ich find das Arbeitszeugnis als allein stehendes Instrument auch eher suboptimal. Da katapultiert man sich bereits  ins Abseits, wenn der Personaler/Chef sich nicht mit den jeweiligen Aufgaben auskennt oder, was viel wahrscheinlicher ist,  sauer ist weil man geht.

Wie ich bereits schrieb, erstelle ich schon zu „guten“ Zeiten stichpunktartig eine Liste mit meinen Aufgaben, bespreche dies mit dem Personalverantwortlichen und aktualisiere diese auch regelmĂ€ĂŸig. Bisher wurde die Liste dann auch so ins Zeugnis ĂŒbernommen. Selbst wenn der Chef/Personalverantwortliche nach einer KĂŒndigung des Arbeitnehmers sauer ist, so wird er kaum die MĂŒhe machen eine neue Liste mit Aufgaben zu erstellen um einen schlechter zu stellen. Dies wird klassischerweise ĂŒber den „Verhaltensteil“ im Zeugnis versucht.

Was ich jedoch nicht erwĂ€hnt habe, ich pflege privat noch eine sehr viel genauere Liste mit meinen FĂ€higkeiten und Erfahrungen, die gewöhnlich ein Teil meiner Bewerbung wird. Viele Arbeitgeber fordern von Bewerbern inzwischen ebenfalls eine Liste mit deren „Skills“.

Was man in solchen Fall dann aus einem Arbeitszeugnis rauslesen kann, ist in was fĂŒr einer Umgebung der Bewerber bisher arbeitete und ob sich die Aufgabengebiete im Arbeitszeugnis mit der „privaten“ (Skill)Liste sich grĂ¶ĂŸtenteils ĂŒberschneiden.

Und wenn es da derbe Unterschiede gibt, dann lohnt es sich meist dort nÀher hinzusehen. Denn dann bauscht der Bewerber entweder mÀchtig auf oder er stellt sich selber schlechter dar, als er eigentlich ist.  Das ist mir besonders wÀhrend der Suche nach Azubis nur aufgefallen. Seitdem

achte ich darauf, dass sich die TĂ€tigkeiten im Arbeitszeugnis mit meiner privaten  Liste von FĂ€higkeiten und Skills deckt. Gerade auch dann, wenn man dies ĂŒber mehrere Betriebe hinweg durchzieht.
vor 42 Minuten schrieb kylt:

Nach 2-4 Arbeitszeugnissen ergibt sich also ein Konstantes Bild / Profil von einem Bewerbungskandidaten. 

Kylt hat dies schon sehr schön spezifiziert.
Am 26.7.2017 um 12:26 schrieb Whiz-zarD:

Ist das Zeugnis nur mal wieder der deutschen BĂŒrokratie geschuldet oder lĂ€uft das im Ausland so Ă€hnlich?

Ich habe einige Zeit lang in England gearbeitet: Dort lĂ€uft es ĂŒber "references" - Du musst bei einer Bewerbung 2-3 ehemalige Vorgesetzte benennen, die dann von deinem zukĂŒnftigen Arbeitgeber befragt werden. Das kann in Form eines Telefonats sein aber durchaus beinhalten, dass ein Fragebogen verschickt wird, den der ehemalige Vorgesetze dann auszufĂŒllen hat.

Auf dem Weg (Referenzkontakte) versuchen es ja auch manche angelsĂ€chsisch angehauchte Dienstleister. Ist dann nur ein Problem, wenn man z.B. selbstĂ€ndig war und Geheimhaltungsklauseln unterschrieben hat, in denen meist auch enthalten ist, dass man keinerlei Kundendaten nach außen gibt. Kontaktdaten von Vorgesetzten / Mitarbeitern sind halt auch Kontaktdaten, die missbraucht werden können zum Zwecke der Rekrutierung / AÜ oder sonstigem.

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